So 5. Aug 2012, 05:30
Hallo titus,
bekomme dieses Jahr nur wenig von Olympia mit. Daher kann ich die Spiele in London auch nicht wirklich beurteilen. Frühere Berichterstattungen habe ich aber meist so in Erinnerung, daß zwar die eigene Mannschaft, aber auch das eigene politische Lager im Mittelpunkt stand.
Soll heißen, Demokratie kontra Kommunismus. Der Gedanke von "dabei sein ist alles" zählt zwar schon ein bisschen, aber dieses "wir gegen die" spielte zumindest früher auch eine große Rolle. Kann man beispielsweise am politischen Olympiaboykott 1980 und 1984 festmachen. In Moskau fehlte der Westen, in Los Angeles der Osten.
Entsprechend war auch die Berichterstattung, da sich Deutschland-West mehr den westlichen Nationen verbunden fühlte, die auch meist recht intensiv dargestellt wurden, während Deutschland-Ost mehr den östlichen Nationen verbunden war und entsprechend kritischer oder gar nicht dargestellt wurde.
Deutschland selbst wurde in der Berichterstattung zwar schon dargestellt, aber eben eingebunden in den Westen. Die DDR war Konkurrenz und daher war eine vergleichbar patriotische Berichterstattung wie in den USA nicht möglich.
Erst durch die Wiedervereinigung fiel diese Konkurrenzsituation ein wenig weg. Dazu löste sich der frühere Ostblock auf und viele der dort einst integrierten Nationen gehören nun zur EU. Was den Fokus der Berichterstattung auch ein wenig weg von diesem Lagerdenken brachte.
Geblieben ist die recht USA-zentrierte Sichtweise und nun eben auch die National-zentrierte Sichtweise, die tatsächlich ab 2006 verstärkt wieder möglich wurde.
Davor war es schon etwas befremdlich, wenn beispielsweise bei einer Fußball-WM deutsche Flaggen neben den patriotisch geschwenkten Flaggen anderer Nationen zu sehen waren.
Erst seit der WM 2006 hat sich dies den anderen Ländern angenähert. Seitdem ist es nicht nur ok, beispielsweise italienische, spanische, brasilianische usw. Flaggen stolz bei einem Erfolg der eigenen Mannschaft zu zeigen, sondern eben auch die deutsche Flagge.
Und dies spiegelt sich eben bei allen sportlichen Veranstaltungen wieder.
Aufhänger für einen Beitrag ist dann eben nicht mehr das Lagerdenken, "werden wir oder die anderen", sprich eine westliche Nation oder eine östliche Nation eine Medaille erobern, sondern mehr die nationale Frage, wie werden die deutschen Sportler in Konkurrenz zu den anderen Ländern abschneiden.
Wobei meinem Eindruck nach, aber weiterhin auch erfolgreiche Sportler befreundeter Nationen in den Mittelpunkt gerückt werden.
Wobei sich natürlich vieles auf Gold-Silber-Bronze konzentriert, während weiter hinten liegende Sportler nur dann berücksichtigt werden, wenn sie die Möglichkeit zu einer guten Story bieten.
Patriotisch waren die Spiele schon immer, nur hat sich eben der Fokus auf dem die Sichtweise lag verschoben.
Wie gesagt ich bekomme dieses Jahr davon nur am Rande mit, meist Kurzzusammenfassungen mit Siegerehrung, wenn ich grad zufällig unterwegs bin und irgendwo ein Fernseher läuft.
Daher kann ich das diesmal gar nicht so richtig beurteilen weil zudem die unterschiedlichsten Sender gezeigt werden. Bin da also weg von ARD und ZDF.
In meiner Jugend hatte ich zudem die Möglichkeit teilweise auch die Berichterstattung von ORF und SRG später (SF-)DRS mitzuverfolgen. Vielleicht ist mir daher dieser allzu deutschzentrierte Blick nie so total bewußt geworden, weil mir das einfach auch nicht so wichtig ist.
Dazu kommt, daß mich die Leistungsverzerrung durch Doping auch etwas abschreckt und ich mich so manches Mal frage, ob nun eine Leistung wirklich nur hartem Training zu verdanken ist, oder nicht vielleicht auch Aufbaupräperaten, die die Gesundheit der Sportler ruinieren können. Den Leistungsgedanken, besser-höher-weiter sowieso.
warum man das im Fernsehen nicht transportieren kann?
Weil es nicht so transportiert werden soll. Es geht ja immer auch ums gewinnen und da will man eben daß die eigenen Leute gewinnen. Gerade weil viele nichtmal die eigenen Sportler kennen, die da gegeneinander antreten, wird versucht diese den Zuschauern nahe zu bringen.
Letztendlich wird Olympia so auf den Medaillenspiegel reduziert, wo nicht mal mehr eine Einzelleistung wirklich wichtig ist und zählt, sondern nur noch die Gesamtzahl im Vergleich zu anderen Nationen.
Deshalb ist mir Olympia auch längst nicht mehr so wichtig wie früher, weil mich Konkurrenzdenken meist nicht sonderlich interessiert. Ich freu mich halt für die sportliche Leistung Einzelner, die mir zufällig irgendwie auffallen.
Ansonsten interessiert mich Sport auch schon lange nicht mehr so sehr wie früher.
Und dieses Jahr tendiert das Interesse aus persönlichen Gründen die nichts mit Olympia zu tun haben sowieso gegen Null. Vielleicht irgendwann in Zukunft könnte ich im Rückblick doch das ein oder andere noch interessant finden, aber das bleibt abzuwarten.
Wünsche dir trotzdem viel Spaß mit Olympia. Vielleicht hilft es dir ja, einfach mal Berichterstattungen ausländischer Sender mitzuverfolgen? Dann lernst du auch andere Sportler kennen. Auf Internetseiten findet sich sicher auch das ein oder andere.
Schönen Gruß
AnsBriQue