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 Betreff des Beitrags: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: So 1. Apr 2012, 10:33 
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Gut, schon die Frage ist bescheuert, aber besser konnte ich es nicht formulieren.

Nochmal die Zusammenfassung: Ich gehe seit einem halben Jahr (ca. 30 Stunden) zur Therapie. Erst wurde eine Kurzzeitth. beantragt und dann die Umwandlung in eine Analyse. Seit ca. einem Monat gehe ich nun 2x die Woche hin.

Allgemein heißt es doch immer: "Nach 10 Stunden sollten Sie eine Verbesserung erwarten". Ich wusste ja am Anfang gar nicht, was mich erwartet, hatte also auch gar nicht den unbedingten Wunsch, nach 10 Stunden Erleichterung zu spüren. Ganz im Gegenteil, eigentlich: Ich war einfach nur neugierig. Ich meine, ich hab diese Ängste jetzt seit 40 Jahren, da kommt es auf zwei Jahre mehr oder weniger nicht an. Mittlerlweile hab ich gemerkt, dass definitiv eine Wirkung eingesetzt hat: Es ist so, als seien zig neue Türen geöffnet worden und ich kann in alle möglichen Räume hineinsehen, bin jedoch nicht in der Lage, sie zu betreten oder gar mich dort einzurichten. Ich schaue einfach nur. Aber das ist auch gut so. Für mich selbst reicht es total, einfach auf diese Reise durch meine Seele zu gehen. Es fühlt sich gut an, aufregend, beunruhigend, aber insgesamt vor allem spannend.

Hm, meine Freundin, die eine TfP macht und gleichzeitig angefangen hat, berichtet von richtigen 'Erfolgen'. Ist es denn wirklich so, dass man sich mehr oder weniger entspannt zurücklehnen kann und sagen kann: "Ich mach 'ne Analyse; bei mir dürfen die Symptome erst mal so bleiben"? Schon wenn mein Therapeut mal fragt: "Wie geht es Ihnen?", dann komme ich mir komisch vor, wenn ich sage: "Die Ängste sind immer noch da, aber ansonsten geht es mir gut".

Für mich persönlich fühlt sich das stimmig an, aber ich frage mich, ob ich das so richtig sehe? Kann man sagen, dass bei einer analytischen Behandlung irgendwann mal eine tatsächliche und offensichtliche Verbesserung eingetreten sein muss? Das setzt mich dann schon wieder so unter Druck. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte 'nur' eine TfP oder gar eine Verhaltenstherapie, dann müsste man schon so langsam in die Endphase gehen - aber ich hab das Gefühl, wir haben noch nicht mal richtig angefangen. Ist das normal? Das ist doch irgendwie purer Luxus, so völlig ohne eine Erwartungshaltung und scheinbar ohne Plan eine Therapie zu machen.

Hier sind ja so viele unter euch, die schon viel mehr Erfahrung haben. Wie ist das denn so bei euch - kann man da sagen: "Ab der 60. Stunde ging es mir besser"? oder so ähnlich? Ich meine, irgendwann sind auch 240 oder 300 Stunden um...


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: So 1. Apr 2012, 10:33 


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: So 1. Apr 2012, 13:04 
Da gibt es keine allgemeine Regel. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen, mit denen jeder Einzelne in die Therapie geht (therapeutische Vorerfahrungen, Krankheitsbild). Wenn du mit dem bisher Erreichten zufrieden bist, ist es doch gut! Wenn jemand unter großem Leidensdruck steht und es bewegt sich erstmal nichts, ist das natürlich sehr unbefriedigend. Ich wollte einige Probleme am liebsten schnell loswerden, doch mindestens einmal hat mir meine Analytikerin gesagt, dass diese erstmal ausgehalten werden müssen, dass so schnell keine Veränderung zu erwarten sei. Schon zu Beginn hat sie mir gesagt, dass sie nicht wüsste, ob mir die Analyse helfen würde, sie könne keine Heilungsversprechen geben.
In der Analyse arbeitet man sehr gründlich, aber auch langsamer als in anderen Therapien. Man hat viel mehr Zeit, aber man braucht sie bei dieser Arbeitsweise auch. Also mach dir keinen Druck! Wer behauptet denn, dass man nach 10 Stunden eine Verbesserung spüren muss? Analytiker doch bestimmt nicht.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: So 1. Apr 2012, 14:03 
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Naja, das mit den 10 Stunden liest man immer, wenn man sich über Therapien allgemein informiert. Vermutlich ist die Analyse da ausgenommen. Das ist ja auch einleuchtend, aber trotzdem muss ja irgendwann vielleicht mal so was wie ein Scheitelpunkt erreicht werden, oder? Ich kann mir das immer noch nicht so richtig vorstellen, vor allem, wenn ich das mit meiner Freundin vergleiche. Im Grunde bespricht sie in ihrer Therapie ja ähnliche Dinge wie ich; wir haben ähnliche (was heißt das schon?) Probleme usw.

Kann man da wirklich sagen, dass es normal ist, dass sich in einer Analyse für einen bestimmten Zeitraum nichts verbessert? Dass sich etwas tut, merke ich ja. Ich hab nur Angst, mal wieder, dass der Therapeut dann vielleicht so nach weiteren drei Monaten sagt: "Also, Frau Titus, sie kommen jetzt seit einem Dreivierteljahr zu mir und Sie haben immer noch dieselben Ängste wie vorher. Dann kann ich Ihnen wohl nicht helfen". Um also möglichst unbeschwert mit dieser Frage umgehen zu können, fände ich es ganz hilfreich, mal von anderen zu hören, wie das so läuft.

Klar, ich könnte ihn auch direkt fragen, aber in solchen Sachen ist er immer relativ bedeckt. Da kommt dann so was wie ein "Hm" - zwar sehr herzerwärmend :knuddel: , aber inhaltlich nicht aufklärend.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: So 1. Apr 2012, 15:21 
Also geht es dir vor allem um die Angst "rauszufliegen"? Das solltest du aber schon mal in der Therapie ansprechen. Ich hab das schon (wg. schlechter Vorerfahrung) gemacht, bevor ich mich für die Analyse entschieden habe, und eine (beruhigende) Antwort bekommen. Etwas mehr als "mh" sollte dein Analytiker bei diesem Thema schon herausbekommen. Selbst wenn keine direkte Antwort kommt, so merke ich meistens an Fragen und Bemerkungen meiner Analytikerin, wie sie über etwas denkt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: So 1. Apr 2012, 16:22 
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Nee, das ist es auch wieder nicht. Ich glaub nicht, dass ich rausfliege. Klingt jetzt irgendwie widersprüchlich. Ich kenne ja nur mich in der Therapie und hab so gar keine Ahnung, wie andere Leute das erleben - und wie der Therapeut andere Leute erlebt - und hab dabei immer noch die Frage im Kopf, ob ich das alles richtig mache. Ich glaub, ich hab sie hier auch so ähnlich schon mal gestellt :kopfkratz:

Und auf solche Fragen antwortet er nicht, was ja auch gut ist, denn der Witz ist ja nicht, mich ständig mit solchen "alles-ist-gut"-Floskeln zu füttern.

Hätte mich jetzt hat mal interessiert, wie das so bei anderen Leuten ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: So 1. Apr 2012, 22:33 
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titus, was glaubst du denn? denkst du, dass du deine ängste irgendwann mal hinter dir lassen kannst?

das war etwas, an dem ich recht schnell die "wirksamkeit" meiner analyse feststellen konnte. ich hab immer gedacht, eigetlich weiß ich schon alles über mich, über meine geschichte, über das warum meiner ängste und meiner macken. gleichzeitig konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich irgendwann mal "lernen" könnte, da aus zu steigen. keine ahnung. das war so eine merkwürdige gewissheit, dass ich bei so was nicht lernfähig bin - und das, obwohl ich mich sonst eigentlich immer für ziemlich aufgeweckt hielt. ich wusste, ich kann gut sprachen lernen, mir schnell theorien anegnen, fremde kulturelle systeme kapieren und mich sogar in ihnen bewegen. aber mich selber hilet ich für hermetisch und hoffnungslos.

nach beginn meiner analyse hat sich das geändert: es gab das diffuse gefühl, wenn, dann hier, dann so und dann mit dieser frau. irgendwie hat es klick gemacht, hat sie dich am haken, da könnte was ganz neues in gang kommen. natürlich kamen dann immer und immer wieder auch zweifel. natürlich hab ich ihr löcher in den bauch gefragt: glauben sie, dass sie mir helfen können. natürlich hat sie immer gesagt. ich weiß es nicht. und doch, irgendwo hat sie so eine kleine gewissheit in mir angezündet, schon gleich amfang.

hast du so ein gefühl?

das gefühl, etwas vielleicht nicht richtig zu machen, die latente angst, vor die tür gesetzt zu werden, weil "es" nichts fruchtet, ich glaub die gehört zur analyse wie das amen zur kirche. da scheint mir jeder durch zu müssen.

meine terapeutin hat mir mal gesagt - da ging es darum, zu bestimmen, wann es zu ende ist - sie haben kein vertrauen in uns, dass wir das zusammen und gemeinsam entscheiden können, dass wir so lange reden, bis wir gemeinsam eine lösung tragen können. und in der trat, dies vertrauen, das hatte ich lange nicht, langsam entsteht es....für mich eine dieser kopernikanischen wenden.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mo 2. Apr 2012, 08:51 
Das Klick von neko kam bei mir auch.
Bei titus kommts bestimmt auch. :)

Nach einer Pause brauchte ich es wiederholt.
Wußte dann aber schon, daß ich einfach ganz oft danach fragen muß, entgegen aller ratio, bis mein kleines Kind im Innern zufrieden war...


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mo 2. Apr 2012, 09:18 
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neko, so ein ähnliches Gefühl hab ich komischerweise auch, dass ich, allerdings ohne *klick*, sondern gaaaaaaaaaanz schleichend gemerkt habe: Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht hier, wo dann? Er oder keiner! Das war mir vorher überhaupt nicht klar. Und ich kenne dieses Gefühl überhaupt nicht von mir, denn ich hatte noch nie in meinem Leben so eine Ahnung, irgendwas richtig zu machen. Ich wechsle ständig die Ärzte, ich hab gefühlte 100x mein Studienfach gewechselt, ich bin bestimmt 14x umgezogen - aber ich sehe einen Psychoanalytiker, setz mich in seinen Sessel und merke wie du: Der hat mich am Haken!

Und auch ich hab mir immer gedacht: "Wozu eigentlich eine Analyse? Ich weiß doch, warum ich so bin, wie ich bin. Was soll sich da schon ändern?" - naja, inzwischen hab ich etliches dazugelernt; die Schwerpunkte sind einfach ganz anders. Ich sehe mich irgendwie anders. Ist ja auch schon mal was... Ich kann einen Schritt zurücktreten und feststellen: "Das, was du da machst, ist Mist und dient nur zur Vermeidung von etwas anderem" oder so ähnlich. Und ich stelle viel größere Zusammenhänge her zwischen verschiedenen Themen, die ich bisher immer getrennt betrachtet hatte. Mein Essverhalten hatte ich bisher gar nicht für besonders auffällig gehalten (Übergewicht :q: ) und hab mich sogar innerlich darüber empört, dass der Therapeut das in den Probestunden angesprochen hat ("Hatten Sie schon immer etwas Übergewicht?"). Ich dachte: "Was geht den mein Gewicht an???!!! Ist das auch so einer, der nur auf das Äußere achtet???" Er hat es dann auch nie weiter thematisiert, bis ich irgendwann von selbst darauf gekommen bin, warum ich mehr esse als nötig. Und nun, mit dieser Erkenntnis, fühlt es sich ganz anders an. Ich hab jetzt nicht mehr irgendwelche Verhaltensregeln im Kopf, von wegen: "Du musst so und so essen und dann ist das gesund", sondern ich weiß jetzt, was das Essen für mich bedeutet. Das ist ja alles schon durchaus ein Erfolg, denke ich.

Insofern ist da auch die Gewissheit: "Das, was wir da machen, ist genau das, was du brauchst!". Trotzdem werde ich wohl nie jemand sein, der gerne Achterbahn fährt... Eine ängstliche Persönlichkeit werde ich bestimmt, zumindest in Ansätzen, bleiben. Aber es wäre schön, wenn ich irgendwann mal dahin käme, nicht mehr bei jeder kleinsten Irritation in Panik zu verfallen. Und ja, das kann ich mir schon vorstellen. Aber davon bin ich sicher noch weit entfernt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mo 2. Apr 2012, 11:01 
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ja, titus, nach deinen erzählungen hatte ich auch den eindruck, dass du am haken hängst....

bei mir hat es in den probatorischen sitzungen tatsächlich so einen moment gegeben, in dem es 3 mal klick gemacht hat. das erste mal bei meiner therapeutin. da habe ich einen zusammenhang aus meiner familingeschichte erzählt und da ging ein ruck durch sie. ich weiß, ich bin mir sicher, in dem moment hat sie sich entschieden mit mir zu arbeiten. ich konnte fast ihre gedanken hören: ja das kenne ich, dabei kann ich neko helfen. direkt danach ist was in meinem kopf passiert. sie hat mir die wahrscheinlich recht stereotype frage gestellt, was ich mir eigentlich von ihr wünschen würde...ich hab nachgedacht und festgestellt, da ist nichts, ich kann das nicht, wünsche an andere haben...das hab ich gesagt, mit einer traurigkeit, von der ich nicht wusste, dass ich sie spüre. und darauf hat sie entgegenet, ja ich weiß....in der selben stunde habe ich erzählt, dass meine familie mich max genannt hat bis ich 13 war und mich wie einen jungen erzogen hat, weil mein vater von seinem erst geborenen sohn enttäuscht und ich der zweite versuch war. diese gechichte fand ich schon immer unendlich traurig, ich wusste, sie hat mit meiner macke, meinem mich falsch in der welt fühlen, meinem hochstaplersyndrom, ach mit allem zu tun, was ich an mir als verkehrt und defizitär empfand....ein teil von mir dachte auch, dass muss sie betroffen machen. was passiert. sie fragt: warum max? mir fiel nichts ein. sie fragte noch einmal: hieß ihr bruder wenigstens moritz? und da hüpfte trotz all der beklemmung ein lachen durch meine brust. und ich wusste, oh ja, mit der frau will ich durch all das schwere gehen...das könnte klappen, ohne dass ich oder wir beide versinken in einem meer aus schmerz. in dem moment wusste ich, ich werde bleiben. das war in der dritten stunde.


zu der achterbahn: ich glaube manchmal, titus, dass es darum geht, dass wir verstehen, es gibt ein paar beschränkungen als ergebnis unserer geschichte, aber damit können wir leben, wir werfen uns das nicht mehr vor, wir wünschen es uns nicht mehr sehnlichst anders. ich werde wohl nemals in meinem leben die kunst des small talks so lässig beherrschen, wie manche meiner freundinnen. aber ich habe und werde die angst verlieren, dass andee mich nicht mögen, ich zu viel, zu anstrengend bin. ich werde wissen, dass ich anderes gut kann, menschen z.B. dazu zu bewegen, sich auf wirklich tiefe gespräche mit mir einzulassen.

das ist auch etwas, dass ich von meiner therapeutin lerne. sie ist in manchen situationen ein bisschen ungelenk, vielleicht sogar ein ganz ein kleines bisschen schüchtern. aber sobald sie in ihrem sessel sitzt ,ist das vorbei. da ist dann ganz, ganz viel sicherheit, in dem was sie macht. und ich spüre, das andere, das macht ihr nix, das gehört zu ihr, darüber kann sie manchmal sogar wunderbar lächeln - in aller schüchternheit. da will ich auch hin. sie hat das auch mal gesagt, sie hat gesagt, sie und auch ich, wir werden nie ganz aus unserer geschichte raus kommen, aber sie wird uns nicht mehr beherrschen...das war mit das tröstlichste überhaupt. obwohl ich früher gedacht hätte, dass mich so was enttäuschen würde. aber da war nichts von enttäuschung. da war erleichterung.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mo 2. Apr 2012, 11:47 
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Stimmt, so ein Gefühl "huch, jetzt hat er 'angebissen'", hatte ich auch. Ich hab was erzählt, was ich in meinem Umfeld schon zig mal erzählt hab, und war dabei relativ gelassen. Und auf einmal hab ich gemerkt, dass ihn das irgendwie bewegt und aufgewühlt hat. Erst hab ich gedacht, ich rede mir das vielleicht nur ein. Mittlerweile meine ich, dass das halt auch zur Technik gehört, sich wirklich einzufühlen und das wirklich zu empfinden, was der Patient erzählt. Und seine Reaktion wiederum hat mich dann berührt - und so sind wir dann tatsächlich aneinander 'angedockt'.

Und zwar ohne dass wir darüber großartig geredet haben. Einfach so - ich glaube, wir haben da ähnliche 'Schwingungen' oder so. Obwohl er eigentlich ein ganz anderer Typ ist als ich: viel älter, viel geordneter. Im wahren Leben mit ihm als Nachbar würde er mich vielleicht total chaotisch und anarchistisch finden. Und ich ihn vielleicht furchtbar spießig. Aber irgendwie sind wir wohl neugierig aufeinander. Darauf, wie man die Welt mit anderen Augen sehen könnte, wenn man nicht jeden, der mit gebügelten Klamotten rumläuft, als Spießer betrachtet, zum Beispiel. Und ihm scheint es auch Spaß zu machen, mit mir gemeinsam nach Themen zu suchen, die mir wichtig werden könnten. Neulich wollte er mich dazu animieren, mal auf eine Demonstration zu gehen oder mich politisch zu engagieren. Ich mach so was ja immer nur vom Sofa aus - schön bequem :tsts:

Eigentlich bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass diese Ängste dann fast automatisch weniger werden, wenn ich endlich mal mein Leben in die Hand nehme - warum ist das nur so schwierig :kopfkratz: ? Irgendein Therapeut bei so einer Beratungsstelle, die ich mal in einem Panikanfall aufgesucht habe, meinte sofort: "Menschen, die Angst haben, haben eigentlich nur Angst vor dem Leben" - naja, ist eigentlich banal, aber das hat mir die Augen geöffnet. Ich weiß nur nicht, warum ich solche Angst vor dem Leben habe. Vermutlich irgendwelche Schuldgefühle, weil ich als Kind nicht so war, wie man mich gerne gehabt hätte oder so.

Und erleichternd finde ich irgendwie auch, dass er so gar nicht perfekt ist. Er muss gar nicht mein Held sein - ich kann sehr gut damit leben, dass ich manchmal denke: "Was erzählt der denn da wieder?" - er muss einfach nur für mich passen - und das tut er.

Und ja, unsere Geschichte werden wir sicher nicht abschütteln, aber es stimmt, was du sagst: Es soll uns nicht mehr bestimmen!


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mo 2. Apr 2012, 13:49 
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titus, was ist denn chaotisch und anarchstisch an dir? und wo hast du dein leben nicht in der hand? ist das so, oder hast du angst, dass es so sein KÖNNTE? mein problem hinter meinen ängsten ist/war eher so ein gefühl, alles kontrollieren zu müssen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mo 2. Apr 2012, 15:17 
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Naja, ich komme mir vor wie eine Claudia Roth für Arme :rolleyes: Ich bin noch in der Trotzphase, wie mein Therapeut mir behutsam mitteilte, lege mich ständig mit Autoritäten an. Ein Beispiel (ist allerdings schon ein paar Jahre her): Mein (damals noch nicht Ex-)mann hatte mal ein Stipendium für die USA und irgendwie war da noch total viel Geld übrig. Also bat er mich, ihn dort zu besuchen. Ich wollte gar nicht. Wei ich ja immer das Gegenteil von dem machen muss, was andere machen. Und wenn um mich rum jeder sagt: "Ich würd ja so gerne mal in die USA", dann muss ich reflexartig sagen: "Ich will aber nicht". Ich hab mich dann doch in den Flieger gesetzt - und mich prompt mit den Immigration Officers gezofft. Die haben meinen türkischen Stempel im Reisepass gesehen und wollten mich ein bisschen verunsichern. Aber anstatt auf brav und angepasst zu machen, hab ich diese Officers richtig provoziert und sinngemäß gesagt: "Ich wollte ja gar nicht hierher. So toll, wie Sie immer denken, sind Sie auch nicht". Das hat mir dann einen Mini-Aufenthalt in so einer Art 'Zelle' eingebracht. Dort fing ich dann an zu heulen, bis mein Mann und sein Prof mich da rausgeholt haben. So was halt - das ist schon irgendwie unreif (ich war damals knapp 30, also durchaus erwachsen, sollte man meinen). Und so bin ich eigentlich immer noch: Mein Haushalt ist relativ verkramt, wenn auch sauber, aber eben schon etwas durcheinander. Ich laufe aus Prinzip mit Löchern in den Socken rum, usw. Also alles Sachen, über die man als 'normaler' Mensch den Kopf schütteln würde...

Ich hab mein Leben schon im Griff (muss ich sowieso wegen der Kinder), aber ich hab das Gefühl, ich könnte eigentlich so viel aus mir machen - aber ich krieg es nicht hin. Ich kreise immer um mein Leben herum, sozusagen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 10:49 
Titus,

wer Dich liest, spürt: Du bist auf einem guten Weg der was bewegt....

:knuddel:


:)
wird schon ....


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 11:15 
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Danke :ja:


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 11:50 
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titus, was genau könntest du denn aus dir machen? meint das ungenutzte berufliche chancen? und vermisst du das wirklich oder ist das so ein gedanke, andere könnten denken, ich müsste da sein? oder ist es, dass du da nicht bist, weil du angst hast es dann doch nicht zu schaffen?

ich denke manchmal, ich müsste unbedingt eine professur haben. ich hab einen anderen job, in der wissenschaft, mit ein bisschen weniger geld, aber dafür viel weniger von dem zeug, das mich nervt und das ich nicht so gut kann. also eigentlich ist mein job genau das, was ich will, was ich kann, was mir freude bringt. und eigentlich bin ich überhaupt nicht der mensch, der auf geld oder prestige oder so was guckt. das was ich hab, an geld und an aneennung, das reicht für mich "eigentlich" völlig aus. und doch, ganz manchmal, da denke ich, müsstest du das nicht doch noch mal versuchen? ist so ein blöder erwartungsdruck. und da hinter dann noch mal so was wie eine gut antrainierte haltung, so ein, nee, es ist noch nicht genug, du musst eigentlich immer mit den hufen scharren, musst den blick auf das nächste hinderniss richten, alle muskeln anspannen, darfst nie zur ruhe kommen...immerhin merke ich das mittlerweile. und ich will es nicht mehr. ich steige aus dieser haltung, in die man mich mit viel eifer hinensozialisiert hat, langsam aus.....


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 12:22 
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'ungenutzte berufliche Chancen' ist gut :D - ich hab nicht mal mein Studium abgeschlossen. Ich fühle mich also nicht nur unqualifiziert - ich bin es auch. Und erstens fehlt mir persönlich da das Gefühl, etwas leisten zu können. Aber zweitens ist es auch so, dass ich merke, dass ich für viele andere Menschen ein sozioökonomisches Nichts bin. Und da frage ich mich schon manchmal: Was hätte ich eigentlich machen können, wenn meine ständigen Ängste und Blockaden und mein fehlendes Selbstbewusstsein mich nicht aufgehalten hätten? Mir geht es da gar nicht mal so sehr ums Geld, das mir durch die Lappen geht. Wer weiß - vielleicht bin ich ja gar nicht so doof, wie ich denke? Ich bin da einfach neugierig, ob noch was möglich ist, werde also im Oktober wieder anfangen zu studieren bzw. mein Studium wieder aufnehmen, während ich mich bisher mit einem Fernstudium geplagt habe, mit dem ich überhaupt nicht klargekommen bin.

Ich hab theoretisch so viele Interessen, aber ich kann das nicht umsetzen. Und das fühlt sich dann noch bescheuerter an. Stell dir vor, du leihst dir aus der Bücherei einen Stapel Bücher zu einem bestimmten Thema aus, weil du denkst, es interessiert dich wirklich. Und dann kommst du nach Hause, die Bücher liegen da, Tage, Wochen, und du traust dich einfach aus irgendwelchen Gründen nicht, diese Bücher zu lesen. Und dann fragst du dich: Warum ist das so? Mangelndes Interesse? ADS? Angst, den Inhalt nicht zu verstehen? Das ist so absurd. Wenn ich nur ein Drittel aller Bücher gelesen hätte, die ich mir voller Vorfreude ausgeliehen oder gekauft habe, dann wäre ich jetzt vermutlich nicht da, wo ich jetzt bin. Ich komme mir da so vor wie ein Hochstapler, irgendwie.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 12:58 
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oh, titus, mit dem hochstaplergefühl kenne ich mich aus, das hab ich erfunden, dachte ich immer...und dass, obwohl ich immer brav alle meine bücherstapel lese,meine studium abgeschlossen und allerlei qualifikationsarbeiten angefertigt habe. will heißen: offenbar sind unsere strategien mit der angst umzugehen andere, aber die angst ist die selbe.

jetzt hat man zwei möglichkeiten:

a. man kann die strategie zum in schach halten der angst ändern. und das muss gar keine schlechte idee sein. ich glaube schon auch, dass ich mit meiner strategie des mich durchprügelns ganz schön weit gefahren bin. aber glücklich hat es mich nicht gemacht. am ende der strategie ging dann auch erst mal nix mehr.

b. man kann dem grund für die angst auf die spur kommen (bei mir perfektionismus, angst haen nicht geliebt und sprichwörtlich vor die tür gesetzt zu werden, wenn die leistung nicht stimmt). ich merk ein wenig, wie die lust am arbeiten auftaucht, je kleiner die angst wird. und mit lus und ohne angst ist alles auf einmal viel einfacher, tut nicht mehr weh, kein durchprügeln mehr, das blaue flecken macht nd energie kostet...

weißt du denn, was deins ist, worauf du lust hast?


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 13:05 
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Also, ich möchte schon wissen, was los ist. Am Anfang der Therapie hab ich meinem Therapeuten die Symptome geschildert und ihm gesagt, das Hauptproblem sei die Angst. Aber dann waren da noch andere Sachen. Er meinte dann irgenwann, wir müssten gucken, wie ich mein Identitätsgefühl stärken kann. Und ich weiß noch, wie ich ihn völlig entsetzt ansah und meinte: "Moment mal, ich will eigentlich nur meine Angst loswerden. DAS ist doch mein Problem!" - und er sagt dann, dass die Ängste nur ein Symptom seien. Und das klang so einleuchtend!!!


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 13:53 
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und, hast du eine ahnung wofür das ein sympthom ist?


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 14:35 
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Eine vage Ahnung habe ich schon, das war mir eigentlich recht schnell klar. Aber das ist nur sehr allgemein und trifft vermutlich auf 80% aller Angstpatienten zu. Ich hab mal gelesen, dass der 'klassische' Angstpatient nicht erwachsen werden will. Er ist irgendwie unreif und hat sich in dieser Rolle desjenigen, der geführt werden will, eingerichtet. Und ich denke, bei mir spielen irgendwo Schuldgefühle eine Rolle, aber das ist noch recht diffus. Allerdings klingt das immer wieder durch, dass es mir in der Therapie so rausrutscht, dass ich sage: "Ich hab es ja nicht anders verdient" oder so. Also, ich nehme an, ich bin der typische orale Typ, der immer versorgt werden will. Und der Angst davor hat, diese Rolle zu verlassen. Wobei 'versorgt' jetzt eher weniger 'praktisch' gemeint ist, sondern emotional.

Ich hatte als Kind keine Sicherheit und Geborgenheit und ich merke, dass mir das fehlt. Ich hab immer noch solche Adoptionsphantasien - also, Phantasie ist definitiv übertrieben - ich stelle mir da nichts konkret vor, zumal ich ja auch Kinder habe, die ich eigentlich ganz gut erziehe! Ich würd mir einfach nur wünschen, so eine Mutter oder einen Vater oder eben entsprechenden 'Ersatz' zu haben, bei dem man sich auch mal anlehnen und geborgen fühlen kann oder den man um Rat fragen kann und zu dem man irgendwie aufschauen kann. Das fehlt mir dann auch tatsächlich mehr als ein gleichwertiger Partner für eine erotische Beziehung. Naja, das ist dann wohl definitiv gestört.

Viel weiter bin ich noch nicht gekommen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 15:06 
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von wegen "ich habe das verdient". ich finde auch in deinem text gehst du ganz schön hart mit dir um: nicht erwachsen werden wollen, in der oralen phase feststecken, versorgt werden wollen, gestört sein - ganz schön harter tobak, nicht? ich bau es mal anders zusammen:
du hast von deinen eltern etwas nicht gekriegt, da ist ein loch.
gleichzeitig kann man als kind nicht verstehen, warum man etwas nicht bekommt, das man zum leben und zum größer werden braucht.
man kann sich auch nicht den gedanken leisten, dass diejenigen, von denen man abhängig ist, "schuld" sind oder "böse" oder "unfähig". (meine eltern, das weiß ich heute, waren unfähig, sie haben keinen kontakt zu sich und konnten so keinen zu mir aufbauen. zudem waren sie auf meine kindlichen anteile manchmal neidisch und wütend, weil sie ihre eigenen so fies behandelt haben. schließlich und endlich waren sie oft aus neid gemein zu mir. ich hatte viel glück mit menschen außerhalb der familie, von denen ich aufmerksamkeit und auch kompensatorische zuwendung bekommen habe. das hat ihnen gestunken. und gestunken haben insbesondere meinem vater auch meine schulsichen und beruflichen erfolge, ganz einfach deshalb, weil er mit sich und seinem leben ganz fürcherlich unzufrieden war. all das konnte ich als kind natürlich überhaupt nicht kapieren. ich hab meinen vater geliebt und bewundert. jedem, der es nicht hören wollte, hab ich erzählt, wenn mein vater sich nicht um mich kümmern müste, wenn ich nicht so anstrengend wäre, dann wär er was ganz tolles und ganz berühmt...)
aber man braucht eine erklärung. und die erklärung lautet meistens, na dann bin ich das wohl, die schuldi und böse und unfähig ist. wenn ich das nicht wäre, wenn ich nicht schlechter wäre als andere, dann würde ich kriegen, was andere kriegen.
in manchen fällen - bei mir war das so - geht das dann noch einher mit der überzeugung, hej, was solls, ich brauch das eh alles nicht, ich bin tougher und härter als alle anderen, ich brauch gar nix von dem zeug, das ich ja eh nicht bekomme. als angstbewltigungsstrategie "funktioniert" das ganz gut. aber letztlichzahlt man ür dieses funktionieren einen hohen preis. letztlich füttert das funktinieren die angst.

konsequent durchhalten kann das niemand. konnte ich auch nicht. und so hatte ich immer wieder ganz wilde anfälle von grenzenloser sehnsucht nach doch noch umsorgt werden, nach doch noch einmal fraglos geliebt werden. aber nicht, weil ich nimmersatte kuh davon einfach nicht genug kriegen kann, sondern weil ich total ausgehungert war. und für diese anfallartign durchbrüche meines hungrigen ichs konnte ich mich dann auch noch ganz gepflegt verachten und hassen. die konnten dann gut und gerne auch noch als empirischer beweis für die angemessenheit meinehochstaplersyndroms herhalten.

ich weiß übrgens, dass ich in meinem mann auch de mutter gefunden habe, die ich nie hatte. daüber hab ich mal mit meiner therapeutin gesprochen, auch in der bangen ahnung, mein gott wie gestört ist das denn. sie hat ganz warm und überzeugend und fest gesagt, wie schön, da freue ich mich für sie. auf mein nachhaken, aber das geht doch nicht, hat sie ergänzt, wenn es nur das wäre, wär es vielleicht nicht so günstig, aber auch das, das wäre doch einfach nur wunderbar. und mittlerweile weiß ich selber, ja, das ist wunderbar. da hab ich was richtig gemacht. zudem: das mischungsverhältnis, wie viel erotische spannung, wie viel mütterliche zuwendung, das ändert sich bei uns dauernd. grad haben wir wieder viel erotische spannung wieder entdeckt. und dass, nachdem und obwohl ich wochen und monate hatte, in denen ich fast nur das andere brauchte. für meinen mann ist das alles mehr als in ordnung. der hat eine ihn fürcherlich erdrückende mutter gehabt. dem tut das immer mal wieder saugut, derjenige zu sein, der sich kümmert...


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 16:21 
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Hallo titus,

wollte nur mal eben einen Gruß dalassen. Ich lese euch, hab zum Thema aber aus persönlichen Gründen zZt nichts beizutragen.

:wink:
Augustine


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 20:26 
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Mir ist doch noch was eingefallen.

Die Frage ist doch auch, wie man sich eine Therapie bzw deren Verlauf so vorstellt. So wie sich das bei Dir liest, titus, stellst Du Dir das als irgendwas Lineares vor oder eine Exponentialfunktion, die ansteigt oder eine Parabel, bei der es eine Wende gibt. Für mich ist die Therapie eher eine Spirale, bei der man immer wieder dieselben Punkte passieren muss, aber im Idealfall lernt, anders mit den jeweiligen Themen umzugehen. Die Therapie kann einen ja nicht zu einem anderen Menschen machen. Man kann vielleicht mehr Mensch werden. Werden wer man ist.

Insofern merk ich manchmal, dass sich die Frage nach dem 'Wann' eigentlich gar nicht stellt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 21:49 
Augustine O. hat geschrieben:
Für mich ist die Therapie eher eine Spirale, bei der man immer wieder dieselben Punkte passieren muss, aber im Idealfall lernt, anders mit den jeweiligen Themen umzugehen. [...] Man kann vielleicht mehr Mensch werden. Werden wer man ist. [...] Insofern merk ich manchmal, dass sich die Frage nach dem 'Wann' eigentlich gar nicht stellt.

:d:
So hat es mein Therapeut mir auch immer erklärt und ich empfinde es auch so, immer mehr.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Di 3. Apr 2012, 22:26 
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ja, das bild mt der spirale finde ich auch sehr hilfreich. und doch - ich weiß nicht, manchmal hör ich da ein bisschen viel, ein bisschen unrealistische buddhistische gelassenheit - für mich zumindest. das ist schwer zu leben, wenn leben schon mal urst anstrengend war, weh getan hat.

kennt ihr das nicht auch, man will da raus, man will wissen, dass man das schaffen kann, dass die ganze scheisse auch mal anders gehen kann. und gleichzeitig hat man unendlich schiss. weil diese therapie anders ist als alles, was man je gemacht hat, weil einen das verunsichert, wei man so gerne was tun möchte und verdammt scheiße nicht weiß, wie das geht....i

hr habt natürlich recht, ich hör es schon, es gibt kein richtig und kein falsch, das ist bei jedem anders. ja kenn ich, ja weiß ich und doch: manchmal bin ich mir sicher: jetzt hab ich es, jetzt hab ich meinen stremel, ich weiß, wie ich das brauch, wie das für mich geht. dann gibt es einen riesen-monster durchbruch. tonnen von gewicht fallen von mir und meinen verspannten schultern. eine leichte vorstellung davon, wie das sein könnte, leben ohne angst, ohne anstrengung. und das genieße ich dann ein paar wochen, in denen fühle ich mich titanisch und ganz und heil, zumindest heiler. aber irgendwann kommt dann wieder der punkt, wo ich denke: und jetzt`? wie von hier aus weiter? was kommt jetzt? welchen stier muss ich noch bei den hörner packen und aus welcher ecke kommt der? und dann kommt wieder unsicherheit, wieder wissen wollen, mensch wie geht das denn.

ein bisschen was hat sich da geändert bei mir, mittlwerweile, nach -ich betone es gerne - krassen 4 jahren. ich weiß, ich ticke so, diese unsicherheit kommt um die ecke, ich kann ihr ein bischen ins gesicht lachen, ich weiß, sie wird wieder gehen und es wird wieder die zeit kommen, wo ich intuitiv weiß, wie das ales geht mit dem bambi-thera und mir. bis zum nächsten mal.

mittlerweile habe ich mein therabambi aber auch ein bisschen erzogen. manchmal darf ich das, tun wir das: darüber reden, wie es bei mir ist und wie es bei anderen ist. ich find es z.B. immer noch schwer, über träume zu reden. ich komm mir albern vor, unbotmäßig, als wie wenn ich mich mit meinem kinderkram zu wichtig nehme. und da hab ich mal gefragt: boah gibt es das, leute, die bei ihnen auf der couch liegen und die das gern tun, ohne große innere hürden überwinden zu müssen. und dann hat sie mir davon erzählt, dass das leute gibt, die nix lieber tun. am end war das richtig gut. wir haben gemeinsam an einer erklärung dafür gebastelt, warum das bei mir anders ist und wir haben gemeinsam nach momenten gesucht, in denen ich wenigstens ein bisschen spaß, freude, neugier bei meinen traumerzählungen hatte. aber ich brauchte auch den umweg über dieses, wie ist das eigentlich bei anderen...


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