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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 09:08 
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Das mit der Spirale hab ich auch schon mal gehört, im Rahmen einer Mediation, die allerdings nicht wirklich fruchtbar ist. Es geht da um das Verhältnis zu meinem Exmann, und immer wenn wir uns mal wieder richtig an die Gurgel springen möchten, sagt die Mediatorin: "Das ist total wichtig, was Sie da durchmachen gerade. Sie denken bestimmt, wir kommen nicht weiter, aber das ist wie bei einer Spirale" - also, bei dieser Mediation fungiert das Bild mit der Spirale in meinen Augen nur als Alibi und Ausrede, denn ich merke ja, dass wir nicht weiterkommen. Und da ist das Ziel auch abgegrenzter. Bei einer Therapie kann ich mir das eher vorstellen, dass sich immer alles wiederholt - vielleicht ist damit das Durcharbeiten gemeint? Dass man nicht einmal ein Thema abhakt und dann denkt: "So, das wäre erledigt", sondern dass dieselben Themen immer wieder auftreten.

Aber ich dachte beim Wort "Wirkung" so daran, dass man offiziell sagen kann: "Jetzt geht es mir deutlich besser als vor der Therapie". Und zwar nicht nur dadurch, dass man jemanden an seiner Seite hat, der einen hält (denn der ist ja irgendwann weg), sondern dass man weiß, dass sich in einem selbst etwas geändert hat.


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mi 4. Apr 2012, 09:08 


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 10:13 
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titus hat geschrieben:

Aber ich dachte beim Wort "Wirkung" so daran, dass man offiziell sagen kann: "Jetzt geht es mir deutlich besser als vor der Therapie". Und zwar nicht nur dadurch, dass man jemanden an seiner Seite hat, der einen hält (denn der ist ja irgendwann weg), sondern dass man weiß, dass sich in einem selbst etwas geändert hat.


hallo titus ,
ich bin schon länger in therapie und weiß das sich bei mir schon viel geändert hat , -
aus erfahrung weiß ich von der spirale in der mich befinde , es gibt bereiche in denen es mir deutlich besser geht , viel besser als vor der therapie .
dann gibt es andere in denen ich mich schon so lange befinde , die zögerlich besser werden aber immer noch nicht genug um sagen zu können , es geht mir damit deutlich besser als vor der therapie , eine änderung gibt trotzdem .

ich denke es hat mit dem zu tun was wir erlebt haben , zb traumatisches was einfach seine zeit braucht um besser zu werden , ich meine so besser das man damit leben kann , denn gut kann es nicht werden , oder ?

lg alena


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 10:30 
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Ich denke, dass die Vorstellung eines 'deutlich besser' nicht greifen kann, schon gar nicht wenn man eine Analyse macht. Da geht es einem über weite Strecken in vielen Bereichen 'deutlich schlechter' und man ist gut beraten, diese Art der Bewertung völlig beiseite zu lassen. Ich bemerke, dass ich in vieler Hinsicht fragiler werde, instabiler, sensibler, verletzbarer. Aber das muss so. Nur so lernt man den Umgang damit und die Akzeptanz, das eigene Leben anzunehmen, so wie es nunmal war, so wie es nunmal kommt.. und sich irgendwann auf die nicht zu verhindernden Lebensstürme einzustellen. Die Schwierigkeiten des Lebens sind ja nicht modifizierbar, denen ist man immer ausgesetzt. Aber die Frage ist, ob man sich von einem starren, verhärteten, ängstlichen Baumstamm der bei Wind zu brechen droht, in ein biegsames Gewächs verwandeln kann. Das kann eigentlich nicht heißen, dass es einem im klassischen Sinne 'besser' geht. Das kann nur heißen, dass man mit den Dingen 'besser' UMgeht. Das wäre Heilung für mich und sie bedeutet nicht weniger Schmerzempfinden, sondern mehr Empfinden jeglicher Qualität.. Und diese 'Wirkung' setzte für mich am ersten Tag ein, ist aber ein langer, schwerer Prozess. In dem es auch ruhige Phasen gibt bei denen vermeintlich 'nichts' passiert, aber das kommt einem nur manchmal so vor, im Untergrund wächst man weiter, jeden Tag.

:wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 11:41 
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Augustine, aber irgendwann wird die Analyse ja beendet. Da müsste man sich dann fragen, ob das nun in den meisten Fällen dann geschieht, wenn der Patient annähernd geheilt ist, oder bei wie vielen Menschen man irgendwann mal feststellt, dass das Kontingent erschöpft ist oder man merkt, dass man nicht viel mehr erreichen kann.

Also, wenn man davon ausgeht, dass die Analyse im Normalfall am Ende 'erfolgreich' abgeschlossen wird, dann muss doch irgendwann der Punkt sein, an dem man sagt: "Jetzt sind wir eigentlich fast fertig und müssen nur noch einen Abschluss finden oder so ein bisschen am Ausblick feilen" - das passiert ja nicht erst in der 299. Stunde, nehme ich mal an.

Und ich hab mir das so vorgestellt, dass man eben ab Stunde xy oder nach Zeitraum xy so einen Punkt erreicht hat, von dem aus es nur noch nach vorne geht. Hm, ich weiß auch nicht, wie man das besser beschreiben kann. Also, ich kann mir das jetzt nicht so vorstellen, dass man dann in der 250. Stunde noch irgendwelche Leichen aus dem Keller holt. Aber stimmt, ich stelle mir das offenbar viel zu strukturiert vor.

Zu Beginn der Therapie hat er mich zu jeder Stunde gefragt, ob mich noch was aus der vorangegangenen Stunde beschäftigt hat. Und ich hab immer wahrheitsgemäß "nö" geantwortet. Nach ein paar Stunden hatte ich dann das Bild im Kopf, das ich ihm auch so erklärt habe, dass ich jetzt merke, dass ich den Motor angeschaltet habe, aber dass ich noch nicht so weit bin, dass ich wüsste, wohin ich überhaupt fahren soll. Ich hab nur gemerkt, dass 'es' plötzlich angefangen hat zu arbeiten in mir.

Und nun merke ich, dass wir also losgefahren sind und schon einige interessante Dinge gesehen haben, dass ich aber immer noch viel zu weit entfernt vom Ziel bin und noch immer - wenn hier jemand aus Berlin ist... was anhand der doch recht übersichtlichen Mitgliederzahl eher unwahrscheinlich scheint :D - auf dem Berliner Ring (eine Autobahn um Berlin herum) bin und man noch nicht so richtig das Gefühl hat, überhaupt mal fragen zu können: "Wann sind wir da?" Und meine Vorstellung, die ich mit der Frage nach der Wirkung verbinde, wäre jetzt, eben dahin zu kommen, wo man merkt: Die Landschaft verändert sich allmählich.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 12:06 
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Ich glaub, ich hab da ganz andere Vorstellungen als Du. Und ja, Du willst irgendwas strukturieren, verstehen... was nicht zu verstehen ist, was nicht verstanden werden muss. Nicht auf rationaler Ebene.

Aber meine Sicht der Dinge ausführlich beschreiben, das kann und mag ich gerade nicht, vielleicht auch gar nicht mehr oder nur in Andeutungen, nicht im Detail. Wenn Du da was rausziehen oder übertragen kannst ist es gut, wenn nicht, dann ist es nicht schlimm.

:wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 13:11 
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Hallo titus,

titus hat geschrieben:
aber irgendwann wird die Analyse ja beendet. Da müsste man sich dann fragen, ob das nun in den meisten Fällen dann geschieht, wenn der Patient annähernd geheilt ist,

Hast du eine Vorstellung, was für dich "geheilt zu sein"" bedeuten würde? Im Sinne einer Positivbestimmung, also nicht nur, dies und das los zu sein?

titus hat geschrieben:
von dem aus es nur noch nach vorne geht.

Ich habe zwar keine Psa.-Erfahrung aber Therapieerfahrung. Ich wusste immer, es geht nach voran, wenn ich rational etwas sozusagen glasklar einsah, oder wenn mich etwas tief berührte.

Gruß
Anastasius

_________________
"Wer seine Gedanken und Hoffnungen auf etwas richten kann, das jenseits des Ichs liegt, wird einen gewissen Frieden inmitten der unvermeidlichen Lebenssorgen erringen. Das ist den reinen Egoisten unmöglich." (Bertrand Russell)


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 13:23 
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Wir haben nie über Ziele gesprochen. Was ich gut finde, denn gerade am Anfang hätte ich noch nicht sagen können, welche Ziele ich habe. So ein Ziel à la: "Ich will gesund werden" ist ja irgendwie recht banal.

Nun gut, so viel weiter bin ich diesbezüglich auch noch nicht, aber ich möchte eigentlich in erster Linie das Gefühl haben, mit mir selbst im Reinen zu sein. Ich möchte mich als Person so akzeptieren können, dass ich nicht aus Trotz, sondern aus Überzeugung sagen kann: "So bin ich, und das fühlt sich gut an. Und wenn das 90% aller Menschen komisch finden, dann haut mich das nicht um, sondern ich kann das so hinnehmen". Bisher ist es so, dass ich eine ungefähre Ahnung davon habe, was ich vom Leben möchte, dass mich aber jeder Windstoß völlig aus Bahn wirft und ich wieder voller Selbstzweifel ganz von vorne anfangen muss. So vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendwie denke, ich müsste eigentlich ganz anders sein, um gesellschaftskompatibel zu sein. Und das, obwohl ich 'offiziell' eigentlich relativ unauffällig bin - also, ich bin ja kein Straftäter oder so. Ich versuche krampfhaft, ich selbst zu sein, aber das gelingt mir nicht. Und ich will diese ständigen Gefühle von wegen "jetzt bist du schon wieder nicht passend" nicht ewig mit mir rumtragen, denn das kostet unglaublich viel Energie.

Die Ängste, naja, die könnte man auch noch mit Medikamenten entsorgen oder mit ein paar Übungen verhaltenstherapeutisch umleiten. Aber ich möchte mich einfach entwickeln können und das, was ich an Ressourcen habe, nutzen können.

edit: Hm, witzig. Kaum bin ich mit dem Schreiben fertig, merke ich, dass diese Ziele, die ich gerade beschrieben habe, ja durchaus ansatzweise in der Therapie erreicht worden sind, dass die Therapie also eigentlich durchaus zu wirken begonnen hat...


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 18:28 
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für mich gibt es schon so etwas wie den zeitpunkt, von dem an sich in der therapie und dann auch in meinem leben ganz viel geändert hat. es gab eine stunde, in der hat mich beim erzählen von was eine gewaltige welle von schmerz erwischt, ich wusste, wo her die kommt, ich hab ihn von anfang bis ende gefühlt, will heißen, ich hab ihn ausgehalten und nicht abgespalten und v.a ich habe ihn zugelassen in anwesenheit von einem anderen, ich hab wirklich ganzintensiv gespürt, dass ich damit nicht allein bin. seit dem hat sich viel geändert. mir geht es oft in den stunden richtig, richtig schlecht mit bauchschmerzen, heulen und zähneklappern. aber wenn ich raus gehe, dann ist es oft vorbei. das war früher anders. da war ich in den stunden oft cool und abgespalten und dann hat es mich später zu hause erwischt. manchmal kommt das noch zurück. aber in der regel ist das anders. ich glaube, dass ist ein wichtiger entwicklungschritt, der auch mit dem zu tun hat, was augustine gesagt hat: der umgang mit den dingen ändert sich, ich durch-schaue meine gefühle und kann sie deshalb zulassen ohne mich von ihnen beherrschen zu lassen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 19:20 
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neko, ich will nicht aufdringlich sein und also auch keine Details wissen, ich hoffe, das klingt nicht übergriffig, aber ich hab schon so oft von recht dramatischen Gefühlsausbrüchen in den Stunden oder eben danach gelesen, dass ich mich frage, woher die kommen. Ich hab zuerst vermutet, dass das dann an bestimmten Traumata liegen könnte oder so. So nach dem Motto: Je schlimmer die Verletzung, umso größer der Gefühlsausbruch. Mittlerweile hab ich aber schon gehört, dass es diesen Zusammenhang gar nicht so geben muss.

Warum ich mich das frage: Ich selbst bin immer so absolut gleichmütig: In der Therapie und auch 'privat' bin ich die absolute Schlaftablette. Also, da ist immer so ein gleichbleibendes Angst-Level, mit gelegentlichen Panikanfällen. In der Therapie kullern fast immer Tränen, aber ich kann mich mir überhaupt nicht mit einer extremen und verwirrenden Gefühlsregung in den Stunden vorstellen. Ging dir (euch) das auch so, dass es dich irgendwann überwältigt hat oder ist das eine Typ-Frage?

Ich frage das deshalb, weil ich ja noch im Sessel sitze, mein Therapeut aber meinte, wir sollten unbedingt irgendwann mal die Couch ausprobieren, aber nur wenn ich das wollte, er würde mich nicht unter Druck setzen wollen. Aber er hat mir schon angekündigt, dass die Gefühle da intensiver werden. Ich kann mir das irgendwie sowas von überhaupt nicht vorstellen. Ich hab das Gefühl, dass ich schon alles auf den Tisch gepackt habe. Ich weiß gar nicht, was da an Emotionen noch kommen kann...?

Diese Frage klingt für erfahrene Analysanden sicher völlig bekloppt. Ich hoffe, das ist nicht weiter schlimm ;)


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Mi 4. Apr 2012, 21:30 
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titus, du bist weder aufdringlich noch übergriffig. und grundsätzlich finde ich es hier öfter ein wenig zu abstrakt. Von mir aus also gerne konkreter. :D

bevor ich zu mir komme aber noch eine frage: wie passt das zusammen - du schlaftablette, gleichmütig und gelegentlich panikanfälle? panikanfall, das atmet für mich mmer ein gerütteltes maß an dramatik, das hat doch subjektiv immer was von "gleich geht es mir wirklich ans leder". oder nicht?

deine frage geschichte oder typ ist klug. aber ich kann sie nicht wirklich beantworten. ich weiß nur, dass ich nie für möglich gehalten hätte, was mir an dramatischem, bestürzendem aber auch beglückendem in der therapie geschehen ist. ich galt immer als ein sehr funktonstüchtiger, beherrschter und kontrollierter mensch. mit ausnahme von meinem mann - weiß der henker, wie er zu mir durchdrang - hat eigentlich nie jemand mitgekriegt wie schlecht es mir manchmal ging. eigentlich hab nicht einmal ich selber das mitgekriegt. ich hatte so 2, manchmal 3 mal im jahr 1-2 tage, an denen ich dachte ich sterbe vor angst, die ich im bett oder in der ecke kauernd verbracht habe. danach bin ich aufgestanden, hab mir die tränen abgewischt - und manchmal auch das blut von den niemals wirklich dramatischen verletzungen, die ich mir beigebracht hatte - bin in die welt hinausgegangen und war munter, leidenschaftlich und engagiert. v.a. aber war ich mir selber ein rätsel. mir war "danach" immer völlig unerklärlich, wer da eigentlich in so ein tiefes loch gefallen war. und meine "labilität" war mir unendlich peinlich.

in der therapie wurde dann erst einmal alles schlimmer. allerdings auch erst nachdem ich lag. ich hatte nur die 5 ersten stunden im sitzen. die fand ich noch vornehmlich anregend, erhellend und faszinierend. bei mir änderte sich das schlagartig sobald ich lag. ich bekam sofort gigantische bauchschmerzen und angst und panik dort auf der couch. 2-3 wochen habe ich das souverän überspielt. dann geriet ich in negative übertragungsfilme, fühlte mich ausgelacht und gedemütigt - immer und zuverlässig und regelmäßig dann, wenn ich über meinen vater sprach. ein teil von mir war sicher, meine therapeutin findet das lächerlich, albern und nicht der rede wert, was ich da erzählte. gleichzeitig war da aber - und das war das, was mich trotz alledem immer wieder zurückführte - diese riesen sehnsucht, dass da mal einer ist, der hinhört, der tröstet und der v.a. sagt, ja, das ist schlimm, das ist nicht in ordnung. eins und zwei habe ich gekriegt. drei nie. mit gutem grund. wie ich heute weiß. wenn man selbst nicht spürt, dass es schlimm war, hat das alles keinen sinn, kognitiv hab ich das damals schon gewusst. emotional fühlte sich das aber an, als wenn meine therapeutin mich wie meine mutter im stich und im regen stehen lässt. durch diese wiederholungsfalle musste ich wohl gefühlte 1000 mal immer und immer wieder durch. bis ich irgendwann selber einmal sagen und fühlen konnte, nee, das waren keine peanuts, das war richtig, richtig schlimm und in dem moment meine therapeutin als verstärker erleben konnte. auch das hat dann erst mal wieder dazu geführt, dass ich zu hause wütend und gnadenlos über mich hergefallen bin. auch wieder gefühlte 1000 mal.

heute denke ich, das hat alles seine logik. so geht das wohl, wenn einem ganz langsam abgespaltene gefühle zugänglich und aushaltbar werden. erst ändert sich die wütende intensität der abwehr, dann ändert sich der mechanismus, dessen sich die abwehr bedient und irgendwann kann man sich der chose dann langsam annähern. wenn es eine regel gibt, so will mir scheinen, dann die: je indifferenter, weil abgespaltener man anfängt, desto heftiger und explosiver der weg zur integration des abgespaltenen. bei mir macht das sinn. es ist noch nicht fünf jahre her, da habe ich noch bilder von meiner glücklichen kindheit beschworen, meinen vater idealisiert und mich ein bisschen leise für meine 1-2 "instabilen phasen" im jahr verachtet....


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 09:08 
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Hallo, neko, danke für deine Erklärungen. Vieles kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich hab so mit Mitte 20 noch strahlend zu meiner Mutter gesagt: "Ich hoffe, ich werde auch mal so eine gute Mutter wie du!" - und ich meinte das damals total ernst!!! Ich dachte, sie hätte alles richtig gemacht, und nur ich sei trotzdem verkehrt geworden - sehr zu ihrem Kummer, natürlich, aus dem sie nie ein Geheimnis gemacht hat. Ich war ja schließlich für ihre Herz- und Kopfschmerzen verantwortlich, und ich war es auch, die Schuld war, wenn sie mal was verschüttet hat, denn ich hatte sie ja immerhin "nervös gemacht", wie sie mir immer wieder bestätigte. Es war ihr peinlich mit mir und meinen Ängsten, und mir war es dann natürlich auch peinlich. Sie hat mich als Kind gemästet und mir dann vorgehalten, ich sei zu dick. Sie hat sich an mich geklammert und nicht kapiert, dass ich ein eigener Mensch bin. Und ich hab damals gedacht, so sieht das halt aus, wenn man sich als Mutter um sein Kind kümmert.

Zu Beginn der Therapie hab ich noch so ähnlich gedacht, bis mir irgendwann die Augen geöffnet wurden. Sachen, die ich schon hundert mal erzählt habe, bekamen da plötzlich ein anderes Gewicht, bis ich irgendwann kapiert habe: Moment mal, da lief doch einiges schief und vor allem: Das erklärt auch meine Symptome. Aber das musste ich auch erst mal vom Therapeuten bestätigt bekommen; alleine hätte ich das vermutlich nie erkannt und auch nie so äußern können. Und das fand ich wirklich ganz toll von ihm, wie er immer wieder gesagt hat, dass das doch alles ganz 'normal' sei, was ich empfinde und dass es ja kein Wunder ist, dass ich jetzt da bin, wo ich bin usw.

Das, was du beschreibst, dass du das Gefühl hattest, deine Therapeutin könnte das lächerlich finden, was du sagst, hab ich so ähnlich auch. Aber bei mir ist da das passiert, was ich mit 'Gleichmut' meine: Ich hab meinem Therapeuten dann ganz ruhig gesagt: "Ich hab immer die Phantasie, dass Sie sich mit meiner Mutter verbündet haben, obwohl ich ja weiß, dass das Quatsch ist". Da hat er dann ganz ruhig reagiert, und damit war das Thema dann erst mal durch. Ich kann mir bei mir einfach nicht vorstellen, dass ich da irgendwie besonders emotional reagiere. Vielleicht kommt das noch, oder es steigert sich?

Wie Panik und Gleichmut zusammenpassen? Also, richtige Panikanfälle hab ich selten. Die Extremsten kommen vielleicht alle paar Jahre mal vor. Meist krieg ich es noch so hin, dass ich weiterhin funktioniere. Geht ja bei drei Kindern auch nicht anders. Meine Ängste sind immer, dass die Kinder verschwinden könnten. Schon beim Versteckspielen hab ich keinen Spaß... Einmal (vor 10 Jahren) hat mein Sohn sich im Kindergarten beim Abholen versteckt. Ich konnte ihn nirgendwo finden, und während ich bei anderen Müttern immer beobachte, dass sie dann einfach ganz gelassen weitersuchen ("irgendwo muss mein Kind ja sein"), bin ich sofort überzeugt: "Das Kind ist verschwunden. Weg. Für immer." Ich nehme die Umwelt dann nur noch schemenhaft wahr, wie sich alle ganz ungerührt unterhalten und mir kein Schwein hilft, das Kind zu suchen. Für mich bricht dann in diesen lächerlichen vier Minuten, die das Theater dauert, meine Welt zusammen. Ich krieg einen trockenen Mund, Herzrasen und naja, man kennt das ja... Ich lief dann durch die Kita und sagte doch allen Ernstes in meiner Panik: "Mein Kind ist weg, ich sterbe!" - Oh, Gott, das ist so megapeinlich!!! Plötzlich kam es aus seinem Versteck und ich hab mich so geschämt und gedemütigt gefühlt (nicht von meinem Kind, sondern von meiner eigenen Blödheit); ich kam mir völlig entblößt vor.

Aber diese erfrischenden Erlebnisse kommen relativ selten vor. Wenn ich so was in dieser Intensität mal in der Therapie erleben würde, hätte ich ein Problem. Aber vielleicht wäre das dann auch hilfreich am Ende? Vielleicht muss man irgendwann mal von dieser ruhigen Stimmung wegkommen, damit sich wirklich was bewegt?


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 10:58 
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interessant, dass du auch diese phantasien über deinen die seiten wechselnden therapeuten hast. ich hab mal geträumt, dass mein vater aus dem raum MEINES bambis rauskommt. ja, ich wusste bei so geschichten auch immer, dass das ein film ist, am anfang zumindest. manchmal ist diese gewissheit aber dann immer kleiner geworden. das gefühl des verraten und allein gelassenseins wurde hingegen immer bedrohlicher und größer, so groß, dass ich es allein nicht mehr halten konnte. das ist ein ganz ein merkwürdiger und alchemistischer vorgang, der mir immer höchst unheimlich war und der mir zudem so gar nicht zu dem beherrschten und kontrollierten ich passen wollte, als das ich mich zu kennen glaubte.

ich glaub, darum geht es irgendwie bei dem gleichmütig bleiben und auch bei dem sich schuldig fühlen: um kontrolle (hat mein bami mir auch immer ins ohr geflüstert). wenn ich schuld darin bin, dass mein vater lieblos und gemein ist, wenn es an mir liegt, dass meine mutter einfach nicht sehen will, was er tut, dann gibt es die illusion von kontrolle, dann passiert mir nicht etwas, dann tue ich etwas und dann kann ich die illusion haben, irgendwann, wenn ich mal stark bin und nicht mehr so schrecklich labil, dann wird das nicht mehr passieren, weil ich dann ja anders bin.

ähnlich ist das vielleicht auch mit dem gleichmut. wenn ich gleichmütig bin, dann entscheide ich, dass nichts und niemand wirklich wichtig genug ist, um mich verletzen, enttäuschen, mir weh tun zu können. ich entscheide einfach. dass meine sehnsüchte nicht wichtig sind, dann kann ihre nicht-erfüllung nicht weh tun. so hab ich jahrelang getickt. ich konnte mit allen menschen, weil ich mir immer gesagt hab, letztlich ist das alles nicht wichtig. ich hab viel in wg's gewohnt, mit den schrägesten leuten. da war ich stolz drauf. dass mir nichts etwas anhaben konnte, weil alles vor einer glaswand blieb. dumm nur, dass dann auch die richtig schönen sachen irgendwie immer ein wenig dumpf hinter der glaswand bleiben.

titus, findest du deinen gleichmut gegenüber deiner phantasie vom dich verratenden therapeuten nicht auch irgendwie merkwürdig? bei licht betrachtet, ist das doch eine ganz schreckliche vorstellung. und dass du dann gleich betonst, dass dein therapeut ruhig blieb. was steckt dahinter? die angst, dass er dich fortschicken könnte, wenn du deine negativen filme mal nicht mehr so gut unter kontrolle hättest? die erleichterung, dass er es noch nicht getan hat? und ja, ich glaube, durch das liegen und v.a. durch die höhere frequenz wird das aufrechterhalten dieser kontrollen schwieriger. und so regelmäßig, wie ich meine negativen übertragungsfilme auf die spule des analytischen Projektors gelegt habe, schien da bei mir etwas unausweichliches bei zu sein...aber: ich bereue nichts. selbst in den schlimmsten zeiten, war da immer so ein kleiner, nicht auszutretender funke: sie will mir nix böses. das ist meine chance.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 11:30 
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neko hat geschrieben:
findest du deinen gleichmut gegenüber deiner phantasie vom dich verratenden therapeuten nicht auch irgendwie merkwürdig? bei licht betrachtet, ist das doch eine ganz schreckliche vorstellung. und dass du dann gleich betonst, dass dein therapeut ruhig blieb. was steckt dahinter? die angst, dass er dich fortschicken könnte, wenn du deine negativen filme mal nicht mehr so gut unter kontrolle hättest? die erleichterung, dass er es noch nicht getan hat?

Tja, das weiß ich eben nicht. Auf den ersten Blick sieht es eben so aus, als hätten wir das Thema geklärt. So, wie das bei allen anderen Themen eigentlich auch so ist. Ich denke immer: Na, prima, dann kann es ja jetzt weitergehen. Aber das kann ja eigentlich nicht Sinn einer Analyse sein, alles mal kurz anzusprechen, dann kommt eine beruhigende Antwort, und ich denke mir: "Gut, dann hätten wir das erledigt". So einfach kann es ja nun nicht sein. Aber weiter bin ich noch nicht. Deshalb staune ich immer über Berichte über intensive Gefühle oder darüber, wie belastend und anstrengend so eine analytische Therapie ist. Für mich ist da ehrlich gesagt bisher überhaupt nichts belastend. Und da ich weiß, dass das so nicht funktioniert, frage ich mich halt ständig, was mich in den nächsten Jahren da erwartet.

Eben: Es ist eine schreckliche Vorstellung, dass die 'böse' Mutter mit dem Therapeuten gemeinsame Sache macht und ich Depp darauf reinfalle! Aber ich kann das irgendwie nicht als schrecklich empfinden. Vermutlich weil ich denke, ich hätte es sowieso nicht anders verdient. Das ist ja so mein Lebensmotto: Wenn mich jemand mag, dann nur weil er entweder blöd ist oder mich noch nicht gut genug kennt. Also ist es doch nur logisch, dass der Therapeut sich mir gegenüber genauso verhält wie alle anderen auch - und warum sollte mir das wehtun? Welches Recht hätte ich denn, das als schmerzhaft zu empfinden? - So sehe ich das, und mein Verstand - immerhin ;) - weiß natürlich, dass das Quatsch ist und dass alle Menschen gleichviel wert sind. Mein Gefühl sagt mir aber, dass ich da eine Ausnahme bin...

Ich fand es gut, wie er reagiert hat, weil mir klar wurde, dass er dieses Gefühl versteht. Und das hat mir sehr viel bedeutet. Sonst sagen ja immer alle: "Mann, du bist doch nicht normal mit deinen kranken Gedanken!" - und nun sagt mal jemand, ohne mir das großartig panisch ausreden zu wollen (mit dieser unglaublich sanften Stimme :love: ): "Das ist ganz normal, dass Sie das so fühlen" - das hat mich irgendwie umgehauen. Mein Verstand wusste ja, dass meine Phantasien krank sind.

Die Vision, dass er mich fortschickt, hab ich natürlich auch. Ich warte sozusagen darauf - auf diesen einen Satz, der in meiner Phantasie so ca. nach einem halben Jahr kommen wird, kommen muss: "Also, Frau Titus, jetzt reicht es mir aber langsam mit Ihnen. Sie können mir wirklich nicht vorwerfen, keine Geduld mit Ihnen gehabt zu haben. Aber irgendwann reißt auch mein Geduldsfaden. Meinen Sie eigentlich, Sie können sich hier alles erlauben?! Was bilden Sie sich eigentlich ein?! Jetzt ist aber endgültig Schluss!" - das steht im krassen Widerspruch zu seinem tatsächlichen Verhalten mir gegenüber, aber trotzdem ist diese Angst da, definitiv.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 12:43 
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ach titus, das kommt mir alles so bekannt vor. ganz offensichtlich geht es bei dir zur zeit ganz zentral darum, erst einmal die erlaubnis zu bekommen, die gefühle zu haben, die du nun einmal hast. und ja, ich erinnere mich,das ist ein kathedralen-gleiches inneres erleben, gesagt zu bekommen, bei ihrer geschichte, ein wunder, wenn sie NICHT so fühlen würden.

so und jetzt schalte ich mal um auf flappsig: guck mal, wenn es deine innere überzeugung ist, dass dich nicht mögen kann, wenn dich WIRKLICH kennt - vertrauter tobak für meine eingeweide - na dann hat du doch noch eine reelle chance auf richtig tiefe, authentische gefühle des sich abgelehnt fühlens, des verzweifelt seins, sobald dein therapeut - der dir unverkennbar schon viel mehr bedeutet und sehr geübt zu sein schneit, mit seiner sanften stimme deine mauern aus gleichmut zu überwinden - dich WIRKLICH sieht, erkennt, begreift... :D . das soll keine düstere prophezeiung sein. so kann es kommen, so muss es nicht kommen. aber für dich scheinen das nicht nur düstere aussichten zu sein. denn zwischen den zeilen sehe ich die sehnsucht nach den großen, den umstürzlerischen gefühlen - und sei es verzweiflung.

und noch einmal: am anfang stand auch bei mir das ganz allmähliche, das ganz langsame in besitznehmen des RECHTS auf meine gefühle. danach kam die übertragung all dieser eigentlich vernichtenden, aber von mir eigenartig auf distanz gehaltenen gefühle des wertlos-seins auf meine therapeutin. die ich zu meiner großen entwerterin machte. und weil ich noch nie von jemandem so derartg sehnsüchtig gemocht, gesehen und geliebt werden wollte, wie von ihr, war da aller gleichmut dahin.....dass ich mich entwertet habe, das konnte ich jahrzehnte lang verdrängen, abspalten, wegpacken. dass in meinen eingeweiden sich ausbreitende gefühl, dass sie mich klig, anmaßen, jämmerlich, hässlich, langweilig, anstrengend finden könnte, das war fast nicht auszuhalten. und jetzt langsam kommt das gewahrwerden ihrer liebe zu mir und dadurch, ganz schüchtern noch, aber doch immer vernehmbarer: huch, ich mag mich, ich mag mein so-sein, ich bin stolz auf das, was ich geschafft habe, ich finde mich und meine tiefen gefühle, meine lebendigkeit bewegend, interessant.....ich bin gerne mit mir zusammen. ich bin mir nicht langweilg. und ganz hin und wieder sogar: ich habe keine angst vor mir, ich weiß, ich kenne mich udnd meinen schmerz und im ansatz kann ich mich sogar um mich kümmern....das braucht noch. aber so eine ahnung ist da.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 13:10 
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Ach, das klingt sehr schön!!! So was will ich auch ;) Allerdings hab ich da schon wieder dieses Gefühl von wegen: Du (äh, also: ich) bist sowieso so ein dummes, hässliches, dumpfes Ding, das nicht fähig ist, so was zu empfinden, das nicht mal in der Lage ist, 'anständigen' Schmerz und Kummer zu fühlen. Wie soll ich dann erst mal dahinkommen, zu mir sagen zu können, dass es auch schön sein kann mit mir?


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 13:43 
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sprichst du da denn schon drüber? über diese gedanken dumm, hässlich, eklig, langweilig zu sein? ich fand DAS bei all meiner sonstigen beredsamkeit sehr, sehr schwer. aber hin und wieder kam so ein halbsatz. und dann klopfendes herz bis zum hals. noch schwieriger: meine dunklen phantsasien darüber, wie meine von mir als glücklich, beziehungsfähig, authentisch idealisierte therapeutin mich widerlich findet. fast unmöglich: der dahinter lauernde unbändige neid, den ich bei aller liebe zu ihr auch verspür(t?)e. für mich führte der weg immer da hin, wo ich gemerkt hab: boah, das kann ich fast gar nicht sagen. ein anderes indiz dafür, dass etwas wichtig war, war der sofort auftachendes gedanke: boah ist das albern. das war eine von bambis ersten goldenen regeln: alles was neko erst mal albern findet, das ist eine goldader für abgespaltene gefühle....


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 15:33 
Titus, du scheinst dich sehr an anderen zu orientieren und zu meinen, du müsstest so wie die anderen sein, um wertvoll zu sein. Du fragst hier, wann die Therapie wirken "muss", du empfindest dich als minderwertig, weil du in der Therapie nicht so intensiv zu fühlen scheinst wie "alle anderen". Aber wieso soll es nicht ok sein, wenn jemand nicht so massive Gefühle in der Therapie hat/zu haben scheint wie andere (vielleicht ist es ja sogar eine Minderheit, die so starke Gefühlsausbrüche hat - wissen wir es?). Warum sollst du in deiner Analyse nicht trotzdem vorankommen, auf deine Weise? Du schreibst, dass bei dir immer Tränen kullern ... ich hatte zwar schon ein paar Mal intensive Gefühlserlebnisse, die im Übrigen nicht unbedingt so angenehm waren - doch bei mir ist noch keine einzige Träne geflossen. Das würde ich mir z.B. auch mal wünschen, doch dieses "Manko" macht weder meine Analyse noch mich weniger wertvoll.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 16:00 
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laura, auch wenn ich rational alles unterschreiben kann, was du sagst, dann hat das für mich doch was von gefühle kleindenken, wegsprechen, ausreden. geht das? machst es nicht mehr sinn, erst mal bei dem zu bleiben, was bei titus sehr ausgeprägt da ist - das gefühl wenig, weniger wert zu sein, das gefühl, die angst, dass bei ihr etwas nicht rund läuft, sie etwas verpasst, weil sie, weil es nicht richtig ist? sollte man dem gefühl nicht erst nachspüren bevor man es als unsinnig ausrangiert?

natürlich kann und wird das nicht der weisheit letzter schluss sein. natürlich ist das -bei licht betrachtet - nichts als stuss. und titus macht ja ab und an auch selber das licht an und sagt sich genau das, geigt ihrer ängstlichen seite ordentlich und gut rational die meinung. aber ist das der weg? hell machen und erklären, nein, da ist kein monster, nein DU bist kein monster, du bist genau so lieb, genau so schön wie alle anderen? in momenten, wo die angst riesen groß ist, muss genau das wohl AUCH sein, denke ich. aber helfen - so meine überzeugung - wird das nicht dauerhaft. helfen wird es, so meine erfahrung, die angst ernst zu nehmen, sie sich von allen seiten anzuschauen, ihr vielleicht sogar mal für kurze zeit die zügel in die hand drücken, um zu sehen, welchen weg sie einschlägt.

und all das sage ich nicht, weil ich so vermessen bin, meine analyse für die frau mustermann oder die mutter aller analysen zu halten. (obwohl, manchmal..... :D ) all das sage ich, weil in meinen augen auf einer sehr, sehr abstrakten und damit alle unvorhersehbare, nberechenbare andersartigkeit von anderen respektierenden ebene eins für alle analysen stimmt: wenn eine analyse ein segeltörn wär, dann muss man immer hart am wind der angst entlang segeln - nicht umkehren, nicht in seichte, sichere gewässer. immer dahin, wo der orkan tobt. und dies auch aus einem guten grund: wenn man diesen ort nicht selber ansteuert und zwar möglichst dann, wenn man grad mal nicht allein an bord ist, dann treibt man in der regel irgendwann unwillkürlich, unvorbereitet, blindlings und v.a. allein und ohne hilfe in diese unwetter....und auch von all dem gibt es natürlich ausnahmen und v.a. verdiente pausen, in denen man das segeln auch einfach mal genießen sollte.

titus, was sind denn das für momente, in denen du weinst? sind die nicht gefühlsintensiv? das kann ich mir grad gar nicht vorstellen. und gibt es dinge, die zu sagen dir schwer fallen? und wenn ja, welche wären das? die wären, denke ich, DEIN orkan.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 16:09 
neko hat geschrieben:
laura, auch wenn ich rational alles unterschreiben kann, was du sagst, dann hat das für mich doch was von gefühle kleindenken, wegsprechen, ausreden. geht das? machst es nicht mehr sinn, erst mal bei dem zu bleiben, was bei titus sehr ausgeprägt da ist - das gefühl wenig, weniger wert zu sein, das gefühl, die angst, dass bei ihr etwas nicht rund läuft, sie etwas verpasst, weil sie, weil es nicht richtig ist? sollte man dem gefühl nicht erst nachspüren bevor man es als unsinnig ausrangiert?

Sicher, ich kann auch rational unterschreiben, was du sagst, aber ich habe nicht den Anspruch, Titus hier wie eine Therapeutin zu begegnen, sondern schreibe eben, was meiner Wenigkeit zu ihrem Problem einfällt. ;) Und das war nicht mehr, aber auch nicht weniger als das, was ich geschrieben habe.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 16:19 
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neko, erstaunlicherweise kann ich eigentlich über alles reden. Das kam so langsam. Bei der Anamnese in den Vorgesprächen hat er mich sehr diskret, aber schon irgendwie auch direkt nach meinem Liebesleben gefragt. Ich hab dann die nötigsten Infos mitgeteilt, hab aber bei mir gedacht: "Als ob ich dir jemals solche intimen Details anvertrauen würde...!" Und irgendwann waren diese Bedenken wie weggeblasen. Ich meine, soooooooo lange kennen wir uns ja auch nicht. Ich bin allerdings sowieso in dieser Beziehung eher eine Plaudertasche. So was wie "das kann ich nicht sagen" fühle ich überhaupt nicht. Es kommen, wie bei dir, ja auch immer diese Signale, dass ich unbedingt alles ansprechen soll, was 'zwischen uns' ist. Und das sind dann auch für mich die besten Stunden. Vielleicht liegt das daran, wie er darauf reagiert; das ist so die richtige Mischung zwischen Ermuntern und Wartenkönnen; das finde ich sehr beruhigend. Und dann denke ich mir: Egal, was auch immer ich sage: Er wird es nicht lächerlich, albern, kinidsch oder peinlich finden. Das ist mir im normalen Leben so noch nie passiert. Ich hab allerdings wochenlang bestimmt gefühlte 100x in den Stunden gesagt: "Ich hab Angst, dass Sie mich langweilig finden" oder, zur Abwechslung: "Ich hab Angst, Sie zu nerven" :rolleyes:

Trotzdem denke ich mir, dass irgendwann mal diese Phase kommen wird, wo er nicht mehr nur Verständnis hat, oder? Irgendwann muss es doch mal 'krachen' :kopfkratz: Neulich hat er mir was gesagt (ich weiß schon gar nicht mehr, was genau), da mussten wir beide richtig lachen, weil es so treffend war - und dabei eigentlich gar nicht nett, also durchaus kritisch (ging irgendwie um mein Äußeres und wie ich damit umgehe, mich quasi als Lumpenliese zu definieren). Das war dann auch eine schöne Situation; da konnte ich die schwierigen Worte gut aufnehmen. Aber ich hab tierische Angst davor, dass er irgendwann mal richtig sauer wird. Da werd ich dann vermutlich wieder zum Kleinkind...

Laura, hm, eigentlich will ich gar nicht so sein wie andere. Ich würde nur gerne spüren, wie ich überhaupt bin, sozusagen. Ich hab immer schon Schwierigkeiten damit gehabt, mich selbst irgendwo einzuordnen. Ich konnte in der Schule nie meine Leistung richtig einschätzen. Wenn ich ein gutes Gefühl hatte, bekam ich eine 5. Und wenn ich in der Arbeit einen Heulkrampf hatte :rolleyes: , dann kam hinterher sogar manchmal noch eine 2 heraus. Und in der Therapie ist es so ähnlich. Ich hab keine Ahnung, wo ich da stehe. Bin ich ein hoffnungsloser Fall? Bin ich eigentlich schon fast 'offiziell' geheilt? Bin ich schwierig? Bin ich brav? Bin ich unterhaltsam und intelligent? Bin ich dumm und langweilig? Ist das, was mit mir da passiert, ein Zeichen, dass ich emotional 'heftig' reagiere? Oder reagiere ich viel zu lasch? - Ich wüsste einfach gerne, wie das bei anderen so ist - nicht, damit ich auch so werden kann, um wertvoll zu sein, sondern um mich selbst dadurch besser kennen zu lernen, irgendwie.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 16:26 
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neko und Laura, ja, es ist tatsächlich irgendwie so, dass ich den Sturm suche, denn die Flaute bestimmt ja irgendwie mein Leben: Es ist ja nicht so, dass ich bisher nicht lebensfähig war. Aber mir kommt es so komisch vor, dass ich einerseits so viel fühle, dass ich aber andererseits dabei so reagiere, als würde ich meine Steuererklärung abgeben. Ich hab einfach das Gefühl, dass da was fehlt. Nicht weil ich die Action bräuchte :ko: , sondern weil die Ängste, die ich habe, und diese extremen Minderwertigkeitsgefühle, die mein Leben so krass bestimmen, in gar keinem Verhältnis stehen zu der Art, wie ich sie in der Therapie vortrage. Mir sagen andere Leute auch immer: "Ach, Titus, ich bewundere dich so. Dich bringt nichts aus der Ruhe!" - da denke ich mir immer: "Spinnen die?! Ich hab jeden Tag Angst davor zu sterben oder dass eines meiner Kinder überfahren, entführt oder schwer krank wird - wie können die sagen, mich bringt nichts aus der Ruhe?" Aber es ist vermutlich einfach so: Ich wirke wie so ein gemütlicher Depressiver... Ich hätte schon gerne, dass sich meine Angst mal in der Therapie richtig zeigt, damit ich dem da, wo es hingehört, begegnen kann.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 16:38 
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titus, was sind denn das für momente, in denen du weinst? sind die nicht gefühlsintensiv? das kann ich mir grad gar nicht vorstellen. und gibt es dinge, die zu sagen dir schwer fallen? und wenn ja, welche wären das? die wären, denke ich, DEIN orkan.

Hm, ich weiß nicht mal, ob man das als 'richtiges' Weinen bezeichnen kann. Es kullern einfach nur ein paar Tränen. Ganz unspektakulär. Aber dafür fast in jeder Stunde :oops:

Also, die Gefühle sind schon auch intensiv, denke ich. Einmal hab ich von einer Situation erzählt, die ich als Kind erlebt hab und die ich eigentlich für meine Ängste immer verantwortlich gemacht hab: Ich war ca. 3-4 Jahre alt. Meine Mutter war arbeiten und mein Vater sollte auf mich aufpassen, weil ich krank war. Er meinte dann, dass er nur kurz zum Müll geht. Aber er kam einfach nicht wieder. Ich stand da gefühlte Stunden (vielleicht waren es 'nur' 20 Minuten) an der Wohnungstür, auf so einem blauen Küchenstuhl, und hab total panisch auf meinen Vater gewartet, der, wie sich herausstellte, in der Zwischenzeit noch einkaufen war :rolleyes:

So, und diese Situation hab ich in Gedanken schon zig mal durchgespielt, auch als Erwachsene. Ich hab das auch mal anderen Leuten erzählt, ohne dass mich das irgenwie bewegt hätte. Und auf einmal, als ich das meinem Therapeuten erzählte, konnte ich das richtig nachfühlen. Das war total überwältigend, weil ich plötzlich wieder in dieser Situation war. Das war aber auch schon das Heftigste, was ich in der Therapie erlebt habe. Aber es ist dann halt, beim Weinen, immer so, dass ich alles noch mal spüre. Nur eben nicht so extrem. Solche Situationen wären vielleicht hilfreich, weil es mir dabei gelang, mich selbst als Kind noch mal zu spüren. Ansonsten komme ich mir fast vor wie eine Unbeteiligte. Ich neige sowieso dazu, häufig zu weinen, vor allem, wenn ich mich aufrege :zeter:

Im Moment würde mir eigentlich nichts schwerfallen, glaube ich. Ich weiß auch nicht, wieso das so ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 18:06 
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laura, woher laubst du zu wissen, was mein anspruch ist? so zumindest verstehe ich deinen satz, dass du nicht glaubtest titus als therapeutin begegnen zu können. meinst du, dass ich das denke? wenn ja, wäre es hilfreich, wenn du das auch direkt sagen würdest, einschließlich deiner, wie mir scheint, zwischen den zeilen unüberhörbaren kritik an so einer "anmaßung". sollte ich mit meiner exegese deiner auf mich etwas schnippisch wirkenden zeilen recht haben, fühle ich mich nicht getroffen und nicht erkannt. ich fand deinen ansatz beschwichtigend und deshalb nicht gut. davon mich als therapeutin zu phantasieren bin ich aer genau so weit weg wie von deinem "vernünftig" zureden.

titus, ja die geschichte mit deinem vater, das ist doch nach so kurzer zeit therapie schon einmal ein ganz ein intensives gefühlserlebnis. ich denke so kann, so wird es gehen, dass du dieses zusammenfallen, diese gleichzeitigkeit von erzählen und fühlen immer öfter haben wirst. mir scheint darum geht es, um kongruent werden in diesem sinne.

was du von deinem alles-erzähen-können erzählst, das kann ich mir für mich so gar nicht vorstellen. obwohl deine beispiel für mich auch unproblematisch wären und waren. das, was anderen schamesröte ins gesicht treibt, z.B. über sexualitt, eigene sexuelle vorlieben, bedürfnisse zu reden, das war für mich immer gängiges, flaches gelände. haarig wurde es für mich immer erst da, wo es um meine gut getarnten minderwertigkeitskompexe ging, um meine tiefsitzende, hinter erfolg, coolness, beredsamkeit sorgsam verborgene, mir unendlich peinliche angst nicht zu genügen, abgelehnt zu werden,die sich zudem ausdruck in einer erschreckend archaschen und brutalen traumsprache suchte.

zudem: ich hab noch nie in meinem leben den ersten schritt auf einen menschen zu gemacht. ich hab immer gewartet, bis ich eindeutige signale bekam. weil und solange die kamen, war das nie ein sichtbares problem. und doch: es hat mich behinert in dem freien ausdruck meines fühlens. nun ist ja eine therapie und gerade eine analyse die klassische situation, in der man mit dem warten auf die signale des therapeutischen gegenübers nicht wirklich weit kommt. da muss man sich den raum selber nehmen, ihn ausfüllen. DAS hat mir angst gemacht, ganz fürcterliche, v.a. auch, dass meine therapeutin deutlich immun war gegen meine durchaus respektablen verführungskünste, auf die ich bislang zurückgeifen konnte, um leute subtil und unmerklich dazu zu bewegen, mir die signale zu geben, auf die ich gewartet hab. als das dann sichtbar und thema wurde, da kam zu der angst dann auch noch ein gerüttelt maß schamhaftigkeit dazu. und irgendwann kam ich mir so dermaßen bloß und nackt vor, das mir ganz anders wurde...

aber das hat alles endlos gedauert, bis ich mich da an getraut habe. fällt dir so was auch leicht? ach ja, und macht es dich hin und wieder nicht wahnsinnig - diese diskrepanz zwschen deiner außenwahrnehmung und den bären, die in dir steppen? vielleicht wär das ja auch wichtig, so eine wütende verzweiflung darüber, dass keiner sieht, keiner glaubt, wie SCHLIMMM das ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 18:42 
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Für mich wäre schon die Sexualität das Schwierigste. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass es ein Mann ist? Ich gehe allerdings auch ausschließlich zu männlichen Frauenärzten (jedes mal, wenn eine weibl. Vertretung da ist, bekomme ich die Krise). Absurderweise hab ich weniger Probleme damit, mir von einem Mann die Brüste abtasten zu lassen. Mir fällt gerade ein, dass das daran liegen könnte, dass ich Frauen immer eher als Konkurrenz empfinde. So, als würde die Frauenärztin dann automatisch ihre Brüste mit meinen vergleichen :oops: Ist natürlich auch Quatsch. Und bei Männern, denen man ja immer alles Mögliche unterstellt, habe ich das Gefühl gar nicht, dass die mich da irgendwie erotisch erleben - hm, naja, spricht vielleicht auch nicht gerade für mein Selbstbewusstsein. Wahrscheinlich ist es für mich so absurd, dass auch in einer Therapie das Thema 'Erotik' eine Rolle spielen könnte, weil ich mich sowieso für absolut unbegehrenswert halte, sodass sich dieses Problem eigentlich nicht stellen muss :D Trotzdem könnte ich nun nicht so völlig frei darüber reden. Aber das kommt ggf. sicher noch, wenn es sich ergibt.

Meine eigenen Schwächen kann ich - glaube ich - ganz gut benennen. Ich kann da gar nichts verstecken, glaube ich. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass ich aus mir als Frau nichts mache, nicht machen möchte und nicht machen kann. So, als wollte ich jedem, der es mit mir zu tun hat, sagen: "Seht her, guckt mich an, wie Scheixe ich aussehe. Und so bin ich dann auch" - dass da bloß kein Missverständnis aufkommt ;) So was wie eine Fassade hab ich gar nicht. Ich trage das Schild "ich bin doof" ganz offen vor mir her. Naja, das macht die Kontaktsuche nicht gerade einfacher :rolleyes: Und so hab ich das Gefühl, dass ich dann in der Therapie schon nach wenigen Wochen alles auf den Tisch gepackt hab. Das, was viele Menschen oft beschreiben, so ein: "Ich müsste ja noch so viel sagen, aber ich traue mich nicht" kenne ich da überhaupt nicht. Ich bin eben ein total langweiliger Typ ohne eine geheimnisvolle Aura :zzz:

Äh, ach so, ich hab die halbe Antwort unterschlagen:

Stimmt, mich verunsichert das immer noch sehr, dieses Schweigen und dieses leicht genervte (bilde ich mir jedenfalls ein): "Es ist Ihre Stunde" - wenn ich mal wieder mit meinem 08/15-Lieblingssatz "ich weiß gar nicht, was ich sagen soll" beginne. Obwohl er mir da schon sehr entgegengekommen ist. Mittlerweile fragt er auch mal von sich aus etwas, wenn ich nichts sage. Dann kann ich auch loslegen, aber ich muss mich immer erst - völlig unnötigerweise - rückversichern, ob es auch O.K. ist, was ich sagen möchte. Und es irritiert mich auch, nicht das zu bekommen, was ich doch soooooooo offensichtlich haben will :(

Zur Diskrepanz bezügl. der Wahrnehmung: Das ist auch so eine meiner großen Baustellen: Das Eine ist, dass man mich für gelassen hält, obwohl ich innerlich Todesängste habe. Und das Andere ist, dass ich mich manchmal total glücklich fühle und ganz bewusst denke: "Das ist ein schöner Augenblick" - und dann kommt prompt (ist mir schon so oft passiert) jemand an, der zu mir sagt: "Mensch, Titus, du tust mir so Leid, warum bist du denn immer so traurig?" - auch da werde ich ständig falsch eingeschätzt. Ich kann meinen eigenen Empfindungen da gar nicht trauen und frag mich schon immer, ob die Anderen nicht Recht haben, wenn sie mich für traurig halten. Immerhin 'sende' ich ja offensichtlich das Signal "ich bin traurig".


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 Betreff des Beitrags: Re: Wann wirkt die Therapie?
BeitragVerfasst: Do 5. Apr 2012, 19:25 
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mal so ein schuss ins blaube: vielleicht, dass du wirklich nicht so offen deine gefühle kommunizierst, auch deshalb, weil du dir einiges an gefühlen einfach absprichst. du sprichst hier z.B. ganz gelassen, ja fast cool davon, dass du dich gar nicht als begehrenswert denken kannst. gibt es einen menschen auf der welt, der nicht gerne begehrt werden möchte und der deshalb "eigentlich" tief traurig ist bei so einem satz? könntest du dir vorstellen, so eine traurigkeit zu zeigen, sie zu bekennen, über sie zu reden? wo wäre bei so einem gespräch die scham? ach ja, noch was - ud vorneweg, ist nicht böse gemeint: du schreibst, du trägst das schild ich bin doof ganz offen vor dich her - vielleicht auch wie einen abwehrschild - und doch, drüben im ptf, da hast du dich mit der wortgewaltigen widow auf das ein oder andere verbale scharmützel eingelassen. macht das jemand, der sich wirklich für doof hält? war da nicht auch ein bisschen lust am intellektuellen schlagabtausch, ein isschen rangelei um rang und ansehen dabei? (ich fände das mehr als normal, wenn es so wär).

ach ja, ich fand es mit männern auch mmer einfacher. die größte demütigung kam immer von meiner mutter, die weg gesehen, abgewiegelt, verharmlost hat bei allem und im zweifelsfall einfach wegging.


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