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 Betreff des Beitrags: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 08:49 
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Hallo,
nachdem ich in den ersten Monaten der Therapie so alles rausgelassen habe, was mich schon mein ganzes Leben bedrückt und belastet, hab ich irgendwann festgestellt: "Ich bin hier eigentlich nur am Jammern". Während es sich erst ganz toll angefühlt hat, sich mal aussprechen zu können, ohne dafür eins auf den Deckel zu bekommen, merke ich jetzt auch, dass das ja nur meine eigene Wahrheit ist. Die ist doch total subjektiv: ich als Kind, das nicht geachtet wurde und dem keine Sicherheit gegeben wurde. Na gut, das ist weniger subjektiv, sondern das war ja auch so. Aber mir ist es plötzlich unangenehm, mich in der Therapie (und auch beim Nachdenken für mich alleine) immer darauf zu beziehen, wie unverstanden ich mich schon immer gefühlt habe.

Ich hab das natürlich angesprochen, und er meinte, das sei ganz normal und gut und es gehe ja nun mal auch um mich und ich käme ja nicht zu ihm, um ihm zu erzählen, wie toll alles gewesen ist. Und dennoch: Ich schäme mich dafür, so in Selbstmitleid zu baden. Und da frag ich mich? Was ist überhaupt Selbstmitleid? Darf man das denn nicht erleben? Oder sollte man es umbenennen in 'Selbst-Mitgefühl'? Wo ist dieses Gefühl wichtig, und wann wird es schädlich?

Müsste ich mir also nach 20 Stunden Therapie sagen: "So, jetzt reiß dich gefälligst zusammen und schau nach vorne!" Vom Therapeuten bekomme ich dieses Signal nicht, aber ich hab es irgendwie in mir.

Und ehrlicherweise :oops: : Es fühlt sich auch in der Therapie irgendwie besser an, wenn ich nicht über meine negativen Seiten rede ;) . Es fühlt sich besser an, wenn man verbal 'gestreichelt' wird, als wenn ganz nüchtern nachgefragt wird, wer mich zickig und schwierig genannt hat - und wenn ich genau weiß, dass da etwas dran ist. Nein, ich rede tatsächlich nicht gerne darüber, dass ich hin und wieder trotzig und bockig bin oder auch mal verletzend sein kann. Dennoch gehört so was ja auch in die Therapie, und es kann ja nicht immer nur um die böse Mutter ;) gehen. Und wenn wir darüber reden, fühle ich mich dabei durchaus verstanden, aber ich fühle mich dabei schlecht. Auch wenn ich das nicht müsste und er mir gesagt hat, dass er nicht über mich urteilt. Aber ICH urteile über mich, und ich würde - ist vielleicht natürlich - dann doch viel lieber jammern über die böse Welt, als mich meinen eigenen Schwächen zu stellen. Ich will dann doch lieber getröstet werden, anstatt meinen eigenen Abgründen ins Auge zu sehen.

Und wenn ich hier oder sonstwo gelegentlich lese (und ich bin unendlich dankbar für so viel Offenheit), was andere Menschen über ihre Therapie erzählen, dann bin ich immer ganz 'neidisch' (blödes Wort, aber es passt trotzdem irgendwie), weil ich immer denke: "Die anderen sind bestimmt nicht so schlecht wie ich". Ich hab dabei das Gefühl, ich bin die Einzige, die sich selbst in ihrer Therapie auf die Anklagebank setzen müsste (also, ich hab nichts verbrochen oder so, es ist einfach so ein allgemeines "ich bin doof"-Gefühl, was ich mit mir rumschleppe).

Und nun merke ich, dass ich Probleme dabei habe, mit diesen auch negativen Seiten in der Therapie umzugehen.

Mich würde interessieren, ob andere Leute auch dieses Gefühl kennen. Ich bin gerade nicht sicher, ob ich halbwegs schlüssig geschrieben habe?


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Di 6. Mär 2012, 08:49 


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 11:36 
Hallo liebe titus :wink:

ja Du ich kenne das ebenso....

sitze beim Thera stundenlang und jammere nur noch. Endlich versteht jemand. Endlich hört jemand zu, findet's genauso schlimm und tröstet mich. Irgendwann beschlich mich dann auch dieses Sollt ich jetzt nicht mal...?

Bis es dann zu einem Jetzt will ich aber mal...! werden konnte dauerte es aber noch einige Stunden. Für mich gefühlt natürlich viel zu lange! In der Therapie dachte ich damals es wird sich nie ändern, ich werde mich bis ans Lebensende bedauern.... wie schlimm... :(
Nein so ist es aber nicht geblieben.
Ich empfinde manches aus meinen Leben als ganz schön belastend - sowohl aus der Vergangenheit wie auch jetzt. Darüber jammere ich. Dann steh ich wieder auf und irgendwann.... muss ich mich dann wieder mal zusammenkauern.... es wird fast soetwas wie ein reinigender Prozess, ein Kreislauf....

Ich überlege grade ob es schädlich wird, wenn uns ein Gefühl des Selbstmitleids lähmen würde, also wenn es uns abhalten würde, in's Leben zu kommen, tätig zu werden, Opferhaltung zu bevorzugen? Das wäre für mich die Richtung, die mich ja dann eher im Leiden halten würde...: Lähmung.
Ein Gefühl für unser eigenes Leiden, ein "Selbst-Mitgefühl", wie Du es schön nennst, macht Dich noch nicht zu einem chronischen Selbstbemitleider. Nein, ich glaube es wird sich, wenn ausgelebt und erfühlt und erfahren ebenso differenzieren wie die anderen Gefühle, die man in der Thera kennenlernt...

Ebengrade schaffe ich es öfter mal meine Jammern den Freundinnen anzutragen und diese trösten mich auch.
Wenn die dann was zu jammern haben tröst ich die..... ;) ;) ;)

vorerst mal soviel, Dein Stehaufmädchen jammer jammer


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 11:51 
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Ich finde Selbstmitleid in einer Therapie grundsätzlich erst einmal ganz okay, im Sinne von "Mitgefühl mit dem Kind, das ich einmal war"; ich finde es auch in Ordnung, darüber Tränen zu vergießen. Nur wenn man auf Dauer darin hängenbleibt, wird es destruktiv, so empfinde ich es. Es kann dann tatsächlich lähmen.

Für mich war die erste Phase damals wichtig; ein Schritt auf dem Weg zur Heilung.


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 12:29 
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Danke, ihr beiden. Aber woran merkt man, dass der Zeitpunkt gekommen ist, es hinter sich zu lassen? Ist es wirklich so, dass man selbst irgendwann damit aufhört? Oder muss man warten, bis man von außen darauf hingewiesen wird? Ich hab das immer noch so im Kopf, dass eine Therapie nach einem bestimmten Fahrplan laufen sollte. Was natürlich Quatsch ist.

Wenn ich so über meine Entwicklung und bestimmte Weichen nachdenke, kommt immer recht schnell dieses: "Das und das war der Grund dafür, dass es jetzt so ist, wie es ist". Und das ist dann in etwa gleichbedeutend mit der alten Leier: "Keiner versteht mich". Das ist bestimmt erst mal O.K., aber ich hab irgendwie Angst, es damit jetzt mal bewenden lassen zu müssen, obwohl mir vielleicht immer noch bestimmte Erlebnisse einfallen, die eine Rolle gespielt haben könnten.

Und da weiß ich halt nicht, ob das nun förderlich ist, dieses Mitgefühl mit sich selbst zu haben, um erst mal alles zu verstehen. Oder ob man damit nicht mal aufhören muss, denn Selbstmitleid ist ja immer verpönt, oder?


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 12:31 
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Hm, titus, ICH wurde darauf hingewiesen, mit dem Holzhammer!

Eine Mitpatientin teilte mir in unserer Therapiegruppe unumwunden mit, dass ich "selbstmitleidig" sei und ihr das auf die Nerven ginge. Ich habe darauf reagiert, indem ich mich selbst genauer beobachtete und feststellte, dass sie Recht hatte und ich das ändern wollte.

Ist mir wohl gelungen; ich habs jedenfalls danach nicht wieder gehört. Das Selbstmitleid hatte seinen Zweck schon erfüllt; daher konnte ich so reagieren, denk ich.

Solange Du diese Gefühle noch spürst und meinst, es sei noch Not-wendig, solltest Du Dich nicht von kritischen Gedanken irritieren lassen, auch nicht von Deinen eigenen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 12:42 
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Yvette hat geschrieben:
ICH wurde darauf hingewiesen, mit dem Holzhammer!

Eine Mitpatientin teilte mir in unserer Therapiegruppe unumwunden mit, dass ich "selbstmitleidig" sei und ihr das auf die Nerven ginge.

Oh, Gott, das wäre der Horror für mich!!! Auch wenn derjenige (in diesem Fall mein Therapeut) natürlich Recht hätte (nehme ich mal an), aber ich könnte da im Moment nur beleidigt und trotzig reagieren, fürchte ich. Oder mit noch mehr Selbstmitleid: "Sehen Sie, ich hab Recht: Die Welt ist grausam und keiner mag mich!" :zeter: :heul:

Und um das zu verhindern, würde ich dem am liebsten zuvorkommen - aber das entspräche nicht meiner jetzigen Gefühlslage. Ich kann ja nun auch nicht in jeder Stunde fragen: "Darf ich noch ein bisschen jammern?"

Völlig OT, aber ich muss es schnell mal loswerden: Abgesehen von der Tatsache, dass man hier nicht die Tage zählen muss, bis man einen Thread eröffnen kann, finde ich es hier unheimlich befreiend, nicht ständig auf diese Sex-Smileys zu stoßen :freu:


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 13:05 
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liebe titus,

ich wollt nur kurz einwerfen, dieses gefühl "ich bin schlecht oder doof oder böse", das kenne ich auch. ich bin da grad dran mit neid auf meine therapeutin und so. ziemlich gruselig. mir will scheinen, das ist irgendwie die andere medaille von dem "ich arme socke gefühl". ich krieg es noch nicht zusammen. aber ich hab das diffuse und irgendwie untrügerische gefühl, das gehört beides zusammen...


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 14:03 
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titus hat geschrieben:
Yvette hat geschrieben:
ICH wurde darauf hingewiesen, mit dem Holzhammer!

Eine Mitpatientin teilte mir in unserer Therapiegruppe unumwunden mit, dass ich "selbstmitleidig" sei und ihr das auf die Nerven ginge.

Oh, Gott, das wäre der Horror für mich!!! Auch wenn derjenige (in diesem Fall mein Therapeut) natürlich Recht hätte (nehme ich mal an), aber ich könnte da im Moment nur beleidigt und trotzig reagieren, fürchte ich. Oder mit noch mehr Selbstmitleid: "Sehen Sie, ich hab Recht: Die Welt ist grausam und keiner mag mich!" :zeter: :heul:
Oh, frag mich nicht - ich war tödlich beleidigt! Ich hab vor allem zuerst gar nicht verstanden, was sie meinte: Ich fand mich selbst nicht mal selbstmitleidig!

Aber ich wars wohl doch, dauerte nur eine Weile, bis ich dahinterkam. :) Als ich die Kränkung überwunden hatte, hab ich jedenfalls dran gearbeitet, dass ich das abbauen konnte. Und ja, ich denke, Neko hat Recht, es hängt mit irgendeinem Minderwertigkeitsgefühl zusammen ...


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 17:48 
hm... der Zeitpunkt?

Du meinst den zu verpassen?
Ich denke wenn Du das Fass überlaufen lässt, dann wird Dein Therapeut Dich darauf hinweisen, titus...
Meiner hat das auch getan. Erst war ich sowas von vor den Kopf gestoßen und dann beschämt und dann froh, dass ER es war, denn mit ihm konnt ich dann drüber reden und ich bin auch froh, dass er es überhaupt getan hat. Er hat auch nicht den Holzhammer verwendet. Aber stutzig und beleidigt war ich schon.

:lol: aber erst die Stunde drauf... :oops: :oops: :oops:

ich ließe es ja auch nicht für immer, aber naja sagen wir mal er hat das Unkraut rausgestutzt und nun ist es angemessener... :D


Und die Rückführung auf bestimmte Erlebnisse in der Vergangenheit darf doch solange ein Rolle spielen bis Du andere Erklärungsmöglichkeiten ergründet hast. Oder ? ich denke nicht, dass Du darauf beharrlich festhältst....

Grüße!
Stehaufmädchen :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 18:03 
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Stehaufmännchen: Einerseits hab ich das Gefühl und auch sogar die Gewissheit, dass ich auch mit ihm darüber reden kann. Und dennoch hab ich Angst, dass er dann ein schlechtes Bild von mir hat - und das nervt. Ich würde das gerne objektiv betrachten können und den Therapeuten als meinen 'Assistenten' sehen, dessen Job es ist, mir zu helfen. Aber es gelingt mir einfach nicht; ich will tief im Inneren gemocht werden - obwohl ich mir das eigentlich nicht eingestehen will. Und wenn da irgendwas Negatives zur Sprache kommt, dann hab ich Angst, dass ich für ihn nur noch doof bin.


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Di 6. Mär 2012, 20:46 
....uiiiitschpotsch...bblllllrrr...... bin ein MÄDchen :D :D :D
macht nix.

Du möchtest Deine Einzigartigkeit und Individuelle Lebensgeschichte OBjektiv betrachten?
das geht nicht! Sie ist subjektiv! Magst Du denn Leute, die objektiv immer korrekt sind, keine Ecken, keine Kanten, ...? Objektiv bleiben ist zunächst mal sein alleiniger Job.

Du, wenn Du so sachlich neben den Thera sitzen würdest und mit ihm objektiv alles aufdröselst, dann hat das einen Nachteil: Er kann Dich nicht sehen wie Du wirklich bist, nicht in deinem tiefsten Inneren, der Teil, der so gemocht werden will... . Und was nicht sichtbar bleibt, wird ungesehen bleiben und was ungesehen bleibt, wird nicht wahrgenommen und nicht angenommen. Das wär schade.

Deine Angst ist völlig natürlich.
Vielleicht hast Du auch ein wenig Mut?


Stehaufmädchen


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Do 8. Mär 2012, 11:54 
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Hallo, oh, krass, ich verlese mich ständig bei irgendwelchen Nicks. Entschuldige bitte, Stehaufmädchen :flagge:

Ich glaube, ich zerfließe doch in Selbstmitleid. Ich wüsste nicht, wie ich das Gefühl sonst benennen sollte: Ich will eigentlich am liebsten - wenn ich ganz ehrlich bin - vor allem Zuspruch von meinem Therapeuten. Damit kann ich gut umgehen, mit allem anderen irgendwie nicht. Da fühle ich mich dann sofort angegriffen, und zwar auch dort, wo gar kein Angriff war :kopfkratz:

Er ist ein ganz Zurückhaltender und hat weder besonders liebe Sachen gesagt, noch ist er gemein. Und dennoch rede ich mir nach jeder Stunde, in der er nicht irgendwie ausschließlich tröstend spricht, ein, dass er mich furchtbar doof findet. Wir reden gerade darüber, dass ich als Kind abgelehnt wurde, und - so ein Zufall ;) - prompt fühle ich mich von ihm auch abgelehnt. Ich kann das an nichts festmachen, außer daran, dass er neutral ist, wo er vorher fast 'liebevoll' gewirkt hat. Wenn wir z.B. darüber reden, dass ich oft sehr 'verbal herausfordernd' bin, dann sagt er ganz neutral und sehr ruhig, worin er die Ursache sieht (mit dem Unterton: "Sie sind nicht Schuld daran"), und anstatt ich mich darüber freue (denn es entspricht ja den Tatsachen, dass ich so bin, wie ich bin), bin ich deprimiert, dass er nicht so was sagt wie: "Aber Sie sind doch die Allertollste". Prompt fällt mir auf, dass es länger dauert, bis er die Tür nach dem Klingeln öffnet, dass er plötzlich nicht mehr fünf Minuten länger macht usw.

Ich würde so gerne 'vernünftig' damit umgehen, aber in mir drin ist so ein: "Der-mag-dich-genauso-wenig-wie-alle-anderen-auch"-Gefühl. Wenn ich das von außen betrachte und lese, fällt mir nur eines dazu ein: KINDISCH!


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Do 8. Mär 2012, 12:00 
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titus, ich sag jetzt mal "verbal herausfordernd": du bist nicht in therapie, um dort vrnünftig zu sein...ansnsten: alles, das was passiert, das übertragen von kindheitsmustern, die gute alte sehnsucht jetzt doch endlich mal getröstet, umsorgt, umschmeichelt, bedingunglos geliebt zu werden, die gehört zum analytischen programm dazu...die herausforderung, die darin für dich liegen könnte: nimm es hin, nimm es an, das bist auch du (nicht nur, aber auch) und versuch es nicht zu be- oder verurteilen...ich weiß, das ist schwer. aber mir scheint, darum geht es...zu lernen, sich mit wachen sinnen für sich zu interissieren, ah ja, das, do bin ich auch....


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Do 8. Mär 2012, 21:07 
titus,
Du kannst das sehr gut beschreiben.
Würde Dein Thera es wissen, weil Du es aussprichst, habt ihr doch ne SO große Chance für Deinen Selbstwert zu sorgen! Deine Gefühle sind mir auch bekannt. Es gab dann Momente, in denen ich dachte: er ist aber immer gleich zu mir, ich projiziere meinen Unmut über mich selbst auf ihn und die Therapiesituation.

... Hab das immer noch :rolleyes: :oops:
aber hey!.... es wird weniger, mal rasant, mal wird es mehr.... irgendwann kann man unterscheiden, differenzieren. Ich denke es ist Entwicklung.

Dass Du eher Zuspruch vertragen kannst und alles andere als ablehnend erlebst, hat ja mit Deiner Geschichte zu tun und es wird sicher mit der Zeit weniger werden, auch wie das Selbstmitleid. und ja, ich denke auch das in dem Du zerfließt....
Du kannst jetzt wertvolle Erfahrung machen mit Deiner Innensicht, die Du mitbringst :ja: , wenn Du sie in die Therapie einbringst... eine Chance eben...

hm?

:trippel:

Liebe Grüße,
stehaufmädchen


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Do 8. Mär 2012, 21:34 
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Hallo, Stehaufmädchen, das Komische, wenn man so will, ist, dass ich ihm diese Inneneinsicht genauso mitteilen kann. Leider merke ich immer erst nach der Stunde, was sie in mir ausgelöst hat. Und bis zur nächsten dauert es wieder ein paar Tage. Und dann sag ich ihm das alles auch, und ich merke auch, dass er das versteht, aber dieses Gefühl, von ihm nicht gemocht zu werden, löst sich damit leider nicht auf. Wobei ich das erst wieder seit ein paar Stunden habe. Ich hab immer das Gefühl, ich müsste mit meinem Exmann um seine Zuneigung kämpfen (die Beziehung zum Ex war gerade Thema) und ich rede mir immer ein, dass mein Therapeut auf der Seite meines Ex' steht (die kennen sich natürlich gar nicht, es kann also eigentlich alles nur meine Phantasie sein!).

neko, nicht, dass du denkst, ich würde dich überlesen ;) Danke auch für deinen Beitrag!!!


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Sa 10. Mär 2012, 20:11 
titus hat geschrieben:
aber dieses Gefühl, von ihm nicht gemocht zu werden, löst sich damit leider nicht auf. Wobei ich das erst wieder seit ein paar Stunden habe.


Titus, ..... aber....... wieviele Stunden hast Du Dir denn allein zum Auflösen gegeben?
ich würde mal schätzen, aber bleibe mal fragend... :D ?

Grüße,
Steh :D aufi


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Sa 10. Mär 2012, 20:24 
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Hallo, ja, das mit dem Stunden-Plan ist tatsächlich eine Frage, die mich ständig beschäftigt: Ich bin da total hin und her gerissen - einerseits möchte ich so schnell wie möglich alles umsetzen, was wir besprechen oder was mir von alleine klar geworden ist. Also ungefähr so, dass ich in einer Stunde merke: "Ich fühle mich abgelehnt" und dann bereits in der nächsten Stunde erkenne: "Ist bloß Übertragung" und dass damit der Fall erledigt ist. Und andererseits hab ich einen Horror davor, diese Therapie so im Schnelldurchlauf zu beenden. Ich sehe mich dann schon so nach 100 Stunden 'auf der Straße stehen'. Das wäre dann ungefähr in einem Jahr. Ich will das aber gar nicht! Ist doch idiotisch: Einerseits will man gesund werden (wozu sonst die Therapie?) und andererseits will man sich ein bisschen 'gehenlassen' und ganz viel Zuwendung bekommen. Wie soll man diesen Widerspruch auflösen?

Er hat mal von 2-3 Jahren gesprochen, und ich frage mich, womit wir die restlichen 2 oder 2,5 Jahre füllen wollen, wenn ich das Gefühl habe, schon nach einem halben Jahr alles besprochen zu haben? Das kann es ja eigentlich auch nicht sein. In dem Zusammenhang hab ich übrigens auch nicht kapiert, was das Durcharbeiten überhaupt bedeuten soll: Ich kann doch nicht 100x dieselben Situationen vortragen: "Blablabla, schon wieder sind alle so gemein zu mir, blablabla" - ich denke immer, dass ihn das langweilen muss und dass man eben schneller kapieren muss, wie man das umsetzt, was man besprochen hat.


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 Betreff des Beitrags: Re: Was ist Selbstmitleid?
BeitragVerfasst: Sa 10. Mär 2012, 20:41 
Liebe titus,

bitte hab noch ein wenig Geduld mit Dir und deiner Seele.
Die braucht vor allem Zeit. Um Gefühle zu verändern muss keine sinnhafte Ein-sicht erfolgen. Sie ist nur der Anfang.
Es hört sich in etwa so an, als wolltest Du dein - sagen wir mal inneres - Haus umbauen indem Du es ihm 1-2x zeigst. Nun geht es aber beim Durcharbeiten darum, die inneren Wände teilweise zu verändern und neu aufzubauen.
Das dauert.... !!!

Verstehst Du was ich meine?

Stehaufi


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