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 Betreff des Beitrags: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 17:47 
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Hallo,
wie steht ihr dazu, euren Bekannten, Verwandten und Freunden von eurer Therapie zu erzählen? Im ersten halben Jahr bin ich zu ihm geschlichen wie in ein Bordell. Ich kam mir so niedrig vor, so erbärmlich. Ich hab gedacht: "Wenn mich hier jemand sieht, bin ich geliefert".

Dann hab ich mir eine Weile keine Gedanken mehr darüber gemacht, und nun merke ich, wie ich regelrecht stolz bin (und ich bin selten wirklich stolz auf mich). Ich fühle mich so mutig, irgendwie. So, als mache ich etwas ganz Wichtiges (tu ich ja auch...). Und ich hab auf einmal gar nicht mehr das Bedürfnis, mich dafür zu schämen, dass ich eine Psychoanalyse mache. Im Gegenteil: Ich würd mir am liebsten ein Schild um den Hals hängen.

Meine Kinder und mein Exmann wissen Bescheid (mehr aus organisatorischen Gründen; wie sieht das denn auch aus, wenn Mama ständig verschwindet...). Und nun würd ich es am liebsten auch meiner Mutter sagen, also nicht so kleinlaut à la: "Du, weißt du was, ich hab beschlossen, mir helfen zu lassen", sondern eher so: "Übrigens, ich gehe zur Analyse, und ich muss jetzt auch los, bis später". Ich weiß, dass meine Mutter bisher immer auf Leute herabgeschaut hat, die eine Therapie machen ("ach die Arme, der muss es ja wirklich schlecht gehen. Die tut mir so leid" (scheinheilig hoch zehn)). Und ich würd nun gerne zeigen, dass man auch stolz darauf sein kann, eine Therapie zu machen und dass einen das gar nicht klein macht, sondern dass es einfach eine geile Erfahrung ist, die einem viel bringt. Es ist kein Armutszeugnis, sondern eine echte Bereicherung (naja, wem sag ich das...).

Ich frag mich nur, ob und wie man das anderen Leuten klarmachen kann. Ich hab keinen Bock, von denen dann als "armes Hascherl" gesehen zu werden - wo sie mich doch sowieso schon für ein kleines Dummerchen halten. Aber ich will das eigentlich nicht mehr verschweigen müssen und meine Psychobücher verstecken müssen und jedem erzählen, ich gehe "zum Arzt".


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mo 6. Aug 2012, 17:47 


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 18:41 
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Registriert: Di 28. Feb 2012, 22:13
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Ich müsste es nicht einfach so erzählen, aber ich hab halt gemerkt, dass es bisher eher so ist, dass ich es verheimliche, und das finde ich nicht gut. Am Anfang war das wichtig, weil ich mir halt so schwach und dumm damit vorkam. Mir war das so fremd, und ich hatte das Gefühl, wenn man eine Therapie anfängt, dann hat man entweder einen 'richtigen' Grund (und den hab ich bei mir nicht gesehen) - oder aber man ist ein Versager. Und ich hab mich so gefühlt wie einer, der es einfach nicht auf die Reihe bekommt, richtig zu leben - so wie jeder 'normale' Mensch auch.

Das Gefühl hab ich jetzt gar nicht mehr so. Ich hab vorhin sogar das erste Mal seit 20 Jahren mit jemandem geflirtet ;) - einfach weil ich offensichtlich etwas Positiveres, Lebensbejahendes ausstrahle, wo ich vor einigen Monaten noch ständig rumlief wie auf dem Weg zu meiner eigenen Beerdigung (das kommt heute auch noch vor, aber es gibt auch immer häufiger Momente, in denen ich den Kopf oben trage).

Naja, und da passt es irgendwie nicht so, wenn ich den Kindern z.B. sagen muss, wenn ich gehe: "Wenn Oma anruft, sagt ihr, ich bin beim Arzt" (so viele Arzttermine hat kein Mensch...). Morgen ist es so, dass die Oma uns besucht und ich nach der Sommerpause gerade keine Lust hatte, den Termin beim Therapeuten abzusagen. Also werd ich hingehen, und die Oma wird natürlich fragen, WOHIN ich gehe. Und da hab ich mir vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn ich sage: "Du hör mal, ich muss nachher weg, zu meinem Psychoanalytiker" :D

Das Verheimlichen zieht mich wieder so runter, und ich will das nicht. Mein Exmann fand es irgendwie beeindruckend, und ich hab gemerkt, wie er sich dafür interessiert hat (ohne das freilich zuzugeben). Andererseits: Wenn es gesagt ist, ist es gesagt, und was ist, wenn ich dann familienintern nicht nur das Schwarze Schaf bin, sondern auch noch ein beklopptes Schwarzes Schaf, das es nötig hat, 'fremde Leute' (wie meine Mutter sicher denken würde) vollzuheulen.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 18:49 
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Registriert: Sa 29. Okt 2011, 23:53
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Hmm, ich seh es etwas differenzierter.
Im Normalfall binde ich auch keinem auf die Nase, daß ich jetzt beim Zahnarzt war, oder bei einem sonstigen Arzt,
dann allerdings gibt es die Momente, wo die Leute sagen: Hey du, du siehst schlecht aus; geh mal zum Doc...
und dann kann es durchaus sein, daß ich dann mit jenen, die Interesse/Sorgen hatten, darüber spreche, was rausgekommen ist.

Und ein Psychodoc macht ja auch nichts anderes, als versuchen, dir dort zu helfen, wo man alleine nicht weiter kann - also im Regelfall nichts, wofür man sich schämen müßte.
Wenn man sich klar, bewußt vor Augen führt, daß die Welt schnelllebiger geworden ist; schneller, als der Mensch mitkommt,
ist es nur logisch, daß "Defizite" zu Tage kommen.
Beim Köper heißt das dann: Krebs (auch etwas, was man kaum heilen kann; aber wo klar wird... eigentlich war "vorerst" der Köper nicht dazu geschaffen 50, 60 oder mehr Jahre auf den Buckel zu bekommen.
Und das gibt es nicht nur beim Menschen, ja selbst Fische sind mittlerweile von diesem "Wohlstand" betroffen... Wohlstand des älter werdens.
Und die Umwelt tut halt ihr übriges, wo das Seelenheil oftmals nicht mitkommt.
Und es ist auch die GEsellschaft, die darüber entscheidet, ob´s ein Tabu ist, oder nicht.
In den Staaten schon längst usus, daß dich auf die coach legst; gut, bei denen ist auch Köperpimpen "normal"..
Hier, hier wird man immer offener für das Thema;
aber auch da...
Ich muß nicht jedem unter die Nase reiben: Du ich geh zum Doc
(und noch weniger, weil man wem was beweisen will)

Ich denke, es hängt sehr viel von den Umständen ab, vom Umfeld.
Es gibt Leute, die können, ja die sollten das vlt. wissen,
sei es, daß sie dadurch erfahren, man ist willens/oder auf den Weg, sich, sein Problem anzugehen - und dann dementsprechend mitwirken können, unterstützen können..
Und es gibt Leute, die geht das schlichtwegs nen feuchten Kerrich an;
vollkommen egal, ob das nur "weitläufige Bekannte" sind, und/oder aber Familienmitglieder.

Ich weiß, es bedarf einer gewissen Stärke, offen mit dem Thema umzugehen, grade auch, weil andere "weniger" offen sind,
für die ein Psychodoc gleich die "Klappse" ist...
Ja, auch da sollte man für sich abwäägen - müssen "die" Leute das wissen?
Und auch die sonstigen Umstände, wie z.b. Wohnort, spielen da ne ganz, ganz wichtige Rolle, denn grad in so nem Grätzl spricht sich sowas gerne mal schnell herum, wo dann aus einem "Man ist überfordert" gleich mal ein "Psychofall" wird, der dann sehr schnell darin enden kann, daß wenn was unvorhergesehenes passiert, der Volksmund dann ganz schnell sagt: naja, wir haben´s ja immer schon gewußt/geahnt.

Fazit: Man macht das für sich selber, für niemanden anderen (auch wenn andere vlt. der Auslöser sind).
Die, die irgendwie davon betroffen sind, können, ja sollten wissen -egal in welchem Umfang- : Man geht sein "Problem" an.
Der Rest, der Rest soll sich über die Häuser hauen, und seine Neugierde in der YellowPress befriedigen


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 18:56 
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Registriert: Di 28. Feb 2012, 22:13
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Und das finde ich eben so schwierig: zu wissen, ob es befreiend wäre oder ob ich mir damit nur noch mehr Probleme mache - im Moment führe ich ja quasi ein Doppelleben: Ich stehle mich davon, zu meinem heimlichen Seelentröster. Also, normalerweise würde sich die Frage so nicht stellen. Aber es gibt halt häufig Momente, in denen ich lügen muss deswegen, und mir kommt das so falsch vor.

Es ist ja nicht nur meine Mutter, die halt öfter mal bei uns ist. Manchmal will sie vormittags mit mir bummeln gehen o.ä. Und ich kann dann - bisher - nicht sagen: "Da kann ich nicht, weil...". Stattdessen muss ich mir Ausreden einfallen lassen. Aber auch andere Leute fragen mich mal, ob ich Zeit hab. Und dann sag ich zwar: "Ich kann da nicht", aber dann kommt (von lockeren Bekannten, mit denen ich mich auch schon mal über Problemthemen unterhalte) die Frage: "Musst du da arbeiten?" - und ich komm mir so blöd vor, wenn ich dann sage: "Ja", obwohl das gar nicht stimmt.

Ich würd so gerne aufrichtiger damit umgehen, aber ich bin eigentlich sicher, dass kein Mensch, der keine Therapie gemacht hat, das auch nur annähernd verstehen kann, dass das eigentlich eine tolle Sache ist, derer man sich nicht schämen müsste.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 19:24 
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Registriert: Sa 29. Okt 2011, 23:53
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Was heißt "noch" mehr Probleme?
Gut, ich bin ein anderer Schlag Mensch, ich sag dann schon mal -bei so nachbohrenden Fragen: Ich muß Sockenrollen/Nasenbohren- wenn´s mir zu blöd wird, weil das jemand nicht akzeptieren kann/will, daß ich zu dem Zeitpunkt nicht kann/nicht will.
Und es gibt Themen, die gehen weder meinen Partner, noch meine Kinder/Eltern etwas an, sondern haben schlichtwegs mit mir zu tun.
Und es gibt Sachen, da ist das vollkommen verständlich (es wird kaum wen geben, der dich nach deinem Klogang befrägt),
und es gibt Momente, da muß man es den Leuten "beibringen" - tw. auf die harte Tour: Getreu dem Motto: Stop, bis hierher und nicht weiter.
Bei einem partner kann ich vlt. nur eergänzend hinzufügen: Vertrau mir einfach, vertrau der Situation; mit allem anderen, machst du es nur "schlimmer"...
aber alle anderen Personen geht es wirklich nen feuchten Kerrich an,
und das muß mir auch kein schlechtes Gewissen machen.
Klar gibt es die Tabuisierung, keine Frage,
aber man kann sich selber überlisten, indem man sich klar vor Augen führt: Ich bin nicht der Einzige.
Da gibt es ne ganze Industrie, die davon lebt, und das könnten sie nicht, wenn ich der Einzige wäre - also; bin ich weder schlechter/besser als andere.

Und klar wird es Probleme geben;
vor allem von Leuten/einer Umgebung, die engstirnig und Kleingeistig ist...
Du kennst meinen offenen thread, den machte ich nicht nur hier publik.
Für mich war es befreiend; zu sagen was ist, worin die Probleme sind.
Die Resonanz? Im Grunde genomme keine, außer die, die im negativen Sinne meinte, ich gehöre in die Klappse...
Damit habe ich rechnen müssen, aber dennoch; mir ist eine Last von der Schulter genommen

Du wirst mit ziemlicher Sicherheit auf Probleme stoßen.. und das kann man dann besprechen, man kann es auch bleiben lassen.
Wenn dir der Zahn weh tut, dieser vlt. gezogen werden muß, und dann ne Lücke zu sehen ist, weil die Kohle für nen Ersatz fehlt... ja, sieht vlt. nicht "hübsch" aus... ist aber menschlich.
Die, die ohnedies immer nur sagen: ja, da hättest dich halt pflegen müssen, dann wäre das nicht passiert...
die sind gar nicht Willens, ihre Sichtweise zu ändern
Das sind aber auch Leute, die ich dann nicht ernst nehme; nicht ernst nehmen kann.
Dann wird es Leute geben, die immer ihre Schnoddern offen haben, wie wild/wie die Gänse plappern...
ja, auch das liegt in deren Naturel... und das geht beim einen Ohr rein; beim anderen raus.
Die, die hinterfragen, denen kann ich klar sagen: Du, hätte ich den nicht gezogen, dann entzündung usw., usw...
Das sind aber auch die, die vlt. "verstehen".
Und dann wird es vlt. auch die geben, die sagen: Du, soll ich dir die Kohle, für einen Ersatz, borgen?

Das ist halt das Leben.
Sich "zurückziehen" aka "Doppelleben" führen, macht die Sache nicht besser, für einen selber, weil´s eben ne Zusatzbelastung ist.
Sich aktiv sagen: Es ist so
heißt noch lange nicht, daß man alle einweihen muß,
hilft aber enorm, diesen Druck (des Doppellebens) schon mal aus dem Weg gehen.
Gleichzeitig von Haus aus (egal ob man es kann oder nicht) für eine notwendige Distanz sorgen (die Feinjustierung kommt später),
weil in erster Linie geht es um einen selber.
Und wenn du die bisherige Vorgehensweise als Belastung empfindest, dann solltest du nen (gangbaren) Weg finden, aus selbiger zu entkommen; was nicht automatisch heißt, daß du in die entgegengesetzte Richtung in die Vollen gehen sollst.

Das ist.. ja, wie in ner fremden Stadt: Wenn ich das Gefühl habe, ich habe mich verlaufen, mir sicher bin, daß ich auf dem falschen Weg bin,
dann gehe ich vorerst einmal den Weg zurück, den ich gekommen bin; zumindest soweit, als daß ich mich noch erinnern kann;
weil die Chancen -von dort aus den "richtigen Weg" zu finden, wesentlich höher ist.
Und selbst wenn ich andere Passanten nach em Weg frage; so werde ich ihnen nicht gleich auf die Nase binden, warum ich "dorthin" will.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 19:54 
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Klar, es gibt 'ne Menge Leute, denen ich das nicht erzählen würde. Aber so bei Menschen, mit denen ich ständig zu tun habe, würde ich mir für mich wünschen, dass ich da drüberstehen kann. Insofern ist die Parallele zu deiner Geschichte vielleicht anders, denn das, was du erlebt hast, IST ja objektiv ganz schlimm. Aber eine Therapie IST ja eigentlich gar nichts, was einem peinlich sein muss. Und gleichzeitig will ich auch nicht so auf Edel-Psycho à la Hollywood machen, der es chic findet, sich einen Therapeuten zu leisten.

Also, ich würd es gerne sagen, ganz ohne Rachegefühle, so nach dem Motto: "Nur weil du so eine unfähige Mutter warst, muss ich jetzt zum Therapeuten", sondern vielleicht einfach auch, weil es meinem derzeitigen Lebensgefühl entspricht. Es nimmt ja auch recht viel Raum ein, und ich hab heute, nach der Sommerpause, gemerkt, wie sehr ich diese Stunden brauche, wie ich sie liebe, wie wichtig mir die Therapie und der Therapeut sind. Und dann muss ich das so verstecken?


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 20:44 
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titus hat geschrieben:
...Aber so bei Menschen, mit denen ich ständig zu tun habe, würde ich mir für mich wünschen, dass ich da drüberstehen kann. Insofern ist die Parallele zu deiner Geschichte vielleicht anders, denn das, was du erlebt hast, IST ja objektiv ganz schlimm.

Ich wollte damit keine Paralellen ziehen, sondern eigentlich zum Ausdruck bringen, wie "komisch" Menschen sind.
Nicht eben der Wunsch -wie es eigentlich sein sollte-: "Such dir Hilfe"
sondern eben dieses verkehren ins negative;
getreu dem Motto: Jetzt bin ich derjenige, der plem-plem ist

Also das ist etwas, was sehr schnell passieren kann; auch - und da ziehe ich jetzt den Querfaden; daß die Leute das "verharmlosen", indem sie dir schlichtwegs sagen (irgendwannmal): Jetzt ist´s aber gut, schön langsam solltest du drüber stehen...
Es gibt eben Dinge, die sind nicht von heute auf morgen einfach "weg",
grade in dem Bereich kann das dauern..
(und dann sind solche Ansagen genau die Ansagen, die einen wieder weit zurückwerfen)
titus hat geschrieben:
Aber eine Therapie IST ja eigentlich gar nichts, was einem peinlich sein muss.

:d: Eben
Und wenn es dir dadurch gut/besser geht, dann sollten sich die, die mit dir zu tun haben, die, die davon wissen, sich doch eigentlich (mit)freuen.
titus hat geschrieben:
Also, ich würd es gerne sagen, ganz ohne Rachegefühle, so nach dem Motto: "Nur weil du so eine unfähige Mutter warst, muss ich jetzt zum Therapeuten", sondern vielleicht einfach auch, weil es meinem derzeitigen Lebensgefühl entspricht.

Das ist das, was ich oben schrieb - es gibt Dinge, die brauchen einfach "Zeit".
Und diese Zeit braucht es auch, damit sich etwas "entwickelt", das ist ein Prozes, der kann mal schnell, mal langsam gehen, dann kommt ein Rückschlag, und man ist wieder dort, wo man vlt. vor einigen Tagen, Wochen, Monaten, jahren stand....
Es braucht seine Zeit, daß man sich soweit festigt, seine Einstellung, sein GEfühl sich von selber wandelt, als das es einem soweit "egal" wird, oder "unwichtig" - zumindest nicht mehr das ist, was es "jetzt" ist...
titus hat geschrieben:
Es nimmt ja auch recht viel Raum ein, und ich hab heute, nach der Sommerpause, gemerkt, wie sehr ich diese Stunden brauche, wie ich sie liebe, wie wichtig mir die Therapie und der Therapeut sind. Und dann muss ich das so verstecken?

Nein, mußt du nicht.
Ganz im Gegenteil: Du kannst zu dir selber sagen: Ich bin froh, daß es einen MEnschen in meinem Leben gibt, der mich (vernünftig) aufbaut/motiviert, der mich versteht, oder mir Dinge aufzeigt, die ich vlt. so nicht gesehen habe, oder sehen wollte.

Wenn du heute ein Eis essen gehst, dann läßt du es dir schmecken.
Dann hast du danach ein "freundlichjeres/gelösteres/lächelndes" gesicht -einfach weil es dir gut tut; auch wenn ein wenig Reue mitspielt, und man sich die Frage stellt; mußte das sein usw.
Pfeif drauf,... denn, es tat dir gut

Und wenn dich wer fragt: Hey, warum bist du gut gelaunt....
"Weil ich mir was Gutes tat"...

Da muß man nicht in epischer Breite erzählen: Was man tat...
Man hat seinen "Alltag" durchbrochen, man hat sich mal (zur Abwechslung) was Gutes getan. Aus-Schluß-fertig
Und wenn dein Partner damit leben kann, das versteht, akzeptiert - hey, dann ist doch alles gut.

Den Rest der Menschheit hat das Nüsse zu interessieren; da muß ich mich nicht erklären - aber ich kann es; denen gegenüber, denen ich es als "wichtig" erachte; wo ich weiß: Da ist das soweit gut aufgehoben.

Und Mutti? ja, lieb, nett, schön, geht man mal nen kaffee trinken, oder auch nicht...
Und auch wenn man am liebsten ne Breitseite drücken würde....
Ne....
Man tut, was man tat, für sich selber; und es ist einfach der größere Gewinn zu sagen: Hey, mir geht´s gut
Und Muttern, oder andere geht es nichts an, ob ich Eis essen war, oder Schuhe kaufen, oder beim Doc - egal welcher das ist.
Und auch selbst wenn man was sagen will: "Hey, das alles war so beschissen, war für mich so nicht mehr tragbar; das ging nicht mehr ohne, daß ich mir eine Hilfe holte...
heute geht es mir besser und ich bin froh das dem so ist..."
okay... Manche werdens verstehen, andere nicht,
und wenn ich weiß, das kommt bei denen eh nicht an... ja,
dann sollte es mir insoweit besser gehen, als das ich weiß: Ich habe mich weiterentwickelt... die nicht.
Gut für mich; und wie "die" damit umgehen... derene Problem, hauptsache "ich" muß das heute nicht mehr aussitzen


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 20:54 
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Registriert: Di 28. Feb 2012, 22:13
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Ah, jetzt hab ich dich verstanden! Danke! Ich hab es tatsächlich nicht bedacht, dass ich mich im Moment zwar euphorisch fühle, dass dann aber natürlich monate- und jahrelang die Frage im Raum stehen würde: "Und???... Hast du es immer noch nicht geschafft? Brauchst du das immer noch (etwa?)". Dann hat man das Thema ewig an der Backe.

Und ja, es kann auch sein, dass ich selbst irgendwann mal wieder etwas zurückhaltender werde und mir das Schild, das ich mir jetzt noch so freudig erregt umhänge, dann doch lieber abnehmen würde - aber das geht eben nicht, wenn man den Leuten erst mal davon erzählt hat.

Den Satz "ich hab mir was Gutes getan" find ich gut. Ich fürchte nur, da muss ich üben, bis ich den fehlerfrei rüberbringe ;)


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 20:59 
Ich bin darin recht exhibitionistisch und habe es leicht da mein Thera eine bekannte Patientin hat die alle Holländer bewundern. Alle die von meiner Therapie wissen, wissen auch das. Nicht sehr diskret vielleicht, aber sie kokettiert selbst in den Medien damit. Sie hat sogar gesagt: "Natürlich mache ich therapie, ich bin ja rasend interessant!" Ich versuche es so ein bisschen glamorous zu machen. Ich denke wenn's nicht so wär würde ich sowas erfinden denn es funktioniert prächtig! Die Leute gucken als ob sie was verpasst haben. Was sie hinter meinem Rücken sagen, entgeht mir freilich. Aber das bisschen Eifersucht reicht mir schon :ja:


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 22:27 
Übrigens ist das Ausgrenzen durch Pathologisieren auch an mir nicht vorbeigegangen. Meine Ex (die sich im DSM-IV gleich 3 Kleber holen könnte) hat den Kindern erfolgreich vorgemacht dass Pappa nicht se alle im Schrank hat. Dabei bin ich in Therapie gegangen weil sie nicht wollte und Schiss hatte. Na ja, die gleiche kleinkarierte Heuchelei halt. Wie im verklemmten Friesenkaff wo sie herkommt... Die Wahrheit ist ja auch beängstigend wenn man jahrelang an Lügenkonstrukten gebaut hat.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 6. Aug 2012, 23:01 
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Registriert: So 20. Nov 2011, 13:14
Beiträge: 856
Liebe titus,

ich habe in Sachen Geheimhaltung der Therapie und offener Umgang damit unterschiedliche Phasen durchlaufen. Anfangs haben nur mein Partner und meine guten Freunde davon gewusst. Die Öffnung kam peu à peu. Meine Mutter, meine Schwester, meine Schwiegermutter, usw. Es kam immer mal wieder jemand dazu. Und mit jedem Mitwisser wurde es leichter und unbeschwerter. Ich kann kaum erklären warum das so ist, aber ich glaube dass es mit jeder neuen Person, die es erfährt, mehr an Schrecken verliert.

Ganz entscheidend fand ich auch immer die Haltung, die man selbst zur Therapie hat, zur eignen und allgemein. Wenn du selbst ausstrahlst, dass du dich nicht für deine Therapie verurteilst, sondern dass du dazu stehst und, wie du selbst schreibst, ein bisschen stolz drauf bist, dann färbt das meistens auch auf das Gegenüber ab. Ich habe z.B. nie "gebeichtet", dass ich in Analyse bin, sondern es so beiläufig erwähnt, als würde ich jemandem erzählen, dass ich einen Spanisch-Kurs begonnen habe. Ich habe da kein großes Ding draus gemacht in meinem Umfeld, ich habe vielmehr so getan, als wüssten die anderen eh schon alle bescheid, so nach dem Motto "Davon habe ich dir ja bereits erzählt, nicht?"
Das passte ja auch irgendwie zu mir, dieses Nachdenken und Auseinandernehmen. Andere gehen eben zum Sport, zazie geht zur Analyse. Da hat sich im Endeffekt keiner groß was draus gemacht. Nur meine Mutter, die war immer ein bisschen misstrauisch und konnte nicht verstehen, warum ich einem wildfremden Menschen meine intimsten Gedanken offenbare. Für sie wäre das nichts. Na gut, who cares.

Die große Wende bei der Offenheit bezüglich Therapie kam dann mit meiner Diplomarbeit, die ja ein psychoanalytisches Thema hatte. Da erfuhren dann auch Außenstehende wie Studenten und mein betreuender Professor davon. Ich habe es recht schwammig und durch die Blume mitgeteilt, aber im Grunde war klar, dass ich Analyseerfahrung habe, zumal mein Therapeut in den Danksagungen mit vorkam. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass irgendjemand schief geguckt hat oder mich deswegen anders behandelt hat.

Mittlerweile ist es für mich wirklich um einiges leichter geworden, dazu zu stehen. Mein Mitbewohner weiß es. Wenn es hinter einem liegt, geht auch noch mal eine gehörige Portion Scham verloren. Mein Arbeitgeber weiß sogar davon, er hat im Bewerbungsgespräch nach meiner Diplomarbeit gefragt und wie ich dazu kam und ich konnte in dem Moment nicht lügen. Eigentlich dachte ich ja, dass ich in dem Moment alles versaut hätte, aber Pustekuchen, ich wurde trotzdem eingestellt. Ich habs eben ausgestrahlt, dass ich stolz drauf bin und dass für mich besonders ist und dass ich mich nicht verstecke.

Aber erzwingen würde ich es auch nicht. Besser wäre es, wenn es wirklich zur Situation passt, wenn es sich halb ergibt.
Ich habs natürlich nicht jedem Dahergelaufenen erzählt. Es musste schon für mich passen irgendwie.

LG

zazie

_________________
"Vivre, c'est naître lentement. Il serait un peu trop aisé d'emprunter des âmes toutes faites !"

Antoine de Saint-Exupéry


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mi 8. Aug 2012, 16:51 
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ich kenn beides aus verschiedenen phasen: das schamhaft verschweigen wollen und so ein euphorischer drang, es mitteilen zu wollen. mittlerweile hab ich abstand zu beidem.

zu nicht schämen muss ich hier ja nix sagen, oder? außer vielleicht, dass die scham bei mir doch immer noch mal wiederkommt. nicht bei leuten aus meiner umgebung. aber je nachdem, wie krass die dinge sind, die ich in den stunden grad am wickel hab, latsche ich die treppe dortselbst dann doch noch manches mal mit rotem kopfe hoch und hoffe, dass mir keiner entgegenkommt.

zu nicht euphorisch in die welt hinausschreien: ich hab mittlerweile oft das gefühl, das ist was schönes, was kostbares, das will ich nur mit jemandem teilen, der ein genießer ist, der mir wohlgesonnen ist, sich mit mir freuen kann oder zumindest interessiert nachfragen wird, sonst ist irgendwie perlen vor die säue....

ach ja, und der eigenen ma das rachsüchtig auf die nase binden: ich hatte die phase, in der ich meiner raben-ma manches um die ohren hauen musste - nie das wirklich eingemachte, nie das wirklich schlimme, das geht bis heute nicht. aber so zeugs halt. war nicht gut. hat nichts gebracht. ihr nicht und mir sicher auch nicht. musste aber sein und fertig. ich denk, das ist auch eine dieser phasen, die dazu gehören und aus denen man raus wächst. nur dass man sie vielleicht durchlaufen muss, statt sie wegzurationalisieren. war zumindest bei mir so.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mi 8. Aug 2012, 19:52 
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Also, um die Ohren hauen würde ich meiner Mutter gar nichts. Ich würde überhaupt gar nichts über Inhalte reden wollen mit anderen Leuten - dafür bin ich ja hier ;) Und ich kenne zwar echt gar nicht mal so wenige Leute, die eine Therapie gemacht haben, aber das waren alles VTs und das war denen schon peinlich, so dass ich das immer nur über sieben Ecken erfahren hab - da wurden Blutdhochdruck und orthopäd. Beschwerden erfunden, und irgendwie ist es doch immer rausgekommen. Und das, obwohl eine VT ja - sehe ich jedenfalls so - wirklich eher praktisch orientiert ist und man dort nicht - nehme ich mal an - das Bedürfnis hat, sich wie ein Kleinkind versorgen zu lassen. Wie sollte da jemand, der eine tiefenpsycholog. Therapie mit mehreren Stunden pro Woche nicht erlebt hat, NICHT mit den Augen rollen und denken, er habe es mit einem Irren zu tun, wenn man erzählt bekommt, dass man mit einem fremden Mann über solche Intimitäten redet?

Mich nervt dieses Verlogene einfach so. Aber ich glaube, das ist ein Widerspruch, den man nicht auflösen kann. Eine Bekannte hat ihre Therapie mal öffentlich gemacht - und das geheuchelte Mitleid, das ihr von vielen entgegenschlug, würde ich mir dann doch gerne ersparen.

Aber ich bin ja auch nicht besser: Als mir eine andere Bekannte mal erzählte, dass ihr Freund eine Analyse macht, hab ich mich richtig erschrocken! Und das, obwohl ich eigentlich aufgeschlossen bin und über meine eigenen Störungen Bescheid weiß. Ich dachte, eine Analyse ist was für Leute, die so am Boden sind, dass sie gar nichts mehr hinbekommen. War einfach mein Vorurteil, obwohl ich das gar nicht so wollte. Aber selbst wenn man dann aufklären wollte - dann wird es ja auch nicht gerade verständlicher. Ich stelle mir vor, da fragt man mich dann, was man so macht. Ein Blick ins ptf, wo die Analysanden samt Therapeuten gelegentlich als entweder furchtbar arrogant oder bemitleidenswert betrachtet werden, reicht aus, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass es wohl keine gute Idee ist, es zu erzählen.

Aber warum dann immer diese Lügengeschichten?


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Do 9. Aug 2012, 11:20 
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Ja, neblina, das ist ein guter Punkt. Und ich bin offenbar ein wunderbarer Resonanzboden für solche Sachen wie Mitleid oder Machtausübung usw. Ist mir heute in der Stunde gerade wieder bewusst geworden, dass ich selbst ja den anderen Menschen die Macht und die Deutungshoheit über mich gebe - ich bin erwachsen, und dennoch fühle ich mich innerhalb meiner Familie wie ein Dummerchen - nicht, weil ich das so will, sondern weil das meine Rolle dort ist und ich eben leider noch nicht sagen kann: Es mag ja sein, dass IHR über mich bestimmen wollt und dass IHR das erbärmlich findet, wenn ich eine Therapie mache, aber für MICH ist das eben anders, und nur das zählt.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Do 9. Aug 2012, 11:32 
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titus, wie geht das bei dir? wie balancierst du die widersprüche aus? du sasgts, du fühlst dich in der familie wie ein dummerchen. aber woanders hast du gesagt, dass du deine familie immer schon ganz schön beschränkt fandest. ich glaub schon, dass beides zusammengeht. aber wie verbindest DU das, würde mich interessieren.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Do 9. Aug 2012, 12:07 
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Naja, man kann, denke ich, schon objektiv (soweit das möglich ist) sagen, dass meine Familie beschränkt ist. Meine Cousine meinte mal, sie wollte als Kind den 'Tagesspiegel' lesen - und ihr Vater, also mein Onkel, hat gesagt: "Nö, du kannst die BILD lesen wie wir alle - oder meinst du, du bist was Besseres?!" - und komischerweise ist die Cousine selbst dann auch so geworden. Als ich als erste in der Familie Abitur gemacht hab, gab es auf jeder Feier (also ca. 1x im Monat) dieselbe Diskussion: "Warum machst du Abitur? Realschule tut's auch!" Und nun haben wir sozusagen noch eins draufgesetzt - mein Kind besucht ein Humanistisches Gymnasium - zigmal diese Diskussion: "Ach, die eingebildeten Familien vom Gymnasium xy, die denken immer, sie sind was Besseres. Man kann auch nett sein, ohne Griechisch zu lernen" - usw. Also, egal was es ist: Schule, Konzerte, Bücher, Museum, Politik - Man darf da irgendwie nicht abweichen - keine Fragen stellen, keine Ansprüche haben (auch nicht an sich selbst).

Nun bin ich wirklich niemand, der sich auf sein abgebrochenes Studium etwas einbildet, von daher müsste mich dieser Vorwurf, ich würde meine Kinder und mich für was Besseres halten, nicht treffen. Tut er aber dennoch. So wie mich alle anderen Vorwürfe von denen auch treffen - und es mangelt nicht an Vorwürfen. Ich mache, wenn es nach denen geht, alles falsch: die falsche Frisur, die falschen Klamotten, die falschen Ansichten, die falsche Diagnostik (ein Kind mit ADS (das vergifte ich mit Ritalin), ein Kind mit Rechtschreibschwäche (das ist natürlich auch völlig überflüssig, das testen zu lassen)) - denk dir was aus: Es gibt wirklich nichts, wofür ich nicht regelmäßig dort kritisiert werde. Und nein, das ist nicht mal Schwarz-Weiß-Malerei. Das ist wirklich so. Ich bin das Schwarze Schaf, das aber - und das ist das Dumme - dann innerhalb dieser Familie dann doch zu klein ist, um selbst mal auf den Tisch zu hauen. Ich werde dort behandelt wie ein Dummerchen, aber das liegt sicher v.a. daran, dass ich mich so behandeln LASSE. Der Punkt ist nur, dass ich noch nicht rausgefunden habe, wie ich stattdessen dort auftreten sollte. Kontaktabbruch wäre eine Möglichkeit, aber es muss noch was Besseres geben. Mein Therapeut sagt immer, ich müsse raus aus diesem Umfeld ;) Die Frage ist nur: wie?

Wenn ich nun also sage: "Übrigens, ich bin nicht nur - in euren Augen - arrogant, dumm, plump, zu ernst, falsch und hässlich, sondern ich mache auch noch eine Psychoanalyse", dann ist das schon ein Risiko. Es hätte erst dann Sinn, wenn ich so weit bin, dass mich diese ganzen anderen Vorwürfe auch nicht treffen würden, denke ich.

Übrigens: Ich bilde mir das alles nicht nur ein - bis vor ein paar Wochen dachte ich noch, es sei vielleicht meine Wahrnehmung, die irgendwie gestört ist. Aber nach einer Familienfeier wurde mir alles klar: Der ganze Scheiß, der in dieser Familie blubbert, kam auf den Tisch (dem Alkohol sei Dank... - wenn man so will): Man hat mir mal wieder - mit der Faust auf dem Tisch - gesagt, wie ungezogen ich sei. Man hat mir gesagt, ich gehöre nicht zur Familie. Liegt vielleicht auch an der ungünstigen Konstellation: Meine Mutter hat ihre eigene Mutter recht früh verloren und so klammerte sie sich an ihre ältere Schwester, sodass meine Tante, deren Kinder und meine Mutter sehr eng miteinander sind, während ich dann halt für meine Tante und Mutter irgendwie zu viel wurde. Meine Mutter ist immer noch ein kleines Kind, innerlich, und sie hat es mir übelgenommen, dass ich sie nicht aufgebaut habe und stattdessen selbst Bedürfnisse hatte.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Do 9. Aug 2012, 14:42 
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titus, vielleicht lässt du dich als dummerchen behandeln, weil du dich insgeheim schuldig fühlst, dass du abitur gemacht hast und sie nicht, vielleicht fühlst du dich schuldig, weil du sie für beschränkt hälst und dich für was besseres.....schuldgefühle, v.a. latente, können einen dazu bringen, die merkwüdigsten dinge zu tun und zuzulassen.....

zu dem im raum stehenden: du bist zu dumm, zu dick, zu hässlich usw., mein mann und ich habe all diese latent und zwischen den zeilen rausposaunten sachen mal explizit ausformuliert. so nach dem motto, ja, ja, ihr denkt wird sind zu egoistisch, zu faul, arm zu sonst was um das und das zu tun oder zu sein. das tut nicht nur gut - in dem moment wo man es laut sagt, du es innen nicht mehr weh, ist zumindest bei uns so - und außerdem verschreckt es die anderen. die passen dann auf. lustige erfahrung das.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Fr 10. Aug 2012, 13:37 
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Danke, neblina.

Komisch, dass mir dieses lmaa einfach nicht gelingen mag. Irgendwie muss das doch auch einen Grund haben - ich meine, ich bin ja nicht finanziell oder so von denen abhängig.

Und - ich bin auch nicht gebildet - darauf bestehe ich ;) Ich hab mein Studium abgebrochen und laufe innerhalb der Familie im Moment unter der Kategorie: faule, dumme Hausfrau. Aber ab Oktober werde ich versuchen, an der Uni das Studium abzuschließen (wenn sie mich nehmen). Vielleicht tut das meinem Ego gut.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Fr 10. Aug 2012, 14:20 
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Hallo titus,

titus hat geschrieben:
Und - ich bin auch nicht gebildet - darauf bestehe ich ;) Ich hab mein Studium abgebrochen . . .

Sei dir da mal nicht so sicher. ;) :)
"Bildung ist die Fähigkeit, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden und jenes ernst zu nehmen."
(Paul Anton de Lagarde)
Bildung hat mit Ausbildung nichts zu tun, was heißen soll, die Annahme, dass das Zweite die Folge des Ersten sei, ist grundfalsch.

Gruß
Anastasius

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"Wer seine Gedanken und Hoffnungen auf etwas richten kann, das jenseits des Ichs liegt, wird einen gewissen Frieden inmitten der unvermeidlichen Lebenssorgen erringen. Das ist den reinen Egoisten unmöglich." (Bertrand Russell)


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Fr 10. Aug 2012, 15:07 
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Korrektur,

siehste, bei mir hapert`s auch! - Muss heißen: dass das Erste die Folge des Zweiten ist . . .
Na ja, wird schon werden.

Gruß
Anastasius

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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 20. Aug 2012, 11:49 
Zitat:
Das Verheimlichen zieht mich wieder so runter, und ich will das nicht. Mein Exmann fand es irgendwie beeindruckend, und ich hab gemerkt, wie er sich dafür interessiert hat (ohne das freilich zuzugeben). Andererseits: Wenn es gesagt ist, ist es gesagt, und was ist, wenn ich dann familienintern nicht nur das Schwarze Schaf bin, sondern auch noch ein beklopptes Schwarzes Schaf, das es nötig hat, 'fremde Leute' (wie meine Mutter sicher denken würde) vollzuheulen.




hallo Titus,

Eine Therapie ist dafür da, damit sie mir gut tut. Unter diesem Aspekt würde ich auch entscheiden, ob und was ich wem und wann darüber erzähle.

Das Problem mit dem schwarzen Schaf kenne ich auch, und ich denke, die Falle liegt darin, dass wir mit dem Thema Therapie dazu neigen genauso umzugehen, wie mit anderen Themen, die sehr persönlich sind - in dem Fall u.U. mit dem Gefühl der Rechtfertigung und der Angst, uns wieder für die tiefgereiften Glaubenssätze (Nix wert, looser usw) eine einzufangen, was dann natürlich auch promt passiert.

In dem Fall ist es also wichtig abzuwägen zwischen Selbstschutz und Offenheit. Ich würde da sehr gut auf die eigenen Grenzen achten, was also wirklich stimmig ist für mich, wozu ich schon selbstverständlich oder selbstbewusst stehen kann, und was eher noch ein Versuchsballon ist, den ich vll besser bei wohlgesonnenen Freunden oder Bekannten starte als bei der eigenen Familie.
Damit lerne ich auch gleich die erste und vll wichtigste Lektion eines gesünderen Lebens: Achtsamkeit mir selbst gegenüber, Abgrenzung wo es vonnöten ist.

Ich hatte das Problem jetzt nicht so stark, weil ich meine intensivsten therapeutischen Prozesse in der Tanztherapie machte und da gleich ausbildungsmäßig einstieg. Das hatte natürlich nach außen, bei den Leuten, die keine Ahnung von solchen Dingen haben, den Anstrich von Hobby, harmlos, und ein bißchen Rumgehampel. Da fragt dann keiner, weil es einfach auch zu exotisch ist. :D

Dass ich schon mehrfach Familienstellen gemacht hab, weiss in meiner Familie niemand. Gut möglich, dass ich meinen Schwestern mal davon erzählen werde, aber ich bin sicher, dass sich das ergeben wird, wenn es für sie interessant werden könnte. Meine Erfahrung ist die, dass Menschen, die irgendwie eine Resonanz zu dem Thema haben, dann schon zu mir finden, darum muss ich mich nicht erklären.

Anders sieht es aus mit den Menschen, die direkt mit mir im selben System sind, also Parter, Kinder usw. Die sind mitbetroffen und da ist es für meine Gesundung sowie für die heilungsunterstützende Wirkung des Systems wichtig, dass ein Klima der Transparenz herrscht. Das muss u.U. erstmal geschaffen werden. Wenn da die Widerstände um einen herum zu groß sind, dann kann das bedeuten, dass ich aus diesem System, aus der Beziehung u.ä. aussteigen muss, um das, was mich krank macht, verlassen zu können.


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Di 21. Aug 2012, 10:35 
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Hallo, Yule,

danke für deine Antwort. Bei deinem letzten Absatz hat es *klick* gemacht. Genau das ist irgendwie das Problem: Ich habe das, was krank gemacht hat und immer noch krank macht, nicht verlassen, und irgendwie hab ich tatsächlich das Gefühl - nach deinem Beitrag noch viel stärker -, dass das Hauptthema gar nicht ist: Will ich meiner Mutter und ihrem Mann von der Therapie erzählen? Sondern dass dadurch, dass ich ihnen irgendwie nicht davon erzählen KANN, klar wird, dass das darin begründet ist, dass unsere Beziehung immer noch - und das wird auch immer so bleiben - geprägt ist von ganz vielen Problemen. Es geht um Macht, Manipulation, Abhängigkeiten usw. Irgendwie weiß ich, dass ich da aussteigen muss, ich weiß einfach nur nicht, wie. Was halt daran liegt, dass ich ja die Kinder nicht vergessen darf dabei. Es geht ja nicht nur um mich, sondern auch darum, dass die Kinder das, auch wenn sie teilweise schon älter sind, verunsichern würde, wenn der Kontakt zu den Großeltern abgebrochen ist.

Mein Therapeut meinte gestern - angedeutet hat er es schon immer, aber gestern hat er es halt ziemlich deutlich gesagt: "Warum gehen Sie da überhaupt noch hin?" Es ging da um eine Familienfeier, die sich immer besonders gut dazu 'eignen', mich von oben herab zu behandeln. Und dann hat er - den Zusammenhang weiß ich nicht mehr so genau - gesagt: "Sie wollen ja den Kontakt zu Ihrer Mutter aufrechterhalten..." - und, auch wenn das total simpel klingt, da hat es auch *klick* gemacht, weil ich plötzlich gemerkt hab: Mit dem 'Segen' meines Therapeuten wäre es tatsächlich eine Option, den Kontakt abzubrechen. Bisher hab ich immer gedacht: "Das tut eine gute Tochter doch nicht" - und durch diesen Satz des Therapeuten wurde mir irgendwie schlagartig klar: Es ist tatsächlich meine freie Entscheidung. Ich bin nicht von ihnen abhängig und ich kann diesbezüglich tun und lassen, was ich will. Theoretisch...


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Di 21. Aug 2012, 21:31 
hallo Titus,

auch wenn ich immer wieder etwas trastisch rüber komme, ich bin nicht grundsätzlich der Ansicht, dass man was verlassen muss, um was zu ändern. Vll schon eher los-lassen ;-)
Ich hab ja schon einiges mit Systemstellen gemacht, wie an anderer Stelle mal geschrieben. Und meine Erfahrung ist die, dass es oft schon genügt, sich gefühlte Milimeter von seiner Position zu bewegen, um Bewegung in ein System zu bringen. wenn ich ein bißchen rücke, dann müssen die anderen um mich rum mitrücken. Das schmeckt ihnen halt nur oft nicht, sie profitieren ja i.d.R. irgendwie davon, dass sie mich da auf dem Stühlchen halten, auf dem ich sitze. Wenn ich mitsamt dem Schemelchen aber ein bißchen auf die Seite robbe, dann jaulen die zwar vll erstmal, haben andererseits aber dann auch mehr Luft und Raum um sich rum. Gerade Kindern kann das recht gut tun.

Ich weiss ja nicht, ob du schon mal Familienstellen gemacht hast, wäre vll mal ganz aufschlussreich. Auch wenn nichts großes dabei raus kommt, ich finde es schon allein deshalb interessant, weil man das ganze Rudel und seine Beziehungen untereinander sehr bildhaft vor sich stehen hat. Gibt auch nochmal einen ganz anderen Aha-Effekt ;)


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 29. Okt 2012, 19:30 
Titus, darf ich mal kurz deinen Thread für meine Frage verwenden?
ich finde es passt irgendwie...


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 Betreff des Beitrags: Re: von der Therapie erzählen?
BeitragVerfasst: Mo 29. Okt 2012, 19:42 
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Äh, natürlich - hier ist ja nicht gerade die Hölle los ;)


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