Lebenslagen

ich hab gestern mal wieder gemerkt, wie weh so ein unvermttelt intensiver kontakt mir nach fast vier jahren immer noch tut.ich finde das so fürcherlich und so traurig. gestern habe ich wieder blitze gesehen und gezuckt als wie wenn man mich schlägt...ich will das nicht mehr. ich mag das doch auch so sehr.warum ist das so schmerzhaft....

Liebe Neko, ich trau mich einfach mal es so zu sagen: nimm es wie es ist, was dir deine Analytikerin schenkt/gibt, ohne Projektion, ohne Hintergedanken.

libelle, ich unterstell ihr keine hintergedanken. ich halte dieses intenve gefühl nicht aus, vielleicht weil es so schön ist. ich weiß nicht. etwas in mir straft sich dafür. klingt komisch, absurd, blöd, aber das nimmt mich sehr mt.

Nochmal: ich verstehe dich. Du unterstelltst ja nicht ihr was sondern DIR, indem du auf die Lacher wartest. Es ist so wie es ist: ihr zwei beiden sonst niemand.
Schwierig zu formulieren.

Hat deine Analytikerin dafür keine Erklärung? Vermutlich schon, haben Analytiker ja fast immer ... aber vielleicht nicht die richtige, wenn es für dich absurd wirkt?

das ist eines der dinge, die ich noch nie gesagt habe...es gibt einfach dese dünne linie: zu distanziert und ich ertrag es nicht. zu liebevoll, zu nah darn und ich dreh ab. ichschäme mich da so sehr für. ich zwinge sie zu einem balanceakt, in dem sie immer mal wieder fehl teten muss....obwoh, sie macht es verdammt oft genau richtig.alt nicht immer. gestern war es zu viel. und der horror ist in meinem bauch

Oh, warum denn? Ich persönlich finde das überhaupt nicht peinlich, eher sehr schwierig für dich und dein Gegenüber, wie du ja auch schreibst. Viele Menschen haben ja das Problem, die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden. Ich denke, Therapeuten sind sehr oft mit dieser Problematik konfrontiert. Ich frage mich, wie du das so lange vor deiner Analytikerin verbergen konntest. Das stelle ich mir sehr anstrengend vor.

Kann mir jemand bitte Folgendes erklären: eine freudsche Psychoanalyse dauert so um die 5 Jahre, aber ich lese hier und im PTF immer von 25 oder bestenfalls 50 Sitzungen. Heißt Analyse nicht immer gleich freudsch? oder nicht immer gleich Psychoanalyse?

Lieber Gompi,

eine kassenfinanzierte Analyse ist in Deutschland auf maximale 300 Stunden begrenzt. Da kommt man bei Freud'scher Stundenfrequenz (5-6/Woche).. auf keine 5 Jahre. Aber viele Analysen haben eine geringere Frequenz (2-4/Woche) und wenn man Glück hat (und der Analytiker ausgedehnte Urlaube unternimmt ) kommt man insgesamt auf 3-4 Jahre und wenn man noch mehr Glück hat, kann man dann anschließend noch selbstfinanziert weiter machen. Das mit den 25 Stunden ist eine Kurzzeittherapie, die wird oft vorgeschaltet, vergrößert aber das gesamte Stundenkontingent nicht, weil diese Stunden von den 300 abgezogen werden (angerechnet find ich hier das falsche Wort).

Das mit den 25 oder 50 Stunden was Du da gelesen hast, muss ein Missverständnis gewesen sein..

Und so freud'sch wie manche Analytiker ihre Analyse machen, so freud'sch war nicht mal Freud.. (stilistisch jetzt)

Hab ich Dich erhellen können?

Liebe Grüße
Augustine

Du hast mich optimal erhellt und ich danke Dir, Augustine! Sehr!

Laura, doch ich schäme mich unendlich für das nicht aushalten können von dingen, die ich eigntlich schön finde, die ich eigentlich möchte...und ich habe noch nicht drüber geredet, aber ich denke nicht, dass es verborgen blieb. meine analytikerin weiß das. sie fragt selber oft nach: war oder ist das jetzt zu nah für sie? geht es noch? grrrrrrrrrrrrrrrrhhhhhhh....ICH WILL DAS NICHT MEHR

Sie geht also sehr verständnisvoll und einfühlsam mit deinem Problem um. Darin ist sie doch ein gutes Vorbild für dich! Ich denke, wenn du das immer wieder erlebst, wird sich dieser verständnisvolle Umgang damit irgendwann auch auf dich übertragen. Und dann werdet ihr dieses Thema auch offen besprechen und bearbeiten können.

Ihr lieben Analysandinnen hier,

ich hätte eine Frage, die vielleicht in diesen Thread passt:

Ist es Euch schon passiert, dass Eure HintercouchlerInnen so einen richtigen Bock schießen?
Also Euch etwas "über Euch" sagen, das einfach nur --- bestenfalls "Loriot" ist?!
- Nein: Etwas, das einfach nur verletztend ist, weil es an Euch, wie Ihr seid, so vollkommen vorbei geht (und obwohl Ihr denen hinter der Couch mittlerweile eigentlich genug Informationen geliefert habt, um solch eine Aussage / Vermutung über Euch nicht zuzulassen)?!
Ich habe das kürzlich erlebt.
(Und es war ein Schmerz da. Dabei ist doch gar kein Platz mehr für weitere Schmerzen außer dem, der das Fehlen des Liebsten ist.)

Ich bin dann am Ende der Stunde sogar von der Couch hochgekommen.
Habe davor auch noch irgendwas erzählt, nach einer Pause und einem sich anschließenden Lachen (zu mehr hat es in dieser Situation nicht gereicht. Vermutlich war das irgendwie eine Form von "Dissoziation" - meine: Dichtmachen; Wegbeissen; Fortatmen; Lachen und ein paar Worte noch fallen Lassen).

Ist Euch auch schon passiert, dass Eure AnalytikerInnen von Euch etwas "halten", etwas annehmen, das von Euch so fern, so weit weg, so un(be)greifbar ist wie der Erdkern von uns allen?

Einen herzlichen Gruß
Sigune

Liebe Sigune,

Deine Frage kann ich - so unglaublich das auch scheint - mit einem klaren "JA!" beantworten. So lange ist das noch gar nicht her, und es war so dermaßen unsensibel und daneben, dass ich mich gar nicht mehr zu fassen wusste. Die Stunde darauf, als ich ihm mein Erleben geschildert hatte, gab er zu, dass er einen Fehler begangen hatte.

Warum stellst du deine Frage? Was erwartest du dabei zu erfahren?

LG

metro

liebe sigune,

ja, auch mir ist das passiert. Und ja, auch mir hat es unerwartet weh getan. Mittlerweile weiß ich, das ist unvermeidlich - nicht zuletzt auch deshalb, weil ich über wichtiges oft nur kryptisch sprechen kann, so, dass ich sofort wieder alle spuren verwische. es war schmerzlich,aber ich musste lernen, meine analytikerin kann nicht in meinen kopf gucken, sie versteht mich nicht immer blind, obwohl wir uns doch oft so nah fühlen. das ist eine verstörende erkenntnis. aber, bei mir zumindest hat das reden über solch schmerzliche missverständnisse eigentlich immer zu neuen quantensprüngen geführt. das ist mit das wichtigste, was passieen kann: dinge nicht mehr wegatmen (in der disziplin bn ich weltrekordhalter), aussprechen, auch dass es es weh tat, auhalten, dazu stehen, sich nicht dafür schämen, dass einem das weh tut, weiter gesprächsbereit sein, dem anderen einen fehler verzeihen, sogar einen, der einem weh tut....sigune, das wird!!!

Die (mir jetzt einfallenden) Antworten:

1.
Ich möchte wissen, ob nur ich mich so blöd anstelle, dass jemand, nachdem ich 40 Mal knapp eine Stunde auf seiner Arbeitscouch lag, immer noch nichts von mir weiß (bzw. Dinge, die mit mir nichts zu tun haben).
Oder ob das auch anderen so geht? --- Ich mache, um ehrlich zu sein, diese Erfahrung zum ersten Mal in meinem über 40 Jahre währenden Leben. - Gut, ich lag noch nie auf jemandes Arbeitscouch! Aber dass jemand mich nach über 40 fast einstündigen Gesprächskontakten so ver-rückt, mich so weit, Lichtjahre entfernt, von MIR ansiedelt, das ist mir noch nie passiert.
Das hat mich verstört (hahaha, ja, immer noch lass' ich mich verstören).

Das macht mir letztlich wieder klar - vor allem, wenn Euch es in der Mehrzahl anders ergangen sein sollte, dass ICH ihn, den Hintercouchler, komplett ins Leere (ins Vakuum des Alls) laufen ließ und laufen lasse. - Oder sollte etwa der hinter der Couch auch mal was falsch machen?!

2.
Ich möchte natürlich, dass diese Frage (1.) mit "Ja!" beantwortet wird. (Danke dafür, metro!) Ich würde mich weniger allein fühlen. - Anders würde dadurch freilich nichts, da hast Du mit dem kritischen Ton Deiner Nachfrage ganz recht.

3.
Du hast "Deinem" in der darauf folgenden Liegung schildern können, wie Du seinen "Bock-Schuss" erlebt hast. - Ich nicht. Und werde das auch einstweilen nicht tun. Weißte warum: Ich habe den Eindruck, dass es vergebene Mühe wäre. - Meinerseits, weil ich gar nicht will, dass er seine Fehler korrigieren, mich "kennenlernen" kann. Seinerseits, weil ich mitunter denke, dass er ohnehin nur seinen eigenen, ureigensten! Faden spinnt.

Liebe Metro, Deine Frage hat absolut ins Schwarze getroffen! Danke.

Sigune

@Sigune

Ich weiß ja nicht, was er bei dir falsch gemacht hat, aber wenn "Meiner" nach über 4 Jahren plötzlich vergisst, aus welcher Stadt ich stamme, obwohl ich ihm regelmäßig davon erzähle, dann halte ich alles für möglich. Einmal sprach er mich sogar mit falschem Namen an (auch noch nicht so lange her). Wirklich übelgenommen habe ich ihm das nicht.
Der richtige Bock-Schuss kam dann aber auch aus einer ganz anderen Ecke.

Ich hatte mich bei dir eben gefragt, ob du von uns erfahren möchtest, ob du deinem Thera verzeihen sollst/ kannst.

Liebe Sigune,

ja, ich kenn das auch. Nicht nur dass sie manchmal einen Bock schießen, in dem Moment denkt man ja immer gleich, man habe den Bock zum Schrebergärtner gemacht!

Und bei mir ist das auch so, dass es in der konkreten Situation komplett an mir vorbeirauscht, ich mich gefühllos mache, in die innere Starre falle, trotzdem weiter normal funktioniere und kaum bin ich draußen kommt es mir hoch und ich tobe innerlich tagelang. Das sind schlimme Zustände und ich hatte die soo oft.

Zumindest bei mir ist glaub ich ein Ziel des Ganzen auch, das irgendwann mal in der Situation wirklich zu registrieren und nötigenfalls auch affektiv entsprechend darauf zu reagieren. Weiß mein Kopf. Der weiß aber auch: Der Weg ist weit.. (gerade noch Dein Posting gelesen.. und man muss ihn gehen wollen..). Und der Weg ginge eben über Auseinandersetzung und Verständigung darüber.. immer wieder.

Bist Du sicher, dass Du nicht willst? Ich bin mir nicht sicher bei Dir. Ich glaub, dass er Dich so verletzen kann ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass Du schon ganz schön tief drinsteckst. Du willst das nur nicht wahrhaben..




Liebe Grüße
Augustine

Hi, metro!

Du hast von mir eine PM erhalten.
Deine Fragen sind doch immer wieder anregend.

Was würdest Du auf Deine Frage Dir antworten:

?

Fragt sich Sigune

Liebe, liebe Augustine,

es tut mir leid.
Es tut mir leid.

Mittlerweile tut mir eigentlich alles leid. Auch mein Atmen.

Weniger pathetisch: In meinem Leben Nr. 1 (ja, hatte ich - verdammt!) konnte ich ab irgendwann (und dieses Irgendwann ist jetzt schon lange her, also: ich konnte das lange) Verletzungen gut ansprechen, drauf hinweisen, klar machen (ebenso, wie sie sehr schnell spüren, wenn ich sie an andern begangen hatte).
Ich muss das nicht lernen.

--------------------------------------- oder ist wirklich alles falsch gewesen ?

Wenn er nicht gestorben wär, viel zu früh --- all diese Arschlöcher werden 75 und n Keks, verdammt!!! -, dann ließe ich mich jetzt AUCH nicht von irgendeinem Analytiker verletzten. Dann sagte ich dem, noch während er seinen Verletztungssatz ausspräche, dass er einen Verletzungssatz mir gegenüber ausspricht. Und würde ihn korrigieren, zurechtweisen oder zurückschießen - je nach seiner Reaktion.

Jetzt ist da nichts mehr.
--------------------------- Vermutlich war alles immer nur falsch.

Ich kann nur antworten, dass ich verzeihen konnte. Aber was sagt das schon aus?

Sigune, nichts war falsch. Aber man kann sowas verlernen. Wenn man von einem Unglück aus der Bahn geworfen wird, dann kann einen das zurückwerfen in Zeiten, an die man sich nichtmal mehr erinnern kann.

Ich konnte früher lieben, loslassen, streiten, normalen Schnupfen bekommen und ich konnte früher auch mal weinen, wenn ich traurig war.

Ich habe es alles verlernt.

Kann ich nachfühlen.
War zwar beim Doktor, aber der schaute unauffällig nach meinem Nahmen, gab mir dann die Hand zur Verabschiedung und nannte mich dann ganz anders als ich heiße. Da war ich baff, denn er hatte ja die Akte vor sich gehabt, hat Eintragungen in seinen Unterlagen gemacht usw.
Er war nur kurz mal aus dem Raum und in der Zeit hat seine Sprechstundenhilfe schon alles für den nächsten Patienten vorbereitet.
Bin zwar weiterhin bei ihm, aber völlig ernst genommen mit meinen Wehwehchen fühle ich mich da nicht mehr.



Das klingt sehr interessant. Würde ich gerne besser verstehen, wie das gelang und wieso das nun nicht mehr der Fall ist. Denn ich für mich mag es auch ganz gerne, wenn ich mich in die Lage anderer reinversetzen kann. Da bekomme ich auch über mich was mit und wenn es gut geht kann ich auch ein klein wenig helfen.

Schöne Grüße
AnsBriQue

Augustine, liebe,



Nein. - Es war alles Illusion.
Wie alles. Auch jetzt noch.

--- Welch handschriftliches Zettelchen hatte mein Liebster immer im Portemonnaie? (Ich erfuhr davon erst, als ich nach seinem Tod das Portemonnaie leerte.)

"Das Vergnügen befördert die Resignation, die sich in ihm vergessen will." (Adorno/Horkheimer: Dialektik der Aufklärung, S. 167)

[verdammter shit. das gehört hier nicht her! ich entschuldige mich für das OT! und nu is jut!]

Tja, da muss man einfach nur im Leben bleiben, nicht etwa rausfallen! Muss man einfach nur irgendwie das Urvertrauen (und sei's ein Pseudo-"Urvertrauen" - solange der Betrug nicht auffliegt, ist's ja egal) bewahren.

Muss irgendwas stimmen, im eigenen Leben, IRGENDwas.

Übrigens macht's nicht "puff" und die Empathie ist wech. Aber sie zu haben - und gleichzeitig zu wissen, dass man so eine "unsichere Kandidatin" geworden ist -, das ist

naja. Auch lustig, schaleiße, ist what ever.

ABER DAS ist nun wirklich OT. Ich höre jetzt hier auf.

Die Wildgänse dürfen hier gern einmal ihre Schwingen drüber ausschlagen und alles flügelschlagfortwehen, was hier nur den Boden beschwert oder gar -fleckt.