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BeitragVerfasst: Sa 6. Okt 2012, 17:05 
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Anastasius hat geschrieben:
Hallo zazie,

florentine hat geschrieben:
Es ist nicht alles wichtig was andere Leute für wichtig halten, das kann für dich vollkommen unbedeutend und unwichtig sein,

Was florentine schrieb, das finde ich auch.

Gruß
Anastasius


das dilemma besteht halt darin, wenn ichs richtig verstehe, dass der kopf/der verstand dem durchaus voll zustimmen kann und womöglich auch tut. die zustimmung des verstandes allerdings wenig hilfreich ist, weil, so vermute ich mal, der grund/die ursache dieses in manchen situationen "sich ungenügend/unwissend fühlen" mit dem verstand gar nix zu tun hat.
im grunde hat auch die situation nix damit zu tun. sie (re-)aktiviert nur.

meint
ostara


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Sa 6. Okt 2012, 17:05 


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BeitragVerfasst: Sa 6. Okt 2012, 17:42 
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Zazie, ich habe gerade noch mal Deinen Einstieg gelesen: "Ich bin total ungebildet". - Das kannst Du gar nicht sein, da Du eine gute Ausbildung genossen hast, mit den entsprechenden Abschlüssen. Also handelt es sich nicht um eine Tatsache, sondern um Dein Gefühl.

Wenn einem der Verstand dieses sagt (Abitur plus Studium kann nicht "ungebildet" sein) und das Gefühl das genau Gegensätzliche (mangelnde Bildung ist Fakt) - dann liegt da seit den frühesten Anfängen etwas im argen. Ist's die Familie, die dem Kind Zazie etwas völlig Überforderndes eingbläut hat, so in Richtung: "Was du auch machst, du bist nicht gut genug"?

LG Yve


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BeitragVerfasst: Sa 6. Okt 2012, 18:24 
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wenn realität und gefühl so weit auseinanderklaffen, neige auch ich dazu, mich zu fragen: welche prägung passierte in der kindheit?
gab es in der kindheit eine prägende erfahrung (und die kann heute vollkommen unbewusst sein), die "wissen" als so bedrohlich erleben ließ, dass ich meine fähigkeit abspalten musste. immerhin schreibst du, zazie, davon, dass das schon immer so sei.
bezeichnend finde ich ebenfalls, dass du (zazie) dann diese fähigkeit bei anderen nicht nur bemerkst, sondern bei dir als manko erlebst. als manko kann ich nur erleben, was in mir ist und ich unterdrücke oder nicht wahrhaben will.


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BeitragVerfasst: Sa 6. Okt 2012, 18:56 
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florentine hat geschrieben:
Dinge,die für dich wichtig sind, die weißt du mit Sicherheit!

Ich vergesse wie gesagt unheimlich viel, auch Dinge, die mir wichtig sind. Für mich selbst ist das ja nicht schlimm. Es wirft aber ein sehr eigenartiges Licht auf mich, wenn das jemand erfährt.

Zitat:
Es ist nicht alles wichtig was andere Leute für wichtig halten, das kann für dich vollkommen unbedeutend und unwichtig sein, mach dir doch nicht so viele
Gedanken um sowas,

Kann ich schwer abstellen, vor allem wenn es Menschen betrifft, die mir wichtig sind.

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"Vivre, c'est naître lentement. Il serait un peu trop aisé d'emprunter des âmes toutes faites !"

Antoine de Saint-Exupéry


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BeitragVerfasst: Sa 6. Okt 2012, 19:09 
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ostara hat geschrieben:
das dilemma besteht halt darin, wenn ichs richtig verstehe, dass der kopf/der verstand dem durchaus voll zustimmen kann und womöglich auch tut. die zustimmung des verstandes allerdings wenig hilfreich ist, weil, so vermute ich mal, der grund/die ursache dieses in manchen situationen "sich ungenügend/unwissend fühlen" mit dem verstand gar nix zu tun hat.
im grunde hat auch die situation nix damit zu tun. sie (re-)aktiviert nur.

:jaja: Gut erkannt...

ostara hat geschrieben:
wenn realität und gefühl so weit auseinanderklaffen, neige auch ich dazu, mich zu fragen: welche prägung passierte in der kindheit?


Das ist ja der Witz an der Sache. Ich gelte in meiner Familie als in höchstem Maße gebildet und intelligent. Mir wird bildungstechnisch mehr zugetraut als ich tatsächlich leiste. Der Großteil der Menschen, die kennenlerne stecken mich in die gleiche Schublade.
Das hebt mich von (beinahe) der ganzen Familie ab. Alle anderen haben eine einfachere Schulbildung gehabt und interessieren sich nicht im Entferntesten für die Dinge, die mich interessieren. Das machte mich von Anfang an zum Alien der Familie.

Hast du es auch gehört? Bei mir hats gerade Klick gemacht. Uff.

:ko:

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BeitragVerfasst: Sa 6. Okt 2012, 20:38 
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zazie hat geschrieben:
Hast du es auch gehört? Bei mir hats gerade Klick gemacht. Uff.


nun, ich bin quasi auch ein alien in meiner herkunftsfamilie. und ich wurde soooooo wütend, wenn meine eltern später meinen bildungsstand als aushängeschild benutzten.
ich erinnerte mich nur zu gut an ihre abwertung, wenn ich (mit taschenlampe unter der bettdecke) bücher las und dann von ihnen hörte: hast du nichts zu tun!? lesen (wissen) war für sie eine unnütze beschäftigung. ich habe manch intellektuelle kämpfe mit ihnen ausgefochten und jedesmal verloren, weil ich im gegenzug verstehen und liebe erhoffte.
heute verstehe ich meine eltern. kriegsgeneration.

und dann treffe ich mich mit meinen schwestern. alle haben ausnahmslos nicht die umfangreiche schulbildung und keine hat so viele berufe erlernt wie ich und ich stelle erstaunt fest: wow! woher haben die diese erdung! diese lebensbildung! diese (lebens-)weisheit!


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BeitragVerfasst: So 7. Okt 2012, 13:11 
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Zitat:
Das machte mich von Anfang an zum Alien der Familie.
Aha, interessant: Nicht "nicht gut genug", sondern "zu gut"!

Heißt das, wenn Du Dich unwissend fühlst, gehts Dir mit der Famliy besser?


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BeitragVerfasst: So 7. Okt 2012, 17:11 
Zitat:
Schlimm finde ich allerdings, wenn es immer nur darum geht, was man denn gelesen, gesehen, gehört hat und was man Interessantes gemacht hat. Keine Ahnung ich mag solche Unterhaltungen nicht, wenn sie darauf hinauslaufen zu vergleichen und nicht um des Teilens willen


hallo zazie,

das oben zitierte mag zwar für ein gewisses Wissen dieser Leute sprechen. Ein Ausdruck für Intelligenz ist es deswegen aber noch lange nicht. Denn Intelligenz ist u.a. auch die Fähigkeit, sich an sein Gegenüber und/oder eine bestimmte Situation anzupassen. Wenn da einer monologiesiert, dann beeindruckt mich das heute nicht mehr, das sehe ich eher als "Wissensonanierei" an, für das ich nicht mehr höflichkeitshalber Publikum spiele. Einseitigkeiten lassen mich immer fliehen, und wenn sie noch so hochtrabend daherkommen.

Ich kenne das Problem grundsätzlich, weil ich ein gelernter Fachidiot bin (Wirtschaftsschule, Wirtschaftsausbildung usw). Aber ich hab inzwischen so viel gemacht und mir selbst zusammen getragen und angeeignet, und davon auch wieder einiges vermittelt, so dass ich mich heute zwar immer noch nur für duchschnittlich intelligent halte und mit schlechter Allgemeinbildung versehen - aber ich hab mir Dinge erarbeitet, die mir wichtig sind und die mir im beruflichen und privaten helfen. Das sehe ich bei diesen Hochgebildeten nicht immer so. Das eine hat mit dem anderen eben nichts oder nicht viel zu tun.

Vor einigen Jahren kamen diese Bücher raus 'a la "Allgemeinbildung - was Sie unbedingt wissen müssen"

Meine Reaktion auf diese Titel war immer die innere Gegenfrage "sagt wer?"

Warum soll ein Autor oder ein Verlag wissen, was ich wissen muss? Das dient doch auch nur wieder dieser kritiklosen Konumsiererei, diesmal eben im Bereich Wissen. Was ich wissen will, das entscheide ich immer noch selber.

Und zu den gescheiten Lesern noch was: die haben oft ihre Infos nur oberflächlich und haben nicht wirklich das Werk, aus dem sie dozieren, in die Tiefe gelesen oder gar verstanden. Da das aber die wenigsten gemacht haben, fällts niemandem auf und jeder macht seine dicken Backen dazu. Vll eine Unterstellung, aber ich bin davon schon lange nicht mehr beeindruckt. Wenn Wissen hauptsächlich der Befriedigung der Eitelkeiten dient, dann kann ich in so einigen Dingen auch gern dumm sterben :rolleyes:


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BeitragVerfasst: Mo 8. Okt 2012, 07:24 
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Komisch, ich hab den Eindruck, dass Wissen hier als völlig überflüssig gesehen wird. So von wegen: "Die, die wissen und das auch zeigen, haben es nötig". Klar gibt es solche Leute auch. Aber ich beneide z.B. Menschen, die wissen und die es nicht zur Schau stellen. Ich finde es toll, dass es tatsächlich Leute gibt, die theoretisch zu so ziemlich jedem Thema informiert sind: Geschichte des Nahen Ostens, Atomphysik, das Gesundheitssystem Norwegens, altenglische Literatur, Energiegewinnung in Südamerika, Psychologie, fernöstliche Philosophie, die Bibel und so fort. Die können sich dann auch den Luxus erlauben und freimütig zugeben, dass sie auch mal irgendwas NICHT wissen.

So gebildet wäre ich auch gerne; ich red mir ein, dass ich dann irgendwie in mir ruhen würde. Dass ich nicht mehr das Gefühl hätte, dem Wissen hinterherlaufen zu müssen. Obwohl ich mich auf die Durschnittsbevölkerung bezogen durchaus als leicht überdurchschnittlich informiert und gebildet halte, gibt es so erschreckend viele Dinge, die ich nicht weiß. Es fühlt sich dann so an, als fehlen mir bedeutende Puzzleteile für mein Leben. So, als würde ich 'trotzdem' existieren.

Und ehrlich gesagt: Richtig mulmig wird mir, wenn ich dann noch an Leute denke, die WIRKLICH ungebildet sind und deren Horizont nicht über die Blöd-Zeitung hinausgeht. Da denk ich mir dann auch, dass ich ziemlich arrogant von mir ist. Und dann frag ich mich wieder: Ab WANN darf man Menschen 'belächeln', die scheinbar nichts wissen? Kennt ihr das nicht auch, dass z.B. bei der 'heute-show' immer mal die berühmten Leute auf der Straße gefragt werden, die wirklich GAR NICHTS wissen? Darf ich mich darüber erschrecken? Geht irgendwie auch nicht - aber ich mach es trotzdem... Einfach, um das eigene Gewissen zu beruhigen.


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BeitragVerfasst: Mo 8. Okt 2012, 09:03 
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Auch wer viel weiß, wird nie alles wissen. Auch wer wenig weiß, kann Herzensbildung besitzen. Ich finde nicht, dass Bildung den Wert eines Menschen erhöht oder sogar ausmacht. Ich bin erstaunt, dass das anscheinend doch so gesehen wird.

Klar, mich stört es auch, wenn à la: "Ey Alda ..." geredet wird, aber das hat wohl mehr mit dem Milieu zu tun, als mit der Bildung, und mit der Persönlichkeit. Meine ich jedenfalls.


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BeitragVerfasst: Mo 8. Okt 2012, 21:28 
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Also ich schreib` mal frei von der Leber weg. Ich reg` mich immer auf, wenn Bildung mit Ausbildung verwechselt wird. In unserer funktional ausgerichteten Zeit vermutlich nicht ganz zufällig. Da fällt nämlich garantiert eines, wovon andauernd die Rede ist, hinten runter, die Bildung.
Was für`n Quatsch. Es gibt Leute mit guter Ausbildung, meinetwegen 7 Sprachen und drei abschlossenen Hochschulstudien. Das hat mit Bildung nicht unbedingt zu tun, das eine zieht das andere nicht notwendig automatisch nach sich. Besagt vielleicht nur, dass sie statt eines Normalhirns einen Computer im Kopf haben. Die haben bekanntlich allerlei praktische wie emotionale Defizite. Und der Weg zur so genannten Herzensbildung, wozu auch moralische Bildung gehört (sich bilden, reflexiv wohgemerkt), - dazu braucht man nicht 25 Bücher zu lesen, - kann unendlich weit sein. Dies und das zu lernen, kann nützlich sein, für den einen ja, für den anderen nein. Der kommt eben schneller ans Ziel. der Zweite. ;)

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BeitragVerfasst: Di 9. Okt 2012, 08:03 
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Anastasius hat geschrieben:
wenn Bildung mit Ausbildung verwechselt wird.


lieber anastasius,
ich darf der vollständigkeit halber noch einen wichtigen zweig der bildung anführen, nämlich die EIN-BILDUNG. ;)
danke für deinen beitrag, sehe ich auch so.

mlg
ostara


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BeitragVerfasst: Di 9. Okt 2012, 12:31 
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Nu ja, meist wird ja das eine mit dem anderen in Verbindung gebracht, daher wirkt es vermutlich wie eine Verwechslung. Ansonsten stimme auch ich zu.

LG Yve


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BeitragVerfasst: Di 9. Okt 2012, 17:17 
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OT

ostara hat geschrieben:
der vollständigkeit halber noch einen wichtigen zweig der bildung anführen, nämlich die EIN-BILDUNG. ;)

Oh, das habe ich übersehen. :oops: Weil die Bezeichnung ohnehin Etikettenschwindel ist, da wäre doch was, ein " Bundesministeriuem für Aus- und Einbildung", oder ? ;)

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BeitragVerfasst: Mi 10. Okt 2012, 20:12 
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Yvette hat geschrieben:
Aha, interessant: Nicht "nicht gut genug", sondern "zu gut"!

Heißt das, wenn Du Dich unwissend fühlst, gehts Dir mit der Famliy besser?


Nein, das heißt es nicht unbedingt, da es sie in Wirklichkeit kaum interessiert, ob ich tiefstapele, meinen Interessen nachgehe oder in intellektuelle Sphären abhebe. Mir wurde schon sehr früh signalisiert und gesagt, dass sie mich für anders halten und mich nicht verstehen, dass ich nicht ganz zu ihnen gehöre. Ob ich mich nun zu Bildung und Wissen bekenne oder nicht, vermag daran kaum mehr etwas zu ändern.

Aber es kann sein, dass ich (unbewusst) denke: wenn ich viel weiß, bin ich nicht liebenswert, isoliere ich mich von meinen Mitmenschen, gehöre ich nicht dazu, stehe ich irgendwann allein da. Ich muss mich kleinhalten, damit man mich mag.

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Antoine de Saint-Exupéry


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BeitragVerfasst: Do 11. Okt 2012, 06:07 
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Hallo titus

Zitat:
Ab WANN darf man Menschen 'belächeln', die scheinbar nichts wissen? Kennt ihr das nicht auch, dass z.B. bei der 'heute-show' immer mal die berühmten Leute auf der Straße gefragt werden, die wirklich GAR NICHTS wissen? Darf ich mich darüber erschrecken? Geht irgendwie auch nicht - aber ich mach es trotzdem... Einfach, um das eigene Gewissen zu beruhigen.


titus - ich finde deine Worte sehr ehrlich. Wer kenn sie nicht - diese fiese, leise, arogant-hochmütige Stimme die einem (manchmal in unpassendsten Momenten) zuraunt, man sei gescheiter als der andere, schlanker als der andere, schöner als der andere....? Die Scham so zu denken die sich mit dem Hochmut und Mitleid vermischt...
Ich kenne diese Momente. Und sie sprechen für sich.
Ich bin vermutlich die einzige hier, die tatsächlich ohne Bildung ist. Das dümmste was man in einem solchen Fall machen kann ist - sich selber als wissender "verkaufen" zu wollen als man ist. Authentizität schafft Glaubwürdigkeit.
Ich glaube, es ist gaaanz schwierig in der heutigen Zeit, ohne Bildung etwas zu erreichen im Leben. Die Zeiten, als der Fleiss der Häde ausreichte um "es zu etwas zu bringen" sind vorbei. Diese Arbeiten haben längst die Maschinen übernommen.
Aber darum geht es ja nicht... :oops: ich weiss. Es wird ja immer Menschen geben die entweder dümmer- oder gescheiter sind als man selber ist.
Es ist eigentlich gar nicht so wichtig ob man viel weiss - oder nicht. Es ist eine Frage des Selbstwertgefühls. Und da klaffen Realität und Gefühl oft dermassen auseinander, dass es richtig paradox ist. Das ist ja nicht nur in Wissensdingen so. Wenn ich daran denke, wie oft sich wunderschöne junge Frauen hässlich fühlen....Auch da - völlig paradox.
Die Ursachen sind - so denke ich - genauso in der heutigen Gesellschaft - wie in der Kindheit - zu suchen.

Zazie - ich nehme dich hier (und schon anderswo ;) ) als blitzgescheite junge Frau mit einem gaaaanz lebendigen, reichen Gefühlsleben wahr...
und da werde ich wohl nicht die Einzige sein....
Du bist gut - so wie du bist.

allen einen schönen Tag
Timpe

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Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht oder zerstört, sondern als etwas, das uns vollendet. (Antoine de Saint-Exupéry)


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BeitragVerfasst: Do 11. Okt 2012, 13:20 
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Ist doch aber komisch, dass man dazu neigt, sich im Unwissendsein zu über- bzw. unterbieten ;) . Ich halte mich z.B. definitiv für ungebildet, nicht nur, was akademische Titel betrifft, sondern grundsätzlich: Ich kann nirgendwo mitreden. Und WENN ich mal wirklich irgendwo mitreden könnte, dann käme ich mir furchtbar arrogant vor, wenn ich was sagen würde. Also sag ich nichts und lasse es lieber stehen, wenn jemand mir sagt, dass 3x3=10 ist. Denn ich will ja kein Besserwisser sein.

Ja, stimmt, Selbsteinschätzung und Realität klaffen total auseinander. Und eigentlich ist es doch seltsam, dass es gesellschaftlich anerkannter ist, sich zu unterschätzen, als sich zu überschätzen. Immer vorausgesetzt, man meint es wirklich ernst mit seiner Einschätzung. Ich hab neulich mit meinem Kind einen online-Sprachtest gemacht. Und da hat man dann am Ende so ein feedback bekommen darüber, ob man sich zu gut oder zu schlecht eingeschätzt hat. Und wenn der Computer einem da sagt: "Du hast dich überschätzt" - natürlich ganz neutral und sachlich -, dann fühlt man sich irgendwie beschämt. Um das zu verhindern, sagt man dann vielleicht grundsätzlich: "Ich kann und weiß eh nichts". Was aber auch eher selten der Realität entsprechen wird.


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BeitragVerfasst: Do 11. Okt 2012, 13:55 
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Zitat:
bin vermutlich die einzige hier, die tatsächlich ohne Bildung ist.
Nein, Timpe, ich auch.

- Editiert -


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BeitragVerfasst: Fr 12. Okt 2012, 18:05 
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Yvette hat geschrieben:
Zitat:
bin vermutlich die einzige hier, die tatsächlich ohne Bildung ist.
Nein, Timpe, ich auch.


um so definitve ansagen machen zu können, brauche ich einen "fixpunkt", von dem aus ich meine (selbst-)bewertungen vornehmen kann. das stetzt wiederum voraus, dass ich für mich genau definiere, was "bildung" ist. wie anastasius bemerkte: ausbildung und bildung sind zwei paar schuhe.

ich rege mich selber immer wieder dazu an, einen weg zu gehen, der dort beginnt, wo ich gerade stehe, und der mir mein potential und nicht meinen mangel aufzeigt.

"agieren statt reagieren" - so mein bemühen, denn wenn ich reagiere (z.b. auf das "wissen" des anderen), so handle ich nach einem programm aus der vergangenheit. ich beurteile und bewerte die erfahrungen, die ich gerade mache und suche in meinem erinnerungsspeicher nach einer gleichen oder ähnlichen erfahrung, um dann genau so zu handeln wie das letzte mal.
kleine kinder sind noch unmißverständlich in ihrem ausdruck, in ihren gefühlen - unabhängig davon, wie dies von der umgebung aufgenomemn wird. doch dann lernen sie, mit welchen gefühlen sie willkommen sind und mit welchen nicht. und sie beginnen, sich zurückzunehmen, nicht mehr so wild und spontan zu sein. nicht nur das, dieser ureigene teil des sebst wird zum fremden.

arno gruen beschreibt dies in seinen büchern sinngemäß wie folgt:

der fremde in uns ist jener uns eigene teil, der durch die erfahrung von unterdrückung und ablehnung verlorengegangen ist. bedürftigkeit und hilflosigkeit machen uns als säuglinge abhängig von unseren eltern. um seelisch zu überleben, brauchen wir ein gewisses vertrauen darauf, dass die eltern uns liebe, geborgenheit und schutz geben werden. unser überleben als kind hängt also davon ab, dass wir uns mit unseren eltern arrangieren – und zwar auch und vor allem dann, wenn die eltern tatsächlich kalt und gleichgültig oder grausam und unterdrückend sind. die gefühle des kindes, seine bedürftigkeit, seine art der wahrnehmung werden zu einer existentiellen bedrohung, weil sie die eltern dazu veranlassen könnten, ihm die lebensnotwendige fürsorge zu entziehen. die folge ist die identifizierung mit den eltern. das kind passt sich an, weil es ohne zuwendung nicht leben kann. der preis dafür ist, dass es seine eigene sichtweise, sein eigenes gefühl verleugnet. das eigene wird als etwas fremdes verworfen.
es geht ja ums überleben. deshalb können wir gar nicht glauben, dass die eltern uns nicht lieben, dass sie nicht fähig dazu sind. wenn wir das als säuglinge erkannt hätten, dann wären wir in eine tiefe depression versunken und gestorben. also deuten wir das geschehen um, um am leben zu bleiben, nehmen also die „schuld“ auf unsere schultern, wir deuten die situation gegen uns selbst um, so dass wir fühlen, dass die kälte der eltern aus UNSEREM versagen emporsteigt. wir sind schlecht. wir überleben, indem wir uns die schuld anlasten.

das fremde in uns ist also der uns eigene teil, der uns abhanden gekommen ist und den wir zeit unseres lebens, jeder auf seine weise, wiederzufinden versuchen.


das thema des thread-titels ist jederzeit austauschbar. in diesem fall geht es um vorhandenes/erworbenes wissen mit dem man (zazie) nicht mithalten kann (oder will), wie sie selber formuliert. und dieses "oder nicht will?" finde ich ja viel interessanter als das "ich kann nicht".

mlg
ostara


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BeitragVerfasst: Fr 12. Okt 2012, 21:02 
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titus hat geschrieben:
Und WENN ich mal wirklich irgendwo mitreden könnte, dann käme ich mir furchtbar arrogant vor, wenn ich was sagen würde. Also sag ich nichts und lasse es lieber stehen,


titus,

ähnliche erfahrungen machte ich auch. ein thema. in mir tauchen gedanken dazu auf, die ich allerdings sofort zurückhalte.
ich wartete. was sagen andere?
wenn andere andere gedanken zu dem thema formulierten, dachte ich von mir, meine gedanken seien wohl nicht wichtig genug gewesen.
formulierte jemand meine ähnlichen gedanken, "verurteilte" ich mich, weil ich mich als feige empfand, in dem ich nichts sagte.
und besonders schlimm empfand ich diese zeitlich verzögerte gedanken. wenn ich allein war, da stürzten sie auf mich ein. plötzlich wusste ich so viel zu sagen.
dieses phänomen wird übrigens in der literatur beschrieben.

ich denke, mit arroganz hat dies wenig zu tun, viel mehr mit angst.

lg
ostara

p.s. diese phänomene haben sich bei mir inzwischen aufgelöst.


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BeitragVerfasst: Sa 13. Okt 2012, 15:43 
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Liebe Yule,

Yule hat geschrieben:
das oben zitierte mag zwar für ein gewisses Wissen dieser Leute sprechen. Ein Ausdruck für Intelligenz ist es deswegen aber noch lange nicht.

Deshalb spreche ich ja auch nicht von Intelligenz, sondern von Wissen. Für halbwegs intelligent halte ich mich durchaus, und gleichzeitig aber auch für ungebildet, da ich mich (zu) wenig belese, informiere also weiterbilde.

Wenn ich ehrlich bin, bewundere ich im Grunde Menschen, die über ein breites Wissen verfügen, viel lesen, viele kulturelle Bereiche erlebt haben und sich dort auskennen. Kunst, Theater, Musik, Literatur, Philosophie, Geschichte, Architektur, finde ich alles unheimlich faszinierend. Ich glaube nicht mal, dass solche Menschen das machen um andere zu beeindrucken oder etwas darzustellen, sondern weil es sie wirklich interessiert. Daher kommen vielleicht auch ein wenig meine Minderwertigkeitsgefühle. Denn ein wenig wäre ich gern wie sie, kann es aber nicht, weil mein Ich das nicht hergibt. Das bin nicht Ich.

Aus mir spricht also ein Stück weit Neid auf kulturell bebildete Menschen. Selbst schuld, wenn ich nicht damit aufhöre mich mit Ihnen zu vergleichen. Dann würde es mich auch weniger treffen, wenn sie mich nach Dingen fragen, von denen ich noch nichts gehört habe.


Zitat:
Und zu den gescheiten Lesern noch was: die haben oft ihre Infos nur oberflächlich und haben nicht wirklich das Werk, aus dem sie dozieren, in die Tiefe gelesen oder gar verstanden.

Das trifft auf die Menschen, die ich kenne, nicht zu.


LG

zazie

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BeitragVerfasst: Sa 13. Okt 2012, 16:10 
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titus hat geschrieben:
Komisch, ich hab den Eindruck, dass Wissen hier als völlig überflüssig gesehen wird. So von wegen: "Die, die wissen und das auch zeigen, haben es nötig". Klar gibt es solche Leute auch. Aber ich beneide z.B. Menschen, die wissen und die es nicht zur Schau stellen. Ich finde es toll, dass es tatsächlich Leute gibt, die theoretisch zu so ziemlich jedem Thema informiert sind: Geschichte des Nahen Ostens, Atomphysik, das Gesundheitssystem Norwegens, altenglische Literatur, Energiegewinnung in Südamerika, Psychologie, fernöstliche Philosophie, die Bibel und so fort. Die können sich dann auch den Luxus erlauben und freimütig zugeben, dass sie auch mal irgendwas NICHT wissen.

So gebildet wäre ich auch gerne; ich red mir ein, dass ich dann irgendwie in mir ruhen würde. Dass ich nicht mehr das Gefühl hätte, dem Wissen hinterherlaufen zu müssen. Obwohl ich mich auf die Durschnittsbevölkerung bezogen durchaus als leicht überdurchschnittlich informiert und gebildet halte, gibt es so erschreckend viele Dinge, die ich nicht weiß. Es fühlt sich dann so an, als fehlen mir bedeutende Puzzleteile für mein Leben. So, als würde ich 'trotzdem' existieren.

Kann ich voll und ganz so für mich unterscheiben, diese Ansichten.

Anscheinend habe ich Schwierigkeiten zu akzeptieren und dazu zu stehen, dass ich eben so (schlecht informiert) bin. Ja, wäre da nicht dieses Stimmchen, das mir immer wieder sagt "du bist langweilig und hast nichts beizutragen, du bist nicht genug", dann wäre doch alles supi.



Zitat:
Und ehrlich gesagt: Richtig mulmig wird mir, wenn ich dann noch an Leute denke, die WIRKLICH ungebildet sind und deren Horizont nicht über die Blöd-Zeitung hinausgeht. Da denk ich mir dann auch, dass ich ziemlich arrogant von mir ist. Und dann frag ich mich wieder: Ab WANN darf man Menschen 'belächeln', die scheinbar nichts wissen? Kennt ihr das nicht auch, dass z.B. bei der 'heute-show' immer mal die berühmten Leute auf der Straße gefragt werden, die wirklich GAR NICHTS wissen? Darf ich mich darüber erschrecken? Geht irgendwie auch nicht - aber ich mach es trotzdem... Einfach, um das eigene Gewissen zu beruhigen.

Ja, das ist ein weitverbreitetes Phänomen, dass man sich über Menschen lustig macht, die man nicht versteht. Geht mir nicht anders. Ich persönlich lache am meisten über Menschen, die viel von sich halten und sich aufspielen, wo aber im Endeffekt nichts dahinter steckt (Heute-Show). Vielleicht kann ich diese Menschen am wenigsten verstehen.
Hmm, und Menschen belächeln, die sich höchstens mit Bildzeitung weiterbilden? Ich weiß nicht. Da bin ich sehr gespalten: einerseits denke ich mir "Jedem das Seine. Wer bin ich, darüber zu urteilen und mich darüber zu erheben?" (Einfach gestrickte Menschen haben es in ihrem Leben manchmal so viel einfacher, weil sie sich über vieles gar nicht den Kopf zerbrechen. Intelligenz kann einem das Leben manchmal unglaublich schwer machen), anderseits gibt es in der Tat unglaublich lustige Auswüchse:

http://smsvongesternnacht.de/

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BeitragVerfasst: Sa 13. Okt 2012, 16:22 
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zazie hat geschrieben:
http://smsvongesternnacht.de/
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