Lebenslagen

Hallo,
ich bin 24 Jahre alt und bin seit ein paar Monaten mit meinem Freund zusammen, er war von Anfang an ehrlich zu mir und hat mir gesagt, dass er Depressionen hat und dass es mit ihm nciht einfach ist, ich habe mir viele Informationen darüber geholt und versuche dann immer das richtige zu machen, aber egal was ich mache, ich mache immer das Falsche...
Er ist extrem eifersüchtig und macht mir ohne Grund Vorwürfe ich würde ja sowieso einen besseren finden und ich habe den und den angeguckt...
Dann sage ich ihm, dass meine Familie gesagt hat, dass er schon zu unserer Familie gehört weil sie ihn so gerne haben, dann macht er mir daraus auch einen Vorwurf und sagt: ,,Red nicht so einen Blödsinn, das kann gar nicht so schnell gehen``. Anderer würden sich über die Aussage freuen, wenn man so ins Herz der Familie geschlossen wurde, aber bei ihm ist es immer das Gegenteil und wir streiten uns, er schläft auf der Couch und ich weine die ganze Nacht.
Mir geht das immer sehr Nahe, weil ich immer Angst habe, dass ich ihn dadurch verliere, weil er so viel an mir zu meckern hat und ich bei ihm immer alles fasch mache.
Aber es gibt dann halt auch diese depressionsfreie Zeit und da ist einfach alles mehr als perfekt und wunderschön und ich bin die glücklichste Frau der Welt...

In den Momenten der Depressionen würde ich am liebsten immer weglaufen, weil er dann so viele böse Sachen zu mir sagt, aber ich habe schon alles probiert, laufe ich weg dann kommt die Aussage ,,Du willst mich sowieso jetzt verlassen``, bleibe ich bei ihm kommen nur noch mehr Vorwürfe...
Ich sage mir auch immer wieder, dass er eine Krankheit hat und das alles vielleicht gar nicht so meint, aber trotzdem habe ich Angst, dass er bald nur noch das negative an mir sieht und mich verlässt...

Habt ihr vielleicht einen Rat was ich in den Momenten der Vorwürfe am besten machen kann?
Denn egal mit welchen Fakten ich ihm beweise, dass er unrecht hat, es kommt einfach nicht bei ihm an...

Danke schonmal..

Hallo Sonnenblume,

auch hier noch mal ein herzlichen Willkommen.

Deine Situation kann ich sehr gut nachvollziehen, und kann Deine Gedanken und Gefühle dazu daher auch sehr gut verstehen.

Daß Du Dir immer wieder bewußt machen kannst, daß es seine Krankheit ist, ist schon mal sehr gut.
Allerdings weiß ich auch, wie schwer es ist, dies auch in den Momenten der Vorwürfe und Zweifel zu tun.



Genau, dieser Punkt ist es, der unmöglich umzusetzen ist. Einem depressiven kannst Du in solchen Momenten nichts beweisen, er wird immer ein Gegenargument finden, weil er es nicht sehen kann.

Du bist Du, so wie Du bist, Du mußt so sein, wie es Dir gut tut, daß ist das oberste Gebot, daß für Dich Geltung hat. Egal, was er sagt, und was er tut.



Auch diese Angst ist sehr wichtig, anzuschauen, was wird auf Dauer die größere Gefahr sein, Angst ihn zu verlieren; allerdings jemand anderen zu finden, der Dir gut tut; oder gefahr zu laufen, an Dir selber immer mehr Zweifel zu finden, weil seine Vorwürfe Dich verunsichern?

Es ist sehr anstrengend mit einem depressiven zusammenleben, und kostet viel Kraft.

Diese Kraft kannst Du nur in Dir selber finden, und halten, daher denke ich, wird es Dir gut tun, Dich mit anderen Auszutauschen.

Ganz liebe Grüße
Linaa

Hallo Sonnenblume,

manchmal ist es gut, einfach zu hören und nur zu schweigen. Nicht feindselig, sondern ruhig und hinnehmend. Vielleicht ist das möglich? (Ich weiß, es ist einfacher gesagt, als getan).

Du merkst ja selbst, dass jede Gegenrede nur neue Vorwürfe erzeugt. Einen Vorwurf nicht bewertend stehen zu lassen, ist zwar eine große Herausforderung, kann auch angst machen, aber probiere es trotzdem vielleicht einmal aus, und schau, was geschieht.

Wenn Du das Gefühl hast, zu seinen Sätzen aber irgend etwas sagen zu müssen, könnte es eventuell so etwas sein wie eine kurze Wiederholung dessen, was er gesagt hat. Als Beispiel, falls er also meint: "Du gehst ja sowieso bald weg", könnte Deine Entgegnung sein: "Du meinst, ich gehe bald weg von Dir ...", und weiter nichts.

Wie gesagt, leicht ist das nicht, könnte aber den Kreislauf aus Vorwurf und Abwiegelung unterbrechen.

LG Yve

Hallo Sonnenblume,


Das finde ich schon ziemlich aggressiv und abwertend.
Es ist immer ein bisschen doof, wenn man sagt "also ich würde . . . ." Trotzdem, ich würde so nicht mit mir reden lassen. Macht dir das nichts?

Gruß
Anastasius

_________________
"Wer seine Gedanken und Hoffnungen auf etwas richten kann, das jenseits des Ichs liegt, wird einen gewissen Frieden inmitten der unvermeidlichen Lebenssorgen erringen. Das ist den reinen Egoisten unmöglich." (Bertrand Russell)

hallo Sonnenblume,

verspätet auch von mir noch ein herzliches Willkommen.

Ich hab jetzt nix gelesen, ob dein Freund wegen den Depressionen in Behandlung ist???

Ich selbst habe einen depressiven Partner. Das geht nur, weil er selbst sich seiner Krankheit stellt und was für sich tut.
Ehrlich gesagt, ich würde nicht alles nur auf die Krankheit schieben. Dieses Eifersuchtsproblem gibts vielleicht schon länger, und das ist meist ein Selbstwertproblem. Ich werde jetzt sicher hier in den Reihen Widerspruch ernten, aber ich halte es nicht für sinnvoll, sich für alles zur Verfügung zu stellen, sobald von Krankheit die Rede ist. Damit wird man nur allzuschnell zum Stützer der Krankheitssymptome anstatt zum Unterstützer des geliebten Menschen.

Eine Krankheit überlagert Teile der Persönlichkeit des Menschen, den wir lieben. Aber anstatt auf die Krankheit zu starren und alles, was (angeblich) damit zu tun hat, zu erdulden, gucke ich lieber auf die ganze Persönlichkeit und appeliere an diese. In dem Fall könnte der Apell heissen: geh zum Arzt. Antidepressiva sind keine Lösung, aber eine Unterstützung, weil sie die Spitzen rausnehmen. Dadurch geben sie den Raum, um therapeutisch an die Erkrankung ranzugehen. Das alles setzt aber eine "Krankheitseinsicht" voraus. Wenn die dein Freund nicht hat, dann würde ich mich an deiner Stelle auch nicht bereiterklären, die Folgen an mir ausagieren zu lassen und somit mitzutragen. Dadurch wird es ihm nicht besser gehen und du wirst eher auch noch krank. Da hat niemand was davon.