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 Betreff des Beitrags: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 00:47 
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Ihr Lieben,

ich hatte ja schon mehrfach angedeutet, dass es bei mir derzeit nicht nur eine Baustelle gibt (meinen Bruder). Das ist jetzt nicht die Letzte, aber eine derer, die meine Aufmerksamkeit mehr erfordert, als mir grad lieb ist.

Hört sich bitter an, meine Einstellung, ist aber grad mal so. Ich bin zwischen "es macht mich traurig und tut mir sehr leid" und "gab es keinen besseren Zeitpunkt"?

Mein Liebster hat wieder eine aktute Depressionsphase (gab es 2005 und 2007 schon einmal, aber da kannten wir uns noch nicht) und ich tue mich schwer mit dem Umgang.

Ich weiß nicht, ob es an mir liegt (weil ich ja grad auch nicht in einem Stimmungshoch schwimme) oder ob ich grundsätzlich nicht damit umgehen kann.

Die Situation macht mich grad huschig, weil ich keinen Umgang damit finde.

Einerseits rate ich ihm seit Wochen schon, sich mal für ein paar Wochen "raus zu ziehen", weil sein "Früherkennungssystem" auf Alarm ging, andererseits kann ich damit nicht um, dass er sich jetzt in der Opferrolle weidet (die ist mir eh zuwider) und so darin suhlt, dass es mir bis ganz oben am Hals steht.

Ok, was ich ihm hoch anrechne: Wir hatten viele Gespräche um evtl. auch kurzzeitige Krankschreibung etc. und er hat sich jetzt dennoch, obwohl erst abgelehnt, recht fix entschlossen, wieder therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen und zur Reha zu gehen. Anträge sind gestellt. Er tut also was, wenn auch zögerlich.

Heiligabend hatten wir Krach, er reißt mich einfach ständig runter. Wenn ich guter Dinge bin, kann ich damit eher um bzw. gehen mir Kleinigkeiten eher am Ar*** vorbei, selbst nicht gut drauf, ja, da nervt es mich bis kurz vor Schnellkochtopf :zeter: Und am 24. saß ich eher auf dem Herd.... :oops:

Was ich mich frage: Eher abwarten und einfach hinnehmen, oder Bunsenbrenner unterm Hintern?

Muss man alle Entgleisungen einstweilen als so gegeben nehmen und trösten oder eher positive Dinge forcieren?

Ich verstehe ihn schon, verstehe auch, in welcher Lage er ist, tröste ihn auch, hab viel Verständnis (wie ich glaube), hab ihn ermuntert zur Krankschreibung, Therapie, Reha etc., aber ich komme da echt an meine Grenzen, wenn er mich "auslutscht", sich in der Opferrolle aalt (z.B. mit seinen Kids, Beruf etc.) und sich m.E. richtig weidet. Da wirds mir echt zuviel und er leicht garstig, wenn ich dem nicht mehr folge und ihm z.B. seine Verantwortlichkeit außerhalb der Depri deutlich mache.

Mich macht das wirklich bedenklich und ich bin am grübeln, wo ich noch auf dem gesunden Pfad unterwegs bin und wo ich ggf. zuviel Druck ausübe mit meinem Apell an Selbstverantwortlichkeit, was ich sicher nicht will!!!

Tipps, Gedanken, Ratschläge, eigene Erfahrungen von Euch? Das wäre toll!


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 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Di 27. Dez 2011, 00:47 


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 01:04 
Liebe Else,

nur dies von einer dummen Sigune: habe Dich gelesen. Tut mir sehr leid, was ich las.
Ich habe keine Erfahrung, keine Ahnung, keine Idee.

Aber Ihr werdet das irgendwie schaffen. Daran möchte ich glauben.

Wie ist er aus den beiden früheren Depressionsphasen heraus gekommen? Hatte er da einen Menschen, der mit ansah, wie er sich "im Opfersein suhlte" (ich zitiere Dich sinngemäß und kann mir den beschriebenen Sachverhalt sehr gut vorstellen)? Wie ist es mit Antidepressiva (so als "Reißleine"?)


Was heißt, dass Du auf dem Herd gesessen hast?! Wie geht es DIR?

Sigune, hilflos, sorry


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 01:19 
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Liebste Sigune,

wenn auch (wie ich) ahnungslos, so schätze ich Deine Anregungen dennoch sehr. Wirklich. Manches Mal sinds ja auch so ganz banale Sachen, die eine wieder auf den Trichter bringen.

Sigune hat geschrieben:
Wie ist er aus den beiden früheren Depressionsphasen heraus gekommen? Hatte er da einen Menschen, der mit ansah, wie er sich "im Opfersein suhlte" (ich zitiere Dich sinngemäß und kann mir den beschriebenen Sachverhalt sehr gut vorstellen)? Wie ist es mit Antidepressiva (so als "Reißleine"?)


Er ist jeweils in stationiäre Behandlung gegangen für 6 oder 8 Wochen (weiß ich mom. nicht mehr genau) und hat ambulante Therapie gemacht. Diagnose: Depression und Burnout. Lt. seiner Aussagen, hat ihm das gut getan und er kam wieder in die Spur. Dann hat er sich aus seiner Ehe getrennt, die wohl nicht unerheblich war dabei.

Mom. bekam er vor zwei Wochen ein Antidepressiva verschrieben, aber die Nebenwirkungen machen ihn verrückt, so dass er sich jetzt nur noch hochdosiertes Johanniskraut verschreiben ließ.

"Auf dem Herd gesessen" heißt kurz vorm Platzen bei mir (wobei das in der Regel nie faktisch passiert bei mir). Ich werde dann regelrecht garstig und zynisch, wenn mein Fass irgendwann überläuft. :oops:

Else


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 01:34 
Liebeste Else,

also dass unsereins
Else hat geschrieben:
dann regelrecht garstig und zynisch, wenn mein Fass irgendwann überläuft,
zumute ist, finde ich mehr als nachvollziehbar! (Das ist ja auch was Mega-Anstrengendes, solche Depression! Und da kann ich leider nur von meinen eigenen Anfällen sprechen. Denn als mein Liebster das erste Mal da hinein stürzte, war es so kurz vor seinem Tod, dass das hier nicht hergehört, sondern wirklich Ausnahme ist. Basta. Deshalb auch: ich hab wenig Ahnung. Und wenn, dann bezieht die sich auf mich.)
Deine Ungeduld, Deine Wut, Deine ohnmächtige Verzweiflung --- ja .... mir alles sehr nah. Ich könnte mich in meiner "Weinerlichkeit" auch so oft gegen alle Wände klatschen (und tu's). Ich verbeiße mir jedes Wort über diesen "Zustand" (DEN: Ich möchte mich einfach nur in seine Arme kuscheln - und dann möge doch alles einfach rumgehen: Zeit, All, Evolution --- geht mich doch nix mehr an. Nur leider: Seine Arme liegen ziemlich verfault in einer Erde --- genug! Nicht verkniffenverbissene Worte darüber!!!).

Deine Ungeduld, Deine Traurigkeit, Deine Ohnmacht, Deine Wut, wenn Dein Freund wieder in die Depression geht ---, ja, versteh ich.

Sag ihm vielleicht mal: "Ich bin da. Ich bin jetzt da. Ich bin während dessen da. Ich werde danach da sein. - Für uns! Das heißt: Ich bin da für Dich UND für mich."

Mehr, glaub ich, kannst Du nicht sein.

Herzlich
Sigune


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 02:14 
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Ja, ich bin verzweifelt, aber nicht nur wegen seiner "Weinerlichkeit". Die könnte ich vertragen. Kenne ich ja selbst und weiß, in welch verzweifelten Momenten man sich da befindet.

Es geht nicht um Phasen, sondern um eine stetige Abwärtsspirale, die niemand aufzuhalten vermag.

Sigune hat geschrieben:
Sag ihm vielleicht mal: "Ich bin da. Ich bin jetzt da. Ich bin während dessen da. Ich werde danach da sein. - Für uns! Das heißt: Ich bin da für Dich UND für mich."


Das hast Du schön gesagt, aber meine bisherigen Versuche in diese Richtung zeigen keinen Erfolg. Er nimmt es kurzweilig dankbar an, genießt es auch (wie ich glaube und er sagt) Es kommt dann immer: JA ABER.....(die Ex macht, die Kinder tun, beim Job läuft dies und das, Dir werde ich nicht gerecht etc. pp. ) Und schon ist der Moment vorbei, wie 20 vorher ebenso.....

Ja, hier fällt es mir auf: Ich bin wütend, dass er alle Momente und Empfindungen kaputt macht.

Nicht ein, zwei oder drei... sondern alle.

Wir können z. Zt. kaum etwas genießen, ohne, dass man sich des Rattenschwanzes nicht sicher sein könnte.

Kaum ein Erleben, welches nicht einen abwertenden Kommentar nach sich zieht.

Das macht mich total wuschig, wo ich grad genau an diesen schönen mich Dingen aus dem Sumpf zu ziehen versuche.


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 02:28 
Kann ich mir vorstellen.
Scheiße.

Liebe Else, wie gesagt, ich habe da allenfalls Erfahrungen mit mir selbst (und wenn ich mal "weinerlich" wurde, war das auf einer andern Ebene), denn als mein liebstes Wesen im All am Ende zu allem auch noch in eine Depression geriet, waren wir schon so jenseits von allem, dass es da auch nicht mehr drauf ankam (oder???).

Von meinen eigenen ziemlich depressiven Phasen aus geantwortet (und, da keiner sonst da ist, guck ich mir dann bislang - so schlimm ist's also noch nicht - immer noch selbst über die Schulter): Da kann nur derjenige, der drinsteckt, was wirklich dran ändern & ändern lassen (durch Profis! Wenn er/sie das will).

Wenn es sich jetzt nur noch abwärts dreht, hast Du - soweit ich weiß - wenig andere Möglichkeiten, als Deinem Liebsten zu sagen: "Kümmer Dich!" Und: "Ich bin bei Dir, unterstütze Dich!"

Aber Du musst nicht das Therapie-Trampolin sein ... --- Er soll nicht mehr rumhopsen, er soll was tun! (Und nach dem, was Du geschrieben hast, weiß er das!)

Herzlich, und vielleicht völlig falsch liegend,
Sigune


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 09:31 
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Liebe Else,

:tröst:

Mit depressiven Partnern hab ich auch keine Erfahrungen, aber wohl damit (im weitesten Sinne) depressive Partnerin zu sein. Nun ist wahrscheinlich auch jede Depression so individuell wie alles und natürlich nicht vergleichbar. Aber wenn ich so aus der Vogelperspektive versuche, auf Deine Schilderungen zu schauen fällt mir folgendes dazu ein:

Wenn Du Dich an seinen emotionalen Zuständen orientierst, hast Du (vielleicht) gar nicht die Möglichkeit IRGENDETWAS richtig zu machen. Es liegt da mitunter in der Natur der Sache, dass nichts hilft, das von außen kommt und alle Versuche der Umgebung, einen in irgendeine Richtung zu beeinflussen (selbst wenn es mit den besten Absichten ist) untergraben werden. Das zu wissen, kann Dich aber im besten Fall etwas entlasten und daraus ergibt sich das zweite Gesetz: Du kannst auch nichts falsch machen. Nicht wirklich.

Wichtig ist aber, dass Du Dich an deinen emotionalen Zuständen orientierst. Und für Dich richtig handelst. Das kann auch Konflikt sein oder Abgrenzung oder auch Zuwendung und Verständnis. Das kann alles sein. Aber wichtig ist, sich in so eine erkrankte Struktur nicht so reinziehen zu lassen und sich weiterhin als von ihr unterschieden wahrnehmen zu können, bzw immer wieder aufs Neue zu sich selbst zurück zu finden. Das ist leicht gesagt. Aber aus der Distanz ist ja immer alles viel leichter.

Bleib bei Dir und geh, wenn es nötig ist, einfach einmal mehr zu Deinem Pferd.

Liebe Grüße und viel Kraft wünscht
Augustine


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 10:10 
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Liebe Else,

ich hatte jahrelang einen depressiven Partner und mir machte es genauso zu schaffen wie dir, obwohl ich aus eigener Erfahrung wusste, wie sich eine Depression anfühlt.

Wenn es darum geht, dir einen Tipp an die Hand zu geben, würde ich mich gerne Augustine anschließen: sich so abgrenzen, dass der eigene Zustand nicht ständig vom Partner runtergezogen wird. Gönne DIR deine schönen Momente und genieße sie. Dass er sie nicht genießen kann, dazu kannst du nichts und du wirst auch keinen Weg finden ihn dazu zu bewegen.
Ich habe es tatsächlich so gemacht: konsequent zwischen mir und meinem Partner eine Grenze gezogen, innerlich.

Was ich aus deinem Post herauslese, ist, dass du gern etwas unternehmen würdest, um ihm die Sache zu erleichtern, um die Situation erträglicher zu machen. Aber - auch da stimme ich Augustine zu - du kannst von außen nichts machen, du musst nichts machen, denn der Hebel zum Umschalten ist in seinem Inneren und in den Händen von professionellen Ärzten und Therapeuten, aber vor allem in ihm. Es ist schwer, die Depression hilflos mitanzusehen, das weiß ich wohl. Deine einzige Aufgabe kann aber nur sein: bleib du selbst und schau auf dich.

LG

zazie

_________________
"Vivre, c'est naître lentement. Il serait un peu trop aisé d'emprunter des âmes toutes faites !"

Antoine de Saint-Exupéry


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 10:40 
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Liebe Else,

ich kenne beides.
Ich kann dazu nur sagen:
Zazie und Augustine haben Recht.
Du musst bei dir bleiben, dich abgrenzen --irgendwie.
Dein Ding machen! Wohnt ihr zusammen?

Wenn es ganz schlimm war bei mir, dann hat es mir auch mal geholfen,
wenn mein Freund wütend wurde und gesagt hat: "Es geht aber nicht immer
nur um dich, Bounce! Ich bin auch noch da, und ich habe auch Bedürfnisse
und Befindlichkeiten!"
Das hat er so sauer gesagt, dass ich mich erschrocken
habe und es tatsächlich geschafft habe, mich für einige Zeit zusammen
zu reißen. So konnte er mal Luft holen.

Die Zeiten in denen er schlecht drauf war, waren bei
uns eher durch Schweigen und Schlafen und leises Leiden
gekennzeichnet. Ich habe ihn dann etwas betütert, und das war genug.

Ich stelle es mir unheimlich schwer vor, wenn einer alles so madig
macht. Da würde ich dann auch einen Riegel davor schieben.
Kein Wunder, dass der Druck steigt bei dir, ist doch menschlich.
Ich mein, wir sind nun mal keine buddhistischen Mönche, die alles
ausgleichen können.
Lass die Wut ruhig raus, bevor sie sich wieder
gegen dich selbst richtet (warum bin ich so unfähig, andere können das
doch auch, ich muss das doch können, usw, dein gut gelernter Sermon ;) )

:knuddel: Bounce

_________________
Alles ist möglich


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 11:07 
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Hallo liebe Else,

ja, ich finde das meiste sehr gut, was jetzt hier geschrieben wurde.

Dieses Bei-sich-Bleiben mit dem Partner in nächster Nähe erscheint einem am Anfang fast unmöglich, aussichtslos, es zu erreichen, aber es lässt sich tatsächlich lernen. Manchmal braucht man Hilfe dazu.

Viele liebe Grüße
Yve


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 11:54 
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Ich danke Euch vielmals, Ihr Lieben!

Jo, den Gedanken des Abgrenzens habe ich auch oft und wenn ich da so drüber nachdenke bzw. einige Situationen dazu Revue passieren lasse, gibt es da so kleine Stolpersteine auf diesem Weg. :rolleyes:

Es ist so, dass ich mich NORMALERWEISE ganz gut abgrenzen kann und mir nicht jeden Schuh sofort anziehe. In Beziehungen, die sehr emotional geprägt sind, tue ich mich da manches Mal etwas schwerer. Zum einen macht es mir Mühe, sofern ich selbst persönlich angegriffen oder runter gezogen werde, da ganz objektiv zurück zu treten und zu sagen: "Ok, das gehört jetzt in DEINEN Rucksack und den schnall´ ich mir nicht auf". Das geht vllt. später, wenn ich runter gefahren bin, aber in den Situationen fällt es mir schwer.

Zum anderen bin ich recht leicht an meinem schlechten Gewissen zu kriegen und lasse mich da schnell verstricken, wenns jemandem, der mir nahe steht, schlecht geht.

Hab jetzt, als ich Eure Beträge so las und versuchte "rückwirkend" zu schauen, wo ich hätte mich abgrenzen müssen, zudem festgestellt, dass ich bei vielen Situationen gar nicht unterscheiden kann, ob Hintergrund seine depressive Phase ist oder sein Naturell. Er ist ja generell schonmal ein sehr introvertierter Mensch, der sich schnell zurück zieht, wenn ihm was zuviel wird. Und das geht in der Regel recht fix.

Versteht Ihr, was ich meine? Ich bin da oft am Überlegen, ob er jetzt "einfach so ist", oder ob er sich jetzt mal wieder "suhlt" in seiner schlechten Stimmung und ich mich da gedanklich vom Acker machen sollte.

Wir wohnen nicht zusammen, Bouncy, und grad bin ich auch echt froh darum, obwohl ich ihn sonst sehr gern um mich habe und mir das auch vorstellen könnte.

Bounce hat geschrieben:
"Es geht aber nicht immer
nur um dich, Bounce! Ich bin auch noch da, und ich habe auch Bedürfnisse
und Befindlichkeiten!" D


Zwar nicht wörtlich, aber ziemlich identisch hab ich mich Heiligabend auch geäußert. Hab´ eben noch angefügt, dass er mich ständig mit runter zieht, worauf er antwortete, dass, wenn dem so ist, ich mir eben einen Anderen suchen sollte. Ganz toll! :zeter:

Allerdings hat es vllt. doch etwas bewirkt, denn er kam am nächsten Tag und sagte, dass es ihm leid täte, wie es gelaufen ist und dass er das so nicht wollte. Das passiert sonst nämlich nicht, da zieht er sich nur zurück, sagt kein Wort mehr und verschwindet für Tage in seinem Schneckenhaus.

Ja, was ich merke, auch jetzt beim Schreiben ganz deutlich: Ich hab Probleme, das eine von dem anderen zu unterscheiden. Manches Mal geht das, weils deutlich ist, aber oft vermischt es sich eben und so, wie er ist, will ich ihn ja. Ich will mich nur nicht mit in seine Depressionen ziehen lassen.

LG Else


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 12:11 
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Zitat:
Versteht Ihr, was ich meine? Ich bin da oft am Überlegen, ob er jetzt "einfach so ist", oder ob er sich jetzt mal wieder "suhlt" in seiner schlechten Stimmung und ich mich da gedanklich vom Acker machen sollte.

Else, das Abgrenzen kann aber doch in beiden Situationen das Richtige sein. (Auch wenn die zweite es sicherlich mehr erforderlich macht; Du kommst aber dann aus diesem Unterscheidungs"zwang" raus ... (?)) Ich meine, wenn es nicht "feindselig" stattfindet - und das muss es durchaus nicht.

Bei mir gehts zwar nicht um einen depressiven Partner, aber ich kenne so etwas auf anderem Gebiet. Die Abgrenzung besteht für mich darin, den anderen zu lassen und "mein Ding" - quasi trotzdem - durchzuziehen. So durchzuziehen, dass ich mich damit wohl fühle. Letzteres ist die Herausforderung. Ich krieg das für mich dann hin, wenn ich sage, es muss ja nicht gegen den anderen sein, sondern "nur" für mich. Weiß nicht, ob ich mich jetzt klar genug ausdrücken konnte ... ?


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 12:25 
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Hallo Else,

ich mag die pathologisierenden Bezeichnungen nicht besonders. Gebe zu, sie sind "für den Hausgebrauch" aus pragmatischen Gründen nützlich. Ich denke, eine starke Neigung hatte ich dazu früher auch. Abgrenzen ist wichtig, sich nicht hineinziehen lassen. Auf der anderen Seite auch, das vermute ich, sozusagen "ruhig-kontinuierlich positiver Input", ohne die Erwartung, dass der Betreffende sofort oder möglichst umgehend darauf "anspringt". Das ist natürlich schwierig, wenn die Situation massiv das eigene Lebengefühl beeinträchtigt.

Gruß
Anastasius

_________________
"Wer seine Gedanken und Hoffnungen auf etwas richten kann, das jenseits des Ichs liegt, wird einen gewissen Frieden inmitten der unvermeidlichen Lebenssorgen erringen. Das ist den reinen Egoisten unmöglich." (Bertrand Russell)


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 12:50 
Völlig OT und bitte KEINE Antwort.

Else, morgen geht eine Träne auf Reisen, steht hier gut verpackt.


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 18:15 
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Yvette hat geschrieben:
Else, das Abgrenzen kann aber doch in beiden Situationen das Richtige sein. (Auch wenn die zweite es sicherlich mehr erforderlich macht; Du kommst aber dann aus diesem Unterscheidungs"zwang" raus ... (?)) Ich meine, wenn es nicht "feindselig" stattfindet - und das muss es durchaus nicht.


Nein, Yve, feindselig soll es auch nicht sein. Naja, unterscheiden möchte ich es schon irgendwie, weil ich ihn ja so nehmen möchte, wie er ist. Eine ständige Abgrenzung, worauf es dann ja hinaus laufen würde, ist sicherlich nicht förderlich. So zumindest mein Gedanke.

Außerdem ist es ja auch mein Wunsch, für ihn da zu sein. Aber ich möchte eben nicht soweit mit rein gezogen werden, dass es mich noch weiter runter reißt. Für mich ist das grad eine schwierige Gratwanderung; eben auch, weil ich manches Mal das eine von dem anderen nicht unterscheiden kann. Das Unterscheiden finde ich schon wichtig, weil ich gern weiter über die Dinge mit ihm sprechen möchte, die ihn berühren und für ihn da sein möchte. Ich möchte mir aber selbst den Boden nicht weg ziehen (lassen) oder gar "missbraucht" werden für sein Gesuhle. Da verschwimmt es dann schnell mal.

Und dieses Gesuhle, wie ich es gern nenne, ist dermaßen kontraproduktiv (ok, mir ist schon klar, dass man in einer akuten Phase nicht grad produktiv ist) und er "sucht" sich dann auch Möglichkeiten und Menschen, sich mit allen üblen Dingen wieder und wieder auseinander zu setzen. Ich will dafür aber nicht herhalten, aber ich merks auch oft nicht, was nun ein Auseinandersetzen ist, was notwendig erscheint und wo die Abwärtsspirale beginnt, um sich schlecht zu fühlen. Darauf läuft es dann nämlich immer hinaus.

Ach kacki, ich schreibsel hier ein völlig unverständliches Gewirr! :kater: Im Kopf ist es mir klar, was ich meine, ich bekomme es grad nicht so in Worte, dass es verständlich erscheint.

Mal eines von vielen Beispielen:

Er hat ein faktisch heftiges Jahr hinter sich, in der vor einigen Monaten u.a. auch endlich die Scheidung von seiner Frau erfolgte. Per sé sind solche Dinge ja nie schön, aber hier ging und geht es wirklich bitter und unfair ums Eingemachte. Bezüglich Finanzen, Haus, Unterhalt und auch Kinder(-umgang) wird er richtig abgezockt und die Kids zudem noch heftigst manipuliert (nein, ich habe überhaupt kein Problem mit Exen, aber was da läuft ist dermaßen fies und verachtend, dass mir echt die Spucke manches Mal weg bleibt; mal abgesehen von dem Schaden, die die Kinder mit großer Sicherheit davon tragen werden :( ). Das IST bitter für ihn, damit hat er auch Recht und es schlägt sich auch auf alle Kinderbesuchszeiten nieder, weil diese ihm immer wieder ein kleines "Packerl" mitbringen, aber anstatt mal zu handeln, wird die Zerpflückung zelebriert. Immer und immer wieder. Vornehmlich seine eigene und wenn ich es nicht bin, dann sind es seine Eltern oder sein Bruder. In JEDEM Telefonat mit diesen geht es um diese Themen und es werden immer die gleichen Sachen zerpflückt, bis er letztlich da sitzt, gar nicht mehr weiß, was richtig oder falsch ist und nur noch handlungsunfähig. Für Andere ist das Telefonat/Thema beendet, bei ihm setzt dann erst richtig die Abwärtsspirale ein und ganz ehrlich; das kann man sich gar nicht mehr mit anhören und -sehen. :rolleyes:

Und so geht es mit fast allen Dingen. Ich will mich ja unterhalten mit ihm darüber und wenn er mich fragt (er hält große Stücke z.B. auf meine Meinung, was die "Kindersicht" betrifft, weil ich viele Jahre in der Kinder- und Jugendarbeit unterwegs war), möchte ich ihm gern raten, wie ich es angehen würde oder ihm gern näher bringen, wie und warum die Kleinen so ticken. Ich will ihn auch gern trösten, wenn´s mal wieder ein mistiges Erlebnis gab, aber ich will mich nicht einspannen lassen; das eine geht dann oft in das andere über....kaum merklich irgendwie. Er selbst bekommt dann die Kurve nicht, ich merke es ggf. nicht und flupps ist er die nächsten Tage und Wochen wieder out of order. An Handeln (was ja die evtl. die Grundlage bzw. die Intension dieses Gespräches war) ist dann noch viel weniger zu denken, als zuvor. Er ist dann aus dieser Suhle namens "ich bin so schlecht" nicht mehr raus zu bekommen. Da würde ich dann am liebsten sein Telefon abklemmen, weil er sich genau DIE Gesprächspartner sucht, die das (nichtsahnend) unterstützen, weil sie denken, ein hilfreicher Zuhörer zu sein.

Wird das so vllt. etwas klarer? :confused:

Anastasius hat geschrieben:
Auf der anderen Seite auch, das vermute ich, sozusagen "ruhig-kontinuierlich positiver Input", ohne die Erwartung, dass der Betreffende sofort oder möglichst umgehend darauf "anspringt". Das ist natürlich schwierig, wenn die Situation massiv das eigene Lebengefühl beeinträchtigt.


Das versuche ich! Aber mir bereitet es Schwierigkeiten, wie man wohl deutlich erkennen kann. Ich bin ja nicht der schwächste Mensch und lange gelang es und da hatte ich gar nicht den Wunsch, mich da abzugrenzen und da war auch mein eigenes Lebensgefühl kaum betroffen! Zumindest einigermaßen.

Aber grad bin ich durch meine ganzen Umstände selbst ziemlich angeschlagen und kann nicht mehr in "alter Manier" handeln und gleichzeitig ist seine Depression eine wirklich ausgewachsene geworden. Kein gutes Timing. ;)

Da kratzt für mich auch leise im Hintergrund die Frage, obs einfach grad die Verstrickung ungünstiger Zustände ist, die zu überstehen wäre oder die Beziehung eh nicht ausgeglichen. :confused:

Ich hoffe, ich hab hier nicht ein riesiges Kuddelmuddel geschrieben, was kein Mensch nachvollziehen kann....

LG Else


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 18:31 
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Hallo Else,

Else hat geschrieben:
Er ist dann aus dieser Suhle namens "ich bin so schlecht" . . .


hm, irgendwie habe ich kein richtiges Bild. Was ist es denn, was ihn in seinen Augen so schlecht macht? Oder ist es einfach alles? Wenn du dazu was sagen magst,.

Gruß
Anastasius

_________________
"Wer seine Gedanken und Hoffnungen auf etwas richten kann, das jenseits des Ichs liegt, wird einen gewissen Frieden inmitten der unvermeidlichen Lebenssorgen erringen. Das ist den reinen Egoisten unmöglich." (Bertrand Russell)


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 19:01 
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Nein, Else - Du hast es sehr gut klar gemacht für mich; ich verstehe nun viel besser.


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 20:15 
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Yvette hat geschrieben:
Nein, Else - Du hast es sehr gut klar gemacht für mich; ich verstehe nun viel besser.


Das beruhigt mich! ;) Ich dachte schon, ich hacksel hier ein völliges Kauderwelsch zusammen....

Anastasius hat geschrieben:
hm, irgendwie habe ich kein richtiges Bild. Was ist es denn, was ihn in seinen Augen so schlecht macht? Oder ist es einfach alles? Wenn du dazu was sagen magst,.


Klar mag ich; ist ja nicht unerheblich!

Er fühlt sich auf emotionaler und menschlicher Ebene unsicher, tappt da oft im Dunkeln, braucht lange, um Aussagen und dazu gehörige Gefühle durchzuholen. Und genau so lange, um zu handeln. Das ist in Teilen sehr verzögert, weil er einfach diese Zeit braucht, aber das macht wohl auch ein schlechtes Gefühl, weil er spürt, dass er da gebremst ist irgendwie. Da wird ihm dann klar, dass er emotional in einer "anderen Liga" spielt; das macht ihm zu schaffen.

Genau so sieht es bei den Kids aus. Er kann Muster oder Hintergründe einfach nicht erkennen, demzufolge handelt er bevorzugt erstmal gar nicht oder total krux und entgegen dem, was er eigentlich will oder was "gut" wäre, weil ihm spontan eine "richtige und passende Handlungsweise" schlicht nicht in den Sinn kommt. Er merkt, das was nicht stimmt, kanns aber nicht zuordnen, geschweige denn, darauf adäquat reagieren. Das führt natürlich unwiderruflich zur entsprechenden Reaktionen der Kinder, die sicher nicht förderlich sind.

Ähnlich siehts bei uns aus (und auch mit anderen Personen). Er fühlt sich oft "minderbemittelt", weil er schnellen Gedanken- und Emotionsgängen nicht folgen kann. Wenn ich mich z.B. irgendwo abgrenze, weil ich Packerl a) oder b) bei x) oder y) belassen möchte und erkenne (oder meine zu erkennen; wir hatten grad so eine situation), steht er da und hat überhaupt nicht begriffen, worum es ging oder dass überhaupt etwas ging.

Oder wenn ich ihm beschreibe, wie es mir geht (das bezieht sich nicht nur auf mich, aber da sehe ich ja die direkte Reaktion), kann er das nicht nachvollziehen. Er kann es nur nachvollziehen, wenn es sich gleichzeitig in Taten ausdrückt. Sprich: Wenn ich ihm meine grad schwierige und traurige Gefühlslage nahe bringen möchte, muss ich heulend unter seinen Füßen zusammen brechen neben meinen Aussagen, damit es "ankommt". Er kann nicht hinhören, mitfühlen, wenn ihm Dinge berichtet werden oder er sie sieht. Da speichert er das einfach kognitiv ab; fühlen kann er es erst, wenn jemand quasi vollends vor ihm zusammen bricht. Da wirds deutlich. Und ich z.B. bin nicht der Mensch dazu. WENN ich mich überhaupt über mein Leid äußere, dann ist es schon SEHR viel und dann wünsche ich mir schon, dass man mich sieht, ohne, dass ich eine Inszenierung veranstalten müsste.

Und dieser Umstand ist ihm selbst bewusst und er leidet darunter, kann aber auch Dinge nicht herbei zwingen, die einfach nicht da sind. Da leidet er drunter, weils ihm sehr wohl bewusst ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 20:55 
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Hallo Else,

oh, nach deiner Beschreibung, das hört sich nach "sehr viel" an. Als ob er ein gutes Stück "außerhalb der Welt" lebte. Hört sich wirklich danach an, als ob es therapeutischer Hilfe bedürfte.

Else hat geschrieben:
fühlen kann er es erst, wenn jemand quasi vollends vor ihm zusammen bricht.

Meine Vermutung, ihm selbst gegenüber geht es ebenso.

Else hat geschrieben:
Und dieser Umstand ist ihm selbst bewusst und er leidet darunter, kann aber auch Dinge nicht herbei zwingen, die einfach nicht da sind. Da leidet er drunter, weils ihm sehr wohl bewusst ist.

Hm, üben ist zwar ein Weg und auch notwendig. Aber ich kann mir gut "die Depression" vorstellen, wenn bei jedem Schritt auch das "Scheitern", das Manko vor Augen geführt wird.

Gruß
Anastasius

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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 22:58 
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Else hat geschrieben:

Er fühlt sich auf emotionaler und menschlicher Ebene unsicher, tappt da oft im Dunkeln, braucht lange, um Aussagen und dazu gehörige Gefühle durchzuholen. Und genau so lange, um zu handeln. Das ist in Teilen sehr verzögert, weil er einfach diese Zeit braucht, aber das macht wohl auch ein schlechtes Gefühl, weil er spürt, dass er da gebremst ist irgendwie. Da wird ihm dann klar, dass er emotional in einer "anderen Liga" spielt; das macht ihm zu schaffen.

Genau so sieht es bei den Kids aus. Er kann Muster oder Hintergründe einfach nicht erkennen, demzufolge handelt er bevorzugt erstmal gar nicht oder total krux und entgegen dem, was er eigentlich will oder was "gut" wäre, weil ihm spontan eine "richtige und passende Handlungsweise" schlicht nicht in den Sinn kommt. Er merkt, das was nicht stimmt, kanns aber nicht zuordnen, geschweige denn, darauf adäquat reagieren. Das führt natürlich unwiderruflich zur entsprechenden Reaktionen der Kinder, die sicher nicht förderlich sind.

Ähnlich siehts bei uns aus (und auch mit anderen Personen). Er fühlt sich oft "minderbemittelt", weil er schnellen Gedanken- und Emotionsgängen nicht folgen kann. Wenn ich mich z.B. irgendwo abgrenze, weil ich Packerl a) oder b) bei x) oder y) belassen möchte und erkenne (oder meine zu erkennen; wir hatten grad so eine situation), steht er da und hat überhaupt nicht begriffen, worum es ging oder dass überhaupt etwas ging.

Oder wenn ich ihm beschreibe, wie es mir geht (das bezieht sich nicht nur auf mich, aber da sehe ich ja die direkte Reaktion), kann er das nicht nachvollziehen. Er kann es nur nachvollziehen, wenn es sich gleichzeitig in Taten ausdrückt. Sprich: Wenn ich ihm meine grad schwierige und traurige Gefühlslage nahe bringen möchte, muss ich heulend unter seinen Füßen zusammen brechen neben meinen Aussagen, damit es "ankommt". Er kann nicht hinhören, mitfühlen, wenn ihm Dinge berichtet werden oder er sie sieht. Da speichert er das einfach kognitiv ab; fühlen kann er es erst, wenn jemand quasi vollends vor ihm zusammen bricht. Da wirds deutlich. Und ich z.B. bin nicht der Mensch dazu. WENN ich mich überhaupt über mein Leid äußere, dann ist es schon SEHR viel und dann wünsche ich mir schon, dass man mich sieht, ohne, dass ich eine Inszenierung veranstalten müsste.

Und dieser Umstand ist ihm selbst bewusst und er leidet darunter, kann aber auch Dinge nicht herbei zwingen, die einfach nicht da sind. Da leidet er drunter, weils ihm sehr wohl bewusst ist.


Hört sich ein wenig autistisch an bzw. ich musste an das Asperger-Syndrom denken. Er scheint "anders" zu sein und darunter sehr zu leiden. Vielleicht sollte er mal längerfristig daran arbeiten, dass er sich so akzeptieren kann wie er ist, auch wenn andere Menschen sich erstmal an seinen Eigenheiten stoßen.

LG

zazie

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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 23:00 
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Anastasius hat geschrieben:
nach deiner Beschreibung, das hört sich nach "sehr viel" an. Als ob er ein gutes Stück "außerhalb der Welt" lebte.


Ja, wenn ichs so zusammenfasse und mal nieder schreibe, IST es auch viel. Das fiel mir selbst auf. :rolleyes:

"Außerhalb der Welt" ist eine recht passende Beschreibung, wobei sich das allerdings wirklich nur auf dieser emotionalen Ebene abspielt und sehr verstärkt auftritt, wenn er sich in diesen absolut depressiven Phasen befindet. Da ist er sich seiner dermaßen unsicher und es mündet immer in einer total destruktiven Handlungsweise.

In Gänze ist er nicht so. Er ist ein durchaus sehr intelligenter Mann, der eine schnelle Auffassungsgabe hat, viel Witz (auch subtilen), einen klaren, wachen Verstand, ist bisweilen kritisch, hat viel Herz, viel Wärme, sehr freundlich, zuvorkommend und zugewandt. Ich wage mal zu behaupten, dass auf Anhieb kein Außenstehender diese Muster schnell erkennen könnte, sofern er ins Gespräch käme mit ihm. Zumindest ist dies das Feedback zu ihm, was ich bekomme und so nehme ich ihm auch selbst wahr.

Diese "Abgründe" sind nur in seinen tiefen Emotionen sichtbar und da steht er bisweilen wirklich daneben, wie ein Statist.

Zwischen ums Beiden ist das auch nur dann und wann Thema, weil er die Zeit hatte, sich einzustellen und wir wirklich neben dem Fühlen viel parallelen Austausch hatten. Das wird nur kritisch, wenn Spontanaktionen/-themen auftauchen, denen er sich nicht gewachsen fühlt oder ich "zu" lösungsorientiert bin und Dinge geklärt haben möchte, wo er bis dato noch nicht einmal ein Problem gesehen hat, weils ja prima für ihn lief. :rolleyes:

Anastasius hat geschrieben:
Meine Vermutung, ihm selbst gegenüber geht es ebenso.


Klar, so ist es!

Ich bin grad ganz froh, wenn ich ehrlich bin, dass er diese Woche die Kids bei sich hat. Luft und Abstand tun mir grad richtig gut.

LG Else


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 23:26 
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zazie hat geschrieben:
Hört sich ein wenig autistisch an bzw. ich musste an das Asperger-Syndrom denken.


Huhu zazie,

als ich das eben selbst nochmal las (da war Dein Beitrag noch nicht da) kam mir spontan der gleiche Gedanke. :ganter:

Hmmmm.... kein schöner!!!

Das ist, wie bein "Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel", wo einer nach 10 Runden noch immer nicht den Spielverlauf begriffen hat und ständig mit falschen Figürchen los schungelt, oder nicht begreift, dass der Würfel höchstens 6 Augen hat und sich infolge in Selbstkasteiung verliert, weil alle ihren Spaß haben, nur er nicht und sich deshalb (nicht ganz unbegründet) zermartert.


Andererseits ist es/er ja nicht grundsätzlich so. Ich beschreibe ja jetzt bevorzugt die Situationen, wo es schwierig ist. Aber stimmt, zumindest DA ist es schon auffällig.

Emotional schöne Dinge oder nicht bedrohliche.... da kann er (inzwischen, war anfangs auch anders) gut mit um und sie auch leben. Jetzt, wo er gelernt hat, wie es gehen kann, kann er sich auch einlassen und genießen. Er ist sehr emotional und feinfühlig, da steht er gar nicht daneben. Das ist wirklich nur, wenn er Dinge nicht kennt oder z.B. aus gegebenen Anlass (bei seinen Kids) unter gravierendem Druck reagieren muss. Da geht alles kreuz bzw. tut er gar nichts, um sich im Anschluss total negativ zu verrennen. Da sieht er auch vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr....


LG Else


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Di 27. Dez 2011, 23:40 
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Ist aber schon ziemlich komisch, dass er manchmal bestimmte Fähigkeiten besitzt, die aber zeitweise so auffallend verloren gehen. Nimmst du ihn in der Hinsicht als gespalten wahr, wie einen Menschen mit zwei Gesichtern?

Hmm, ich finde keinen Namen für dieses temporäre Anderssein. Aber er scheint in vielen Dingen einfach langsam zu ticken. Ein guter Schritt wäre wie gesagt, dass er sich selbst so akzeptiert. Ich spreche da aus Erfahrung: ich denke, begreife und reagiere oft stark verzögert, weil mein Gehirn langsamer zu laufen scheint. Ich werde oft auf meine Langsamkeit angesprochen und manchen geht das sogar auf die Nerven. Ich muss sagen, ich lebe besser damit, seit ich GLAUBE, dass dieser Charakterzug zu mir gehört und nichts Schlechtes ist.

LG

zazie

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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Mi 28. Dez 2011, 00:27 
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zazie hat geschrieben:
Ist aber schon ziemlich komisch, dass er manchmal bestimmte Fähigkeiten besitzt, die aber zeitweise so auffallend verloren gehen. Nimmst du ihn in der Hinsicht als gespalten wahr, wie einen Menschen mit zwei Gesichtern?


Hmmmm... nein, "gespalten" hab ich ihn bisher nicht wahrgenommen. Eher war es stimmig anfangs, weil er ja auch Probleme hatte, positive Emotionen zu verarbeiten, geschweige denn, sie auch zu leben und gar auszusprechen. Erst NUN wird es nicht mehr stimmig, weil sich das eine wirklich von dem anderen trennt. Ich hoffte insgeheim, dass da der "Rest" auch nachziehen könnte, aber das scheint sich eher völlig unglücklich zu verselbständigen. :rolleyes:

zazie hat geschrieben:
Ich werde oft auf meine Langsamkeit angesprochen und manchen geht das sogar auf die Nerven.


Ja, das kenne ich! Manches Mal geht er mir auch schlicht auf die Nerven mit seiner Langsamkeit bzw. Nichtreaktion. :oops: Da laufen dann so nette Nickligkeiten, wie:

Ich: Was hältst Du von a) oder b)?
Er: ------------------------
Ich: Hab grad wohl zu sehr im vorbei gehen geredet, hatte Dich gefragt, was Du von a) oder b) hälst.
Er: Hmmm ----------------------
Ich: Huhu? Else an Mars! Sprichst Du mit mir?
Er: Ja doch, ich überleeeeeeeege.
Ich: Ja Hergott, wie lange denn noch? Oder soll ich lieber morgen nochmal fragen?

Oder er fragt mich, wie ich mich da oder dort verhalten würde, wenn z.B. eines seiner Kinder dies oder das äußert. Wir sprechen lang und breit darüber, er sagt noch: Oh..jau.... DAS ist eine gute Idee und einleuchtend und später sagt er dann, die Situation (über die wir bereits im Vorfeld sprachen) wäre sooooo überraschend gekommen, dass er nicht wusste, wie er reagieren solle, also hätte er besser gar nichts gesagt. :confused:

Also, ich weiß nicht, ob sein Kopf dann wirklich leer ist und er das nicht mehr weiß, weil er unter Druck ist oder es ein Weg ist, nicht reagieren zu müssen. Er geht nämlich auch in guten Phasen gern jedem Konflikt aus dem Weg. Sich mit Dingen bzw. Emotionen ernsthaft auseinander zu setzen, ist ihm ein Graus.

LG Else


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 Betreff des Beitrags: Re: Depressiver Partner
BeitragVerfasst: Do 29. Dez 2011, 09:06 
Hallo liebe Else,

erstmal drück ich Dich, ja das ist ja eine Nachricht... :ko: ...

Was Du beschreibst kenne ich von meinem ehemaligen Partner ebenso wie von mir selbst.
Die kognitive Verlangsamung begleitet eine Depression und vor allem die Erschöpfungsdepression und liefert ne Steilvorlage für Schuldgefühle und Mißtrauen sich selbst und den eigenen Fähigkeiten gegenüber. Das treibt einen als Partner in den Wah***** :zeter: .....und zur Ungeduld. Find ich ganz natürlich.
Emotionen und Empathie geht irgendwann nicht mehr, weil die Prozesse im Gehirn so langsam laufen und das ist was mitunter am meisten Kapazität braucht, weil es so komplex ist.
Es ist aber auch ein Begleitsympton und verschwindet nach der Depri dann wieder.

Du bist ja darauf angewiesen, daß die Kommunikation zwischen euch im Alltag auch fließt....
es muß aber sein, als hättest du ein weiteres, viel Fürsorge brauchendes Kind adoptiert.

Darum halte auch ich die Vorschläge, nachzusehen, was DU SELBST nun brauchst am allerwichtigsten.
Vergiß bitte nicht, dies auch Deinen Kindern vorzuleben...!, damit diese nicht auffüllen was Du (eigentlich) getrost weglassen darfst ;)

Alles Liebe... und nochmal drücken :tröst:

Stehaufmädchen


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