Lebenslagen

Von Usern für User
Aktuelle Zeit: Fr 29. Mär 2024, 06:22

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 56 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 13:20 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
... ist ein äußerst mächtiges Gefühl.

Mir wurde heute auf einem Spaziergang sehr bewusst, wie sehr es mein Leben, vor allem auch mein berufliches, beeinflusst, je geprägt hat. Nichts lässt sich mehr korrigieren, das ist schon klar, aber ich möchte das hier vielleicht doch noch einmal durcharbeiten, mich diesem Gefühl stellen. Ohnmacht - und dem Gegenspieler: Macht ...

Dies erst einmal als Einleitung. Vielleicht möchte ja jemand einsteigen.


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: Mo 5. Nov 2012, 13:20 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 13:55 
Offline

Registriert: Fr 4. Nov 2011, 09:44
Beiträge: 590
Geschlecht: w
Alter: 42
Yvette hat geschrieben:
... ist ein äußerst mächtiges Gefühl.


ein äußerst gefahrvolles Gefühles.

Ich denke, daß ist das, wovor ich mich am meisten fürchte.

Ohnmacht heißt keine Kontrolle mehr zu haben, weder über die Situation noch über sich selber.

Ich fürchte es im phsychischen, wie auch im physischen Sinn.

Dieses Gefühl ist wohl eines der prägensten Gefühle und beeinflußt ein ganzes Leben.

Schön, daß Du ein solches Thema eröffnet hast.

Ich bin gespannt, wie es sich entwickelt.

Liebe Grüße


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 16:39 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mo 7. Nov 2011, 20:40
Beiträge: 2489
Wohnort: in der Nähe von Zürich
Geschlecht: w
Alter: 60
Liebe Yve

Zitat:
(Das Gefühl der Ohnmacht) Mir wurde heute auf einem Spaziergang sehr bewusst, wie sehr es mein Leben, vor allem auch mein berufliches, beeinflusst,


Oh ja liebe Yve...mein's auch...
und so ganz bin ich es nicht los...
es meldet sich immer wieder mal..

:knuddel:
Timpe

_________________
Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht oder zerstört, sondern als etwas, das uns vollendet. (Antoine de Saint-Exupéry)


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 17:19 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
Hallo Ihr Lieben! :knuddel:

Schön, dass Ihr schon geantwortet habt. Und so sind wir schon mal Drei, die dieses fiese Gefühl gut kennen und als lebensbestimmend empfinden.

Linaa, ohnmächtig Gewalten ausgeliefert zu sein, ist sehr, sehr beängstigend. Es ist dabei ganz egal, ob "die Gewalt" ein Sturm, der Vater, die Mutter, der Ehemann, ein Schicksalsereignis oder ein "gemeiner" Lehrer oder Chef ist. Ich habe das stets so erlebt, dass ich zuerst versuchte, durch ANPASSUNG bis zur Selbstaufgabe diesem Ohnmachtsgefühl zu entkommen. Und das hat natürlich nie geklappt! Manchmal hat es sogar das Gegenteil hervorgerufen, es wurde schlimmer. Die Ohnmacht mehr statt weniger. Du hast Recht: Jegliche Kontrolle entgleitet ...

Und dann kam die Wut hoch! Auf das Schicksal und / oder meist Die Maßlose Wut auf diejenigen, die mich gezwungen haben (wie es mir vorkam), mich über jedes Maß hinaus anzustrengen --- mich zwangen, es zu versuchen, zu versuchen und zu versuchen, zu machen und zu tun und mir doch den Erfolg verwehrten. Und mich zwangen, schließlich mich selbst zu verraten, mir untreu zu werden - oder stattdessen meine Existenz aufzugeben. Das war das Schrecklichste von allem dabei. Und am Ende war alles umsonst. Dann kam - neben der Angst, die mich immer begleitete - der Hass ...

Eine dunkle Brühe an Gefühlen, die ich nie haben wollte. Und gegen die ich dann nur noch mit Tabletten ankam - anzukommen meinte. Tabletten bis zur Bewusstlosigkeit. Mich selbst konnte ich hassen, "durfte" mich sogar töten. Na gut, hatte auch nicht geklappt ...

Mich übermannt gerade fast das Zurückdenken ... --- Pause ---


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 18:17 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
Eine Pause war nötig. Vorhin kam ein Stück Erbitterung zurück, zu meinem eigenen Erstaunen.

Wie habt Ihr das erlebt?


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 18:47 
Yvette, du gehst uns ja vor in die Hölle. Ganz schrecklich und abscheulich, ohnmächtig Gewalten ausgeliefert zu sein, vor allem der unantastbaren Härte von gläsernen Wänden zwischen Menschen, zwischen Verstehen und Nicht-verstehen, der Gewalt der Naturgesetze, zu denen auch unsere Beschränkungen gehören. Nee, nicht auch, vor állem unsere Beschränkungen. Beschränkungen unseres Gehirns, unseres Herzens, unseres kleinlichen Egos...

Ich denke die Grausamkeit der Ohnmacht in meinem Leben wird weniger als bei euch Vorschreibern von der Willkür anderer hervorgerufen. Ich hege einen tiefen Groll gegen Gott, dem Schicksal, an das ich nicht glauben will. Ich wurde mit einem zu großen Bedürfnis nach Teilen, nach Austausch in die Welt geschickt, ohne Werkzeuge diese zu bewerkstelligen...

Ohnmacht. Gut dass das Wort nun schwarz auf weiß steht. Ich danke Yvette für ihren Mut. So wie ich es nun empfinde, ist es das deprimierendste, unheilsschwangerste Wort aller Worte. Es verweist unmittelbar auf den Tod.


Zuletzt geändert von gompert am Mo 5. Nov 2012, 18:49, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 18:48 
Offline

Registriert: Fr 4. Nov 2011, 09:44
Beiträge: 590
Geschlecht: w
Alter: 42
Ich weiß nicht recht, das Wort " Gewalt" habe ich in diesem Zusammenhang nicht im Kopf gehabt.

Ich denke, ich habe nicht wirklich das Gefühl, daß jemand gewalt über mich hätte.

Anpassung, ja, das ist etwas, was ich sehr gut kann, und meistens auch mache, ich gehe Konfrontationen meist schon vorher aus dem Weg, wenn sie sich allerdings nicht vermeiden lassen, dann sehe ich im Gegenüber niemanden, der mir in irgend einer Form gewalt antut, sondern jemanden, der ebenso hilflos ist, wie ich mich in dieser Situation fühle, oder jemanden, der die Kontrolle verloren hat.

Gewalt hat in meinem Denken, wohl eher etwas mit Bösartigkeit zu tun, daher setze ich diesen Begriff nicht damit in Zusammenhang.

Meine Ohnmachtsgefühle in Situtionen, in denen ich mich hilflos fühle sind eher aufgrund meiner Unfähigkeit, mein nicht reagieren können, oder nicht angemessen reagieren zu können, nicht zu wissen, was ich tun soll, bzw. es evtl zu wissen, aber es nicht tun zu können.

Wut empfinde ich eigentlich meistens nur auf mich, weil ich mich in diese Situation gebracht habe, und nun damit nicht umgehen kann.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 19:38 
Offline

Registriert: Fr 4. Nov 2011, 09:44
Beiträge: 590
Geschlecht: w
Alter: 42
Hallo Gompert,

Du hegst einen Groll gegen das Schicksal, siehst Dich gegen gläserne Wände laufen.

Mir kommen dazu folgende Gedanken.

Ein ewiger Kampf, ein Kampf, den Du offenbar nicht gewinnen kannst, und dieses Bewußtsein, löst dann bei Dir dieses Ohnmachtsgefühl aus.

Es verweist auf den Tod...

ja, in gewisser Weise tut es das, Machtkämpfe kann man nicht gewinnen- das ist meine Lehre, wenn auch evtl auf eine etwas andere Art, und ja, sie zu vermeiden, ist wie ein Tod.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 19:45 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
Lieber Gompi,

willkommen als Vierter in unserer Runde. :tröst:

Ich bin ja wieder raus aus der Vorhölle. Heute habe ich sie zum Glück hinter mir, jedenfalls die berufliche.

Zitat:
Gut dass das Wort nun schwarz auf weiß steht. ... So wie ich es nun empfinde, ist es das deprimierendste, unheilsschwangerste Wort aller Worte. Es verweist unmittelbar auf den Tod.

Diese Satz von Dir hat es in sich, wow. Und er trifft zu.

Ja, mit dem Schicksal habe ich auch lange gehadert, schon von der Familie her, wie Du wohl auch ... Hilflosigkeit kommt mir da eher in den Sinn. Menschen haben in mir die größere Wut hervorgerufen. Aber am Ende hat die Hilflosigkeit den Hass produziert, ja. ---

Linaa, von der Seite habe ich Ohnmacht noch nie betrachtet. Ich staune, dass man sie auch ohne Gewalt erleben kann. Aber Du hast natürlich Recht ...


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 19:51 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Fr 18. Nov 2011, 20:34
Beiträge: 1996
Geschlecht: w
Alter: 37
Wo ist der Ausweg, wo?

Egal was man tut oder nicht tut, alles wird immer schlimmer. Immer wieder will man dem Andern die Chance geben, immer wieder die Möglichkeit, etwas anders zu machen, als man es kennt. Und doch passiert immer wieder das Gleiche. Das Immerwiedergleiche.

Nicht nur ich bin gefangen im Wiederholungszwang. Auch sie sind es.

Wo ist der Weg nach draußen?

Ich kenne ihn nicht.

Gompy hat geschrieben:
Ich wurde mit einem zu großen Bedürfnis nach Teilen, nach Austausch in die Welt geschickt, ohne Werkzeuge diese zu bewerkstelligen...
Nichtmal ein Smilie da, für das was in mir ist, wenn ich das lese.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 20:13 
Offline

Registriert: So 29. Apr 2012, 19:59
Beiträge: 796
Geschlecht: w
Ohnmacht = ohne Macht

wieder eigenmächtig (der eigenen macht mächtig) zu werden, das scheint mir der weg zu sein.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 20:16 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
Ach Augustine,

Zitat:
Immer wieder will man dem Andern die Chance geben, ...
Ich fürchte, wir können höchstens selbst aus dem von Dir beschriebenen Kreislauf heraustreten. So wie es Ostara schreibt. Und das wäre schon sehr viel.


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 20:16 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Fr 18. Nov 2011, 20:34
Beiträge: 1996
Geschlecht: w
Alter: 37
Die All-macht, als Gegenteil der Ohn-macht, hinter sich zu lassen, das scheint mir der Weg zu sein. Der Weg ist hart und schwer und dunkel und führt uns nicht in den Tod, sondern in die Sterblichkeit.

Und zum hinter sich lassen der Allmacht gehört wohl: Das allumassende Fühlen von Ohnmacht.

Furchtbar.


Zuletzt geändert von Augustine O. am Mo 5. Nov 2012, 20:27, insgesamt 1-mal geändert.

Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 20:18 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
Neblina hat geschrieben:
sobald ich zeit habe, melde ich mich.
Oh ja bitte, tu das.


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Mo 5. Nov 2012, 22:20 
Augustine O. hat geschrieben:
Die All-macht, als Gegenteil der Ohn-macht, hinter sich zu lassen, das scheint mir der Weg zu sein.


Ja. Bei diesem Satz kann ich aufatmen, erleichtert zurücklehnen. Die Allmacht hinter sich lassen zu können macht frei. So ist das: wir sind als Püppchen in diese Welt platziert, wir müssen nicht das können was der große Puppenspieler alles kann. Nur: es wär schön wenn die Püppchen unter sich zurecht kämen. Und da ist meine entpersönlichte Ohnmacht doch nicht so grundverschieden von Eurer.

Ein sehr bewegendes Thema. Mich haben einige eurer Sätze sehr berührt, primäre Worte aus euren Herzen, linaa, Yve, Augustine...

danke.


Nach oben
  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 08:46 
Offline

Registriert: So 29. Apr 2012, 19:59
Beiträge: 796
Geschlecht: w
Augustine O. hat geschrieben:
Die All-macht, als Gegenteil der Ohn-macht, hinter sich zu lassen


wessen ALL-macht? die, von der "geglaubt" wird, sie sei über, unter, um uns herum und uns so die Ohn-macht spüren lässt?
diese All-macht als Gegenpol der Ohn-macht hinter mir zu lassen um die Eigen-macht erfahren zu können . . . ja, das empfinde ich als not-wendenden Weg.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 09:32 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
Bei mir war der Weg herauszukommen ein anderer, die All-Macht als Er-MÄCHT-igung zur Eigen-Macht.

Was uns auch zur Not-Wendung führt, was immer uns herausführen kann aus der Ohnmacht - es iegt in uns selbst, und ich glaube, dahinter steht jedes Mal Liebe, die größte Macht überhaupt.

<3 <3 <3 <3 <3 <3 <3


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 12:56 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
So, Ihr Lieben,

ich schmeiß noch ein paar Sätze auf den Markt, viellleicht will sie jemand kaufen? (Nicht wundern über diesen leicht flapsigen Tonfall, aber ich versuche, dem Thema etwas die Schwere zu nehmen ....).

Ein paar Erkenntnis über mögliche Zusammenhänge, vor allem Ursachen; bitte das "Wir" im Text hier einmal gestatten:

- Die tödlichen Ohnmachtsgefühle stammen aus der Kindheit. Sie wurden uns teilweise vorgelebt und teilweise anerzogen, solange, bis wir fest davon überzeugt waren, dass wir zu den Schwachen gehören.
- Wir haben unsere Stärke zunächst mit unbefangener Freude gefühlt und dann mit großem Schmerz hinnehmen müssen, uns damit abgelehnt und nicht geliebt zu fühlen. "Brav" waren wir den anderen natürlich lieber, "pflegeleicht" besser zu handlen ...
- Die daraufhin folgenden Ohnmachtsgefühle wurden von uns zwangsläufig - aus Selbstschutz, wir wollten ja die Liebe nicht verlieren - akzeptiert; sie glitten rasch ins Unbewusste und trieben dort dann natürlich immer mehr ihr Unwesen.
- Wir fühlten uns klein und unwürdig - und wunderten uns, wieso wir a) im Fortlauf unseres Lebens auf so viele - sorry - Arschlöcher trafen und b) sogar oft genug mehr oder weniger gemobbt wurden.
- Uns war dabei nicht bewusst, dass wir selbst ja dazu herausgefordert haben, uns teilweise als Fußabtreter zu benutzen, weil uns selbst das Gefühl für unsere eigene WÜRDE abging.
- Wir gestatteten allein aufgrund unserer fehlenden Würde vor uns selbst alle möglichen Arten von Missbrauch.

(Noch zur Erklärung: Da ich glaube, es geht sehr vielen so oder so ähnlich, habe ich hier verallgemeinernd das "Wir" benutzt.)

Ich kann insofern an meiner Vergangenheit nichts mehr "reparieren", das stimmt. Auch nicht, indem ich HEUTE den Rücken gerade mache und auf meine Würde beharre: Die Vergangenheit erreiche ich so nicht mehr. (Aber Rücken gerade machen ist GUUUT in der Gegenwart! Und DAS ist immer noch nicht einfach!) Auch ist nichts zu reparieren, indem ich jetzt ein "Nein!" nachhole, wo ich zähneknirschend und kleinlaut "ja" sagte. Ich kann niemanden von früher mehr anbrüllen, weil er Dinge von mir verlangte, die zu erfüllen unmöglich waren. Und mich selbst will ich erst recht nicht zerfleischen, weil ich mir so viel habe gefallen lassen.

Aber genau mit der Erkenntnis meiner Mitverantwortung - auch wenn das alles weitgehend unbewusst abgelaufen ist - würde ich das gar nicht mehr können. Und jetzt kommt das Gute: Es ist auch nicht mehr nötig.

Allmählich und bruchstückweise kommt die Versöhnung mit diesem Teil meiner Vergangenheit. Hej, ich musste ganz schön alt dazu werden, allein um genau hinzuschauen und zu erkennen ...

Wie gehts Euch damit?


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 14:27 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mo 7. Nov 2011, 20:40
Beiträge: 2489
Wohnort: in der Nähe von Zürich
Geschlecht: w
Alter: 60
Ach je liebe Yve…

Das Thema lässt mich Dinge fühlen, die ich grad nicht fühlen möchte. Ich mache mir nichts vor – ich weiss, dass ich immer wieder mal in diese Ohnmachtsgefühle zurückfalle. Vor allem dann, wenn eine direkte Konfrontation mit dem Auslöser unausweichlich ist.

Schaffst du – liebe Yve (oder ihr) es, dieses unheilvolle Gefühl der Ohnmacht / Hilflosigkeit mittels heutiger Erkenntnis zu entkräften? Es mangelt mir nicht an Wissen und auch nicht an den- mit dem Wissen verbundenen Gefühlen. Und trotzdem – ich falle immer wieder in diese Ohnmachtsgefühle zurück…Stecke zur Zeit sogar mittendrinn….
Huuch…ich muss heulen...Bin das lebende Beispiel: Morgen steht ein recht unangenehmer med. Untersuch an. Ich weiss, dass ich das machen muss, weil es die einzige Möglichkeit ist, den Ursachen der Erkrankung auf den Grund zu gehen. Da geht kein Weg daran vorbei….weil Herzklappen keine Bakterien mögen und das viele Antibiotika nicht gerade gesundheitsfördernd ist. Da kann ich mir noch so laut und eindringlich in Erinnerung rufen, dass der fremde Mann, der da in mir herumstochert, nichts mit früher zu tun hat…Leute – ich schrumpfe seit Tagen….immer mehr…

bin schon ganz klein und hocke wieder am Bahngeleise weil ich keinen Ausweg mehr weiss….früher da gab’s eben wirklich kein „Entkommen“…Vor mehr als einem halben Jahrhundert hatten Kinder keine Stimme. Egal wie blau sie geprügelt waren – die Polizei brachte sie wieder zurück…und dann ging die Hölle erst richtig los…Von einer Hölle in die Nächste…Ich weiss!!!!!! Heute ist nicht früher…Nur dieses Wissen nutzt mir nix…rein gar nix…(stimmt nicht, ein wenig hilft es schon, aber bei weitem nicht genug.

Ich weiss nicht, was ich noch machen könnte, um bei solch triggernden Ereignissen auf einer erwachseneren Ebene bleiben zu können. Ich glaube, der einzige Weg der bleibt, ist- sich mit dieser Hilflosigkeit anzufreunden….In Gedanken setze ich mich neben das Kind, das am Bahngeleise sitzt und rede ihm zu….sage ihm, dass es gut war nicht zu springen….

Gut ist, dass ich mich für diese Ohnmachtsgefühle/ Hilflosigkeit nicht mehr hassen muss….
Grad merke ich, dass es gut getan hat, das alles loszuwerden.

Timpe

_________________
Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht oder zerstört, sondern als etwas, das uns vollendet. (Antoine de Saint-Exupéry)


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 14:28 
Offline

Registriert: So 29. Apr 2012, 19:59
Beiträge: 796
Geschlecht: w
Augustine O. hat geschrieben:
Die All-macht, als Gegenteil der Ohn-macht


ich möchte noch einmal auf diese aussage zurückkommen. sie erinnert mich an meine all-machts-gefühle. da gab es zeiten in meinem erwachsenenleben und ich vermute, es waren die zeiten, in denen ich mich besonders ohnmächtig gefühlt habe, wo in mir auch diese, mir nicht bewussten, allmachtsgefühle waren, bis sie meine thera formulierte: "das ist doch ein bisschen grandios, zu denken/glauben, dass . . . ", oder wie es eine freundin ausdrückte: "willst du "gott" spielen!" . . .
es war so dieser tiefe wunsch/versuch, veränderungen bei anderen bewirken/erzeugen zu können. anderen gefühle ersparen oder machen zu können. so als hätte ich die (all-)macht dazu.

je eigen-mächtiger ich wurde, desto mehr haben sich sowohl die ohnmachts- wie auch die allmachtsgefühle (auf-)gelöst.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 14:33 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mo 7. Nov 2011, 20:40
Beiträge: 2489
Wohnort: in der Nähe von Zürich
Geschlecht: w
Alter: 60
sorry Yve..
hab dein Beitrag erst jetzt gelesen weil ich immer wieder pausieren musste...Ist doch wieder was Schweres geworden :schleich:

_________________
Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht oder zerstört, sondern als etwas, das uns vollendet. (Antoine de Saint-Exupéry)


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 14:45 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
Timpe, meine Liebe,

Zitat:
Ich weiss nicht, was ich noch machen könnte, um bei solch triggernden Ereignissen auf einer erwachseneren Ebene bleiben zu können. Ich glaube, der einzige Weg der bleibt, ist- sich mit dieser Hilflosigkeit anzufreunden….In Gedanken setze ich mich neben das Kind, das am Bahngeleise sitzt und rede ihm zu….sage ihm, dass es gut war nicht zu springen….

Ich fühle Deinen Schmerz beim Lesen mit, sollte gar nicht, aber ist so ... Nein, ich schaffe das Erwachsensein doch auch nicht immer. Ich bin ja gerade noch bei der Vergangenheit. - Solch Situationen, wie Du sie hier beschreibst, ängstigen mich ebenfalls. Ich glaube auch nicht, dass es DEN Zauberstab gibt, der das ganz zu vermeiden hilft. Das Anfreunden, so wie Du es beschreibst, finde ich aber sehr, sehr gut.

Zitat:
Gut ist, dass ich mich für diese Ohnmachtsgefühle/ Hilflosigkeit nicht mehr hassen muss….
Grad merke ich, dass es gut getan hat, das alles loszuwerden.
Oh ja, ich stimme Dir zu: Es ist gut, es hier niederzuschreiben, selbst der Kleinheit zuerst einmal Worte zu geben! Und auch die Schwere zulassen, wir kommen doch nicht drum herum - ist ja auch wichtig und richtig, damits danach leichter werden kann! ... Nein, nicht selbst hassen - NIE mehr! Und ein bisschen trösten, gegenseitig, können wir uns, hm? Du wirst es durchstehen, ganz sicher. :tröst:

Wo es für mich immer mehr drauf ankommt, ist, in den Dingen, Gefühlen und Ereignissen die eigene Würde zu bewahren ... ich meine, wenn wir dies schaffen, ist das wirklich sehr, sehr viel.


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 14:52 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Do 3. Nov 2011, 09:19
Beiträge: 4370
Geschlecht: w
Alter: 99
Ostara,

Zitat:
je eigen-mächtiger ich wurde, desto mehr haben sich sowohl die ohnmachts- wie auch die allmachtsgefühle (auf-)gelöst

Diese Gegenüberstellung ist nachdenkenswert ...


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 14:54 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Mo 7. Nov 2011, 20:40
Beiträge: 2489
Wohnort: in der Nähe von Zürich
Geschlecht: w
Alter: 60
Danke liebe Yve :flowers: :knuddel: ich mach jetzt den PC aus und gehe an die frische Luft...einatmen- ausatmen...
:wink:

_________________
Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht oder zerstört, sondern als etwas, das uns vollendet. (Antoine de Saint-Exupéry)


Nach oben
 Profil Position des Users auf der Mitgliederkarte  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Das Gefühl der Ohnmacht
BeitragVerfasst: Di 6. Nov 2012, 14:56 
Offline

Registriert: So 29. Apr 2012, 19:59
Beiträge: 796
Geschlecht: w
TimpeTe hat geschrieben:
Ich weiss nicht, was ich noch machen könnte


liebe timpe te,

in diesen sogenannten negativen gefühlen steckt doch eine ausserordentliche energie. es geht, so sehe ich das, also darum, diese energie umzuwandeln, zu transformieren.

was die schmerzvollen erfahrungen in der kindheit und auch die schmerzvollen beziehungserfahrungen im erwachsenenalter betrifft, so habe ich das schreiben eines briefes, der niemals abgeschickt wurde/wird, als sehr hilfreich/transformierend empfunden.
in so einem brief macht man seinem ärger und seiner wut luft. nichts wird zurückgehalten. rache schwören, übelste drohungen ausdrücken -alles ist erlaubt und erwünscht.
ich erinne mich nocht gut: den brief an meinen täter habe ich unter zittern, weinen und schweißausbrüchen den frauen in der selbsthilfegruppe vorgelesen.
den brief an meinen mann habe ich - und ich dachte, ich wäre längst darüber hinweg - in einem seminar vorgelesen. das erstaunliche für mich war, dass ich beim schreiben vollkommen ruhig war. erst das laut vor anderen vorlesen (und ich habe nichts ausgelassen. meine ganze wut, mein zorn, mein ärger, meine enttäuschung waren enthalten) aktivierte noch mal meine ganzen gefühle. je länger ich aus meinem brief vorlas, umso lauter und wütender wurde meine stimme und mit dem schlußsatz holte ich mit meiner hand aus und (ich agierte wie in trance, ich konnte nicht anders) schlug mit voller wucht auf den tisch, dass die gläser klirrten und schrie: du verdammtes arschloch!!! - entsetzt schaute ich in die runde. überall verständnis und mitfühlendes lächeln. welch eine befreiung.

was ich sagen möchte. welch ein unterschied: etwas (im stillen kämmerlein) mit sich auszumachen, laut auszusprechen, vor "zeugen" laut auszusprechen. jedesmal andere energien.

vlt hilft es, briefe dieser art in ein geschütztes forum zu stellen. ich habe meine überbordenden gedanken in meiner heftigen aufarbeitungsphase per mail an eine wunderbare freundin schicken dürfen - hat mir sehr sehr geholfen.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 56 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

0 Mitglieder


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron




Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Erde, Liebe, Rap, NES, Forum

Impressum | Datenschutz