Mo 5. Dez 2011, 20:39
Ihr lieben Foris,
aus aktuellem Anlass möchte ich dieses Thema zur Diskussion freigeben und gerne Eure Meinung hören. Ob von Tierhaltern, Wünschern, Ehemaligen oder auch den Menschen, die (bewusst) keine in ihren "familiären Kreis" aufgenommen haben.
Wieviel und was bedeuten sie Euch? Wieviel Einschränkungen nehmt Ihr dafür in Kauf? Inwieweit gibt es da eine emotionale Verbindung, oder sind es "einfache, tierische" Wegebegleiter für ein gewisses Stückchen des Weges? Wie geht Ihr mit der Vergänglichkeit dieser um? Pragmatisch und faktisch, oder sehr emotional? Die Lebenserwartung ist ja meist ein gutes Stück geringer.
Ich frage, weil sich mein gesamtes Leben ja irgendwie grad überschlägt mit so vielen Begebenheiten. Insbesondere mit Krankheit/Tod/Vergänglichkeit und des Akzeptierens und Lebens darum. Da hab ich ja so leider meine großen Baustellen...
Nun ist es seit ein paar Tagen so, dass es neben diesen ganzen für mich schlimmen Ereignissen, meinem Kater seit einigen Tagen sehr sehr schlecht geht. Ganz plötzlich kam dies und am Samstag war ich mit ihm beim Tierarzt. Ich werde mich vermutlich die nächsten Tage (morgen?) entscheiden müssen, ob ich ihn gehen lasse.
Einerseits schätze ich es sehr, dass es bei Tieren die Freiheit gibt, sie nicht leiden lassen zu müssen und dass man entscheiden kann, wann es eher eine Erlösung ist. Andererseits gebe ich zu, mit der Entscheidung überfordert zu sein. KANN und DARF ich dies entscheiden? Steht es mir zu, nur weil er "mein" Tier ist, sprich ich ihn gekauft habe, über Leben und Tod zu entscheiden oder ist es ein Segen, dass ich es genau aus diesen Gründen "darf"? Ich bin nun nicht das erste Mal in dieser Situation, aber fühle mich überfordert, einen "richtigen Zeitpunkt" zu finden oder aber habe Angst, aufzugeben, obwohl noch Lebensqualität besteht. Mir geht der wahre Blick verloren in meiner Angst.
Ich hab diese Situation nicht das erste Mal, aber es wird nicht leichter:
Kätzlein Nr. 1 hatte ich vom Tierschutzverein. SEHR verschüchtert und verstört, aber sie taute auf bei mir. 7 Jahre war Mrs. Brisby meine treue Begleiterin. Zwar immer eigensinnig, aber lieb und recht ängstlich neuen Dingen/Menschen gegenüber. Bis ich einen Partner fand und wir den Wohnort wechselten und sie kastriert wurde, weil ich sie dort raus lassen wollte. "Verwundet" (kastiert) griff sie meinen Partner an, in einer Art, wie ich es zuvor noch nie gesehen hatte. Sie wollte ihn wirklich töten und sprang vom Boden aus immer nur in sein Gesicht....
Sie wurde dann akut im Wohnzimmer eingesperrt und sofern sich der Türgriff nur bewegte oder sie seine Stimmte hörte, war sie "out of order" und ging, wie eine Besessene, auf die Tür los. Auch aus Sorge um Freunde/Bekannte/Kinder, die oft unser Haus bevölkerten, habe ich mich nach Tagen der Nichtbesserung entschieden, sie mittels Pusterohr (es war kein Rankommen mehr möglich) einschläfern zu lassen. Ich hab gelitten, wie ein Hund und fühlte mich verräterisch.
Nick Knatterton war ihr "Baby" (obwohl ausgewachsen doppelt so groß) und obwohl sie angeblich unverträglich war, wurde er ihr bester Begleiter. Er musste der "Abschussorgie" beiwohnen, weil er unterm Sofa saß.
Traurig, wie er war, besorgte ich schnell "Nachschub", damit er nicht allein sein musste, was er nicht kannte.
Kalle Wirsch zog ein..... ein kleines, widerspenstiges, pechschwarzes Katerle, der ihm das Leben mehr als schwierig machte. Wie oft schaute Nick Knatterton mich hilflos an, wenn dieses Teilchen sich seines Kopfes und Rückens bemächtigte, sich festbiss und sich nicht abschütteln ließ, trotz buckelnder Galoppaden durch Haus und Garten.
So blieb es! Kalle Wirsch übernahm das Zepter und war fortan und zunehmend gefürchtet von Mensch und Tier. Er herrschte über unser und die Nebengrundstücke, legte sich mit jedem Kater an, fechtete alle Kämpfe aus, ging ohne Grund auf Hunde los oder drohte auch nur. Er ist und war nie zum Schmusen bereit, das war ihm zuwider. Mal neben menschlicher Wärme nieder legen reichte, 3 Mal über den Kopf streicheln auch, danach gabs Gefauche.
Nick Knatterton (mein Leib- und Magenkater) ist vor Jahren bitterlich an Morbus Chron eingegangen, bzw. ist er auf meinem Arm eigeschläfert worden unter Geschreie und Gekotze. Vorher gab es oftmals tagelange Aufenthalte in der Klinik, weil mir dazu geraten wurde und er gute Chancen hatte. Ich hab immer darum gebeten, mir zu sagen, wenn es keine Heilungschancen ohne Qual mehr gibt, weil ich dieses meinen Tieren ersparen möchte.
Nun muss ich diese Entscheidung wieder treffen und mir graust es!!! Gebe ich ihn frei, so ganz uneigennützig oder gebe ich ihn zu früh auf? Hat oder hätte er noch Lebensqualität, oder quäle ich ihn? Wie groß sind seine Schmerzen, wie groß sein Unwohlsein und würde er gern noch bleiben?
Bah.... ich bin überfordert grad und hab Angst, die falsche Entscheidung zu treffen.
Er war immer Leben pur! Immer gesund, SEHR eigenwillig, aber genau darum mag ich ihn so sehr. Er war und ist eine Koriphäe! Er hat sich (außer von mir) niemals anfassen lassen, gedroht und gefaucht, wenn ihm jemand zu Nahe kam, aber ist immer ehrlich. Nie hat er hinterhältig zugeschlagen o.ä.
Wenn ich ihn z.B. bürsten wollte auf der Terrasse (er hat SEHR dichtes, schwarzes Fell) hat er so getobt und gefaucht, dass die Nachbarn dachten, er würde jemanden erlegen. Er hat alle in Schach gehalten, jahrelang die Leckis meiner Nachbarin angenommen, ohne sich einmal berühren zu lassen, sich Kämpfen mit Mardern o.ä. hingegeben und war kraftvoll, widerspenstig und unbelehrbar.
Nun hockt er seit Tagen im Bad, will seine Ruhe haben und es geht ihm schlecht. SEHR schlecht!
Der einstige Räuber (er zog grundsätzlich mit Katzenfutterpackungen, Aufschnitt, Käse, Milchtüten etc. von Dannen, wenn man´s stehen ließ) mag noch nicht einmal mehr fressen. Ich hab Mühe, Schmerzmittel und Antibiotika in ihn rein zu bekommen. Er ist in Tagen sowas von schmal geworden
Ich bin tieftraurig, es schmerzt und ich weiß, dass ich auch mit dem Tod meiner Tiere nicht umgehen kann.
Bin ich da verweichlicht oder gehts Euch ebenso?
LG Else