Hallo Lebenszauderer,
erstmal willkommen im Forum. Obwohl der Thread schon etwas länger ist, habe ich ihn mir noch nicht durchgelesen, sondern nur hier und da paar Zeilen mitbekommen. Daher werde ich meine Gedanken dazu parallel zum Lesen äußern. Bin also vom Wissenstand her genauso weit, wie die, die dir gleich nach erscheinen deiner Beiträge geantwortet haben.
Zitat:
Die anfängliche Verliebtheit weicht allmählich, der Alltag zieht ein ... doch wie weit ist das noch normal?
Spontan würde ich sagen, es hängt von den beiden beteiligten Personen ab.
Ganz allgemein würde ich sagen, wenn du im Alltag unterwegs bist, mal die ganzen Alltagssorgen ausblendest und beispielsweise für dich ganz alleine irgendwo spazieren gehst, oder bei einer Tasse Kaffee irgendwo für dich alleine dasitztst und völlig ungestört von äußeren Einflüssen nachdenken kannst, würde ich mir die Fragen in Ruhe durchdenken.
Denn eines der wichtigsten Probleme die auftreten können ist das, daß man einfach keine Zeit und keine Ruhe hat nachzudenken, weil immer irgendwer da ist und irgendwas von einem will, so daß man sich mehr von den äußeren Umständen getrieben sieht, als das Gefühl hat wirklich selbst für sich das eigene Leben im Griff zu haben.
Und das wirkt sich unabhängig davon was sich in einer Beziehung so tut eben auch auf diese Beziehung aus. Denn wo kann man im Normalfall am besten streiten und auch mal Dampf ablassen, als in einer Partnerschaft?
Wenn du also einfach für dich alleine Gelegenheit hast nachzudenken, kannst du dir ja Gedanken machen, was du für ok in einer Beziehung hältst und was du nicht gut findest.
Um mal ein ganz allgemeines Problem zu benennen: Wenn du mit einer Raucherin zusammen bist und dich am Zigarettenrauch störst, wirst du Kompromisse eingehen müssen und für dich abwägen, ob dir die Beziehung wichtiger ist, oder eine rauchfreie private Umgebung.
Egal um was es konkret geht, wird sich immer irgendwann die Frage stellen, ob du mit dem Kompromiss den du in der ersten Begeisterung für deine Partnerin eingegangen bist, auch nach Wochen, Monaten, vielleicht Jahren noch zufrieden bist und voll dahinter stehst.
Zitat:
Wann ist der kritische Punkt erreicht, ab dem es abwärts geht? Wann kann man noch etwas machen und die Beziehung retten oder sie so "stabilisieren", dass man gar keine Rettung braucht?
Da würde ich sagen, spätestens dann, wenn du absolut keine Lust mehr auf diese Beziehung hast und nur noch raus willst, also zu den eingegangenen Kompromissen nicht mehr stehen willst und gemeinsame Gespräche nichts bringen und du bildlich gesprochen nur noch auf gepackten Koffern "zuhause" sitzt, wäre es überlegenswert da raus zu wollen.
Abwärts geht es dann, wenn die freiwilligen Kompromisse zur Last werden und die Kraft das innerhalb der Beziehung passend hinzubekommen fehlt.
Was machen und retten kann man dann, wenn es möglich ist offen zu reden und gemeinsam Lösungen geschaffen werden können, die beide zufrieden machen.
Um das Rauchproblem nochmal anzuführen. Vielleicht hat die Partnerin das Rauchen vorübergehend aufgegeben, fängt aber wieder an. Da können Streits schon vorprogrammiert sein, oder zumindest ein absolutes Unwohlsein in häuslicher Umgebung.
Da hilft es, wenn man gemeinsam miteinander reden kann und gemeinsam eine Lösung findet. Oft ist es aber so, daß es gar nicht möglich ist sich über ein Thema zu unterhalten, weil das grundsätzlich zu einem Streit führt und sowieso keine Lösung bringt.
Da müssen beide ihre eigenen Rückzugsmöglichkeiten finden, damit die Beziehung weiter gut klappen kann. Wichtig ist aber auch, daß sich beide sicher sein können, daß beide zur Beziehung stehen. Und da gehört dazu, gemeinsam reden, aber auch gemeinsam schweigen zu können, wenn es hilft die Beziehung im Gleichgewicht zu halten.
Zitat:
Meine Freundin und ich nehmen mehr und mehr Dinge am anderen wahr, die den anderen stören und teilweise auf die Palme bringen. Es gibt Zeiten, in denen wir uns ein oder zwei Tage streiten, miese Stimmung herrscht und die Beziehung - meinem Empfinden nach - leicht weh tut. Dann gibt es wieder Tage, an denen wir herumalbern können wie früher und unbeschwert sind.
Solange dein Gefühl ist, daß du zu der Beziehung stehen kannst und dich vor die Entscheidung gestellt zusammen zu bleiben oder sich zu trennen, für das zusammen bleiben entscheidest ist das auch ok. Manchmal gehört Streit mit dazu um sich besser kennenzulernen und zu erkennen, wo Grenzen sind, die einfach nicht überschritten werden dürfen.
Nochmal zu dem Rauchen. Wenn du verletzt reagieren würdest und deiner Freundin eine Szene machst, könnte beispielsweise ungenannt bleiben, daß sie nur deshalb zuhause raucht, weil sie grad voll im Streß ist und es für sie ein Ventil ist damit klar zu kommen.
Wäre es möglich in Ruhe darüber zu reden, wäre es einfach einen für beide Seiten brauchbaren Kompromiss zu finden. Aber leider haben es solche Situationen an sich, genau dann unlösbar aufzutauchen, wenn es für einen selbst grad voll unpassend ist und man selbst grad gar keinen Nerv dafür hat, sich damit zu beschäftigen.
Deshalb finde ich es wichtig, sich auch mal zurückziehen zu können und frei von allem für sich selbst nachdenken zu können, was man selbst eigentlich möchte, was einem selbst sehr wichtig ist und wo man durchaus auch mal einen Kompromiss eingehen kann.
Wenn man das für sich selbst geklärt hat, kann man das auch besser in der Partnerschaft rüber bringen, ohne daß es darüber dann gleich zu einem Streit kommen muß.
Manchmal ist ein Streit einfach ein Ventil um aufgestauten Ärger los zu werden. Vielleicht findet ihr ja eine Möglichkeit, schon bevor so ein Ärgerstau sich aufbaut miteinander reden zu können?
Zitat:
Ich habe den Eindruck, dass durch den zunehmenden Alltag (am Anfang gab es so etwas nicht oder wir haben uns darum nicht so sehr gekümmert) immer weniger Zeit für uns bleibt. Arbeit, Haushalt, Zeit für sich - wie wenig Zeit bleibt da für uns?
Lehrbuch gemäß würde ich da sagen, findet gemeinsame Zeiten, in denen eben ihr Beide euch am wichtigsten seid und alles andere nebensächlich wird. In der Verliebtheitsphase ist das nicht schwierig, weil es da eben tatsächlich nichts wichtigeres gibt, als gemeinsam Zeit zu verbringen. Verabredung mit Freunden - kann man ausfallen lassen, einen Termin wahrnehmen der einem wichtig ist - kann man ausfallen lassen, sich um wichtige Dinge kümmern - kann man ausfallen lassen. In der Verliebtheit ist einfach fast nie irgendwas wichtiger, als der geliebte Mensch um den man sich bemüht.
Im Alltag sieht das dann anders aus, da sind dann die Freunde, oder ein wichtiger Termin oder viele andere Dinge dann eben doch mal wichtiger und geplante Unternehmungen die man gerne gemeinsam machen wollte fallen ins Wasser.
Da ist es dann wichtig, Zeiten zu haben, die beiden wichtiger sind als alles drum herum.
Wie das aussehen soll? Das sollte individuell zu dir, zu ihr und zu eurer Beziehung passen.
Zitat:
Wie geht ihr mit den Dingen um, die euch am anderen stören? Wie könnt ihr damit leben?
Wie erhaltet ihr euch den "Zauber des Anfangs" (klingt das schwülstig!)?
Das klappt nur, wenn beide zur Beziehung stehen und man sich so gut kennenlernt, daß man erkennen kann, ob grad alles in Ordnung ist, oder ob es irgendwelche Probleme gibt. Und da ist es dann wichtig, passende Lösungsmöglichkeiten zu finden, oder eben für sich einen Weg auch mal was akzeptieren zu können das unlösbar bleibt.
Wie schon gesagt, einer Raucherin vorzuhalten daß sie Raucherin ist und das doch bitte schön aufgeben soll, dürfte in vielen Fällen ziemlich unmöglich sein.
Da braucht es dann gemeinsame Vereinbarungen, die für beide Seiten akzeptabel sind.
Zitat:
Unser Problem ist auch, dass wir manchmal nicht wirklich wissen, woran es eigentlich liegt, dass schlechte Stimmung herrscht oder wir uns gegenseitig angehen.
Manchmal sind das Probleme von außen, die mit der Beziehung eigentlich gar nichts zu tun haben, über die es daher auch nicht leicht ist zu reden.
Die Beiträge von Ganter und Yvette finde ich nachdenkenswert.
ostara hat geschrieben:
verliebtsein - erkennen der wirklichkeit - integrationsphase - neubeginn, trennung oder lüge
Finde ich bemerkenswert, denn oft genug scheitert man in irgendeiner dieser Phasen.
Umso schöner, wenn es dann doch in einer Beziehung klappt und man gemeinsam glücklich sein kann.
Zitat:
Schwierige Fragen. Wie fühlt sich „sich nach der Verliebtheit lieben“ an?
Finde ich eine bemerkenswerte Frage.
Da ich derzeit alleine bin, kann ich darüber nur aus der Erinnerung berichten, doch eigentlich muß man das miterleben und bei Bedarf auch mal vergleichen.
Ganz pauschal gesagt, wenn einem die Beziehung gut tut, man gemeinsam glücklicher ist als alleine, man sich mehr über die Partnerschaft freut als sich darüber zu ärgern und man sich sagen kann, ich bin froh genau mit der Person zusammen zu sein, dann ist das schon eine gute Basis.
Anastasius hat geschrieben:
Ein Partner ist dazu da, dass man sich mindestens jeden zweiten Tag darüber freut, dass er da ist.
Schriftgröße 72 auf ein Blatt schreiben und ausdrucken, damit man das immer wieder lesen kann, wenn man es gerade braucht.
Zitat:
Ich fühle mich dadurch mit meinem Problem weniger allein.
Das ist gut, denn gerade mit Problemen ist man oft sehr alleine, weil es nicht so einfach ist, die verständlich zu machen und anderen gegenüber zu äußern.
Da dann mitzubekommen, daß andere ebenfalls Probleme haben und nicht einfach ein perfektes problemloses Leben leben hilft einem selbst wieder bisschen besser klar zu kommen.
Zitat:
Fakt ist, dass wir - so wie es jetzt ist - nicht so recht zufrieden mit unserer Beziehung sind. D.h. manchmal läuft es gut, dann wieder nicht.
Da wäre es sinnvoll, wenn es möglich wird darüber zu reden, wie deine und ihre Vorstellung von einer zufriedenstellenden Beziehung aussieht.
Wie ihr mit dem Fernseher, Radio, Internet oder auch mit Büchern, Zeitschriften, der Zeitung und all den Personen die Einfluß nehmen auf eure Beziehung umgeht, solltet ihr euch auch mal überlegen.
Zitat:
Das Problem ist nur, dass wir zwar über unsere Probleme reden, wir aber im Prinzip keine Lösung finden. Wir wissen nicht, wie wir es bearbeiten sollen. Und so sind die Themen zwar angeschnitten und angesprochen, aber immer noch offen.
Da fände ich es gut, wenn ihr Personen in der Nähe hättet, die euch gut kennen und euch ein wenig helfen könnten.
Viel Erfolg
AnsBriQue